190520 Europa

Lauter werden!

 

Ich möchte diesem Blog, der ja ohnehin meine persönliche Meinung wiedergibt, eine persönliche Anmerkung vorausschicken: Ich wurde früh um 1 Uhr am 9. Mai 1945 geboren – dem ersten Tag, nachdem die größte Katastrophe, die Europa je heimgesucht hat – nämlich der Zweite Weltkrieg – mit der deutschen Kapitulation geendet hatte. Seit dieser Zeit erleben wir eine beispiellose Phase des Friedens, des Wohlstands und der Verständigung über Grenzen, Gesellschaftsschichten und politische Überzeugungen hinweg.

Und mich beschleicht das beklemmende Gefühl, dass wir dies alles leichtfertig aufs Spiel setzen – ohne Not, ohne Verstand und viel zu oft ohne persönliches Engagement.

Dabei stehen wir vor einer der wichtigsten und zugleich kuriosesten Wahlgänge in der deutschen Geschichte, ja in der Geschichte Europas: Vom 23. bis zum 26. Mai sind rund 400 Millionen Europäer aus 28 Ländern – darunter 64,8 Millionen Deutsche – aufgerufen, das neunte Europäische Parlament zu wählen. Und wir sollten diese Wahl als eine Abstimmung über Europa verstehen. Über ein Europa, das nun wirklich das Attribut „alternativlos“ verdient.

Kurios ist diese Wahl, weil auch die Briten, die eigentlich diese Union verlassen wollen, aber nun doch über die Zusammensetzung der Legislative mitbestimmen, wahlberechtigt bleiben. Kommt es zum Brexit, werden die britischen Sitze zum Teil gelöscht, zum Teil auf andere Fraktionen verteilt – aber die Machtverhältnisse haben sie dann dennoch beeinflusst. Man kann darüber nur den Kopf schütteln und schweigen.

Wichtig ist diese Wahl, weil so viele Anti-Europäer zur Wahl stehen, die dem Brexit am liebsten einen fundamentalen Exit hinterherschicken wollen und zugleich Europäische kulturelle Errungenschaften wie Freizügigkeit und Toleranz mit Füßen treten. Man kann darüber nur den Kopf schütteln – aber schweigen? Nein!

Es ist an der Zeit, dass wir lauter werden und unser Bekenntnis für Europa, unsere Errungenschaften und für die europäische Stimme im internationalen Konzert verstärken. Und gleichzeitig geht es darum, in Aktion zu treten angesichts der Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung und demographischem Wandel. Und besonders gefordert sind dabei die Träger des Wohlstands in Europa: die mittelständisch geprägte Gesellschaft der Mitte und die mittelständischen Unternehmen! Denn Politik, Medien, Gesellschaft und Öffentlichkeit brauchen eine glaubwürdige, verantwortungsvolle Stimme, die sich für die europäische Idee einsetzt.

Familienunternehmen und der Mittelstand sind Europa. In Deutschland stellen sie 90 Prozent der Unternehmen, generieren 52 Prozent des Umsatzes und 58 Prozent der Arbeitsplätze. Sie sind Träger und Garant zugleich für den Wohlstand in Europa. Und deshalb stehen sie auch in der gesellschaftlichen Verantwortung für Europa. Denn dieser Wohlstand ist gefährdet.

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich für diese Gesellschaft einzusetzen: als Arbeitgeber in der Region ebenso wie als Champion auf dem Weltmarkt, als Wortführer in der politischen Diskussion und als Meinungsmacher in den politischen Gremien und Verbänden. Es ist an der Zeit, den eigenen Einfluss zu nutzen. Dazu haben sich die mittelständischen Vertreter im Bundesverband der Deutschen Industrie in einem Papier auf Leitgedanken zu mehr Verantwortung, mehr Position und mehr Bekenntnis zu Europa geeinigt. Zusammengefasst bedeutet das: Wir müssen lauter werden!

 

3 Gedanken zu „Lauter werden!“

  1. Lieber Heinz Paul Bonn,

    vielen Dank für diesen sehr richtigen Blick auf die bevorstehende Europawahl. In der Tat geht um sehr viel mehr als die Krümmung der Gurke oder die Einfuhrbestimmungen für Bananen.

    Wir stimmen mit dieser Wahl auch indirekt über die Grundrichtung der EU für die nächsten 5 Jahre ab.

    Alleine aus England könnten künftig von den 55 Abgeordneten 35 Europagegner sein, Hinzu kommen die Europagegner aus Polen, Ungarn und auch aus Deutschland. Diese Abgeordneten sitzen nicht nur im Plenum sonder auch in Ausschüssen und haben so mehr Einfluss als wir es uns alle wünschen.
    Deshalb gilt es bei der Wahl die demokratischen und europafreundlichen Kräfte zu stärken und einer Kräfteverschiebung nach Rechts entgegenzuwirken.
    Eine hohe Wahlbeteiligung ist daher sehr wichtig!

  2. Lieber Heinz-Paul,
    Danke für Deinen Einsatz, jetzt müssen wir auf der Zielgeraden noch lauter werden,
    Alle Flaggen sind gehisst,
    Die Hoffnung bleibt!
    hG Arndt

  3. Lieber Herr Bonn, mit Freude habe ich Ihre Anmerkungen von meiner lieben Frau weiter geleitet bekommen. Nach dem Lesen möchte ich Ihnen sagen, dass ich mit Ihren Ausführungen voll übereinstimme. Auch ich bin kurz nach dem Krieg geboren worden und nachdem ich damals schon mit Freunden durch Europa gereist bin, hatten wir nur das eine Ziel vor Augen, dass sich dieser Wahnsinn niemals wiederholt.
    Da die heutige Jugend diese Zeit nicht erlebt hat, muss man Aufklärung leisten und von der großen Errungenschaft “Europa “ überzeugen.
    In diesem Sinne sollten wir “alle” laut werden.
    Heinz Schmitz

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