Euer Ohr, nicht euer Geld!

„Ich will, dass wir das Potenzial der Digitalisierung und der Daten in vollem Umfang nutzen – für einen modernen, bürgernahen Staat.“ Das sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser zur Eröffnung der Smart Country Convention in Berlin in der vergangenen Woche. Doch auf das Wollen müssen auch das Können und schließlich das Tun folgen – und da hapert es Deutschland. Allen hinterher hinken insbesondere die deutschen Behörden, die weit davon entfernt sind, die „Super-App“ für alle staatlichen und kommunalen Dienstleistungen bereitzustellen. Wie auch, wenn Bundesfinanzminister Christian Lindner die Mittel für Digitalprojekte zusammengestrichen hat.

So wird sich auch kaum in Zukunft etwas ändern. Wenig hoffnungsfroh ist da auch Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst, der die Rückständigkeit deutscher Behörden im „Global Innovation Index“ festgeschrieben sieht. Darin rangiert Deutschland inzwischen auf einem peinlichen 59. Platz – mit wenig Aussicht darauf, die Position in naher Zukunft zu verbessern. Denn die digitale Verweigerung der deutschen Behörden hat bereits traurige Tradition, die weit in die Merkel-Ära und davor zurückreicht. Dabei ist die Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen in der deutschen  Bevölkerung groß, wie eine repräsentative Umfrage von Bitkom-Research zeigt.

Danach wollen neun von zehn Bundesbürgern über 18 mehr digitale Dienstleistungen in ihrer Stadt und Gemeinde. 70 Prozent der Befragten sind dabei davon überzeugt, dass sie durch digitalisierte Dienstleistungen der Behörden Zeit und Geld sparen werden, und in etwa die gleiche Gruppe zeigt sich überzeugt, dass die meisten Behördengänge problemlos digitalisiert werden könnten. Wenn man nur wollte.

Ralf Wintergerst weiß, woran es hapert: „Uns fehlt es oft an Disziplin!“ Es fehle nicht unbedingt an finanziellen Mitteln oder dem technischen Knowhow. Vielmehr ist die deutsche digitale Rückständigkeit eine indirekte Folge des föderalen Prinzips. Es fehlt an Koordination zwischen den Ländern – und im Bund fehlt die ordnende und durchsetzende Hand eines Digitalministeriums, das der Bitkom schon lange fordert. Als Anhängsel des Verkehrsministeriums aber ist das Digitale ein zahnloser Tiger. Dabei lebt die Informationstechnik von der Skalierung: Wo Lösungen mehrfach eingesetzt werden können, reduzieren sich die Aufwände. Das erfährt man schon in betriebswirtschaftlichen Proseminaren.

Und genau hier will der Hightech-Verband Bitkom künftig verstärkt ansetzen, verspricht der neue Präsident Wintergerst. „Digitalisierung ist eine Querschnittsdisziplin“, die nicht nur die Behörden voranbringt, sondern auch die deutschen Schwerpunktindustrien wie Automobilbau, Maschinen- und Anlagenbau, die Chemie und nicht zuletzt den Dienstleistungssektor weiter voranbringen wird. Das gilt auch für die fundamentalen Innovationsprojekte zur Energiewende, zur Nachhaltigkeit oder zur Verbesserung der sozialen Teilhabe und damit zur Stärkung der Demokratie.

Entsprechend selbstbewusst zeigt sich der Bitkom unter der neuen Führung. Zwar ächzen auch die Hightech-Unternehmen unter dem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel. Doch gleichzeitig sorgen Künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Team-Lösungen für enorme Effizienzgewinne  nicht nur für die Kunden, sondern auch in der Entwicklung und der Beratung. Trotz immer komplexeren Projekten und Programmen, reduzieren sich die Zeiten, in denen neue Lösungen entwickelt, vermarktet und eingesetzt werden.

Mit anderen Worten: Die IT-Industrie ist – anders als andere Branchen – nicht im Krisenmodus. Das gilt auch für mittelständische und kleine Unternehmen. Wenn Behörden mehr Tempo bei der Digitalisierung aufnehmen, wenn mittelständische Unternehmen ihre Innovationskraft in die Modernisierung ihrer Anlagen stecken und wenn im Büro, im Handwerk und in der Produktion mehr Automatisierung durch KI-Systeme möglich gemacht wird, dann läuft es auch mit der Wirtschaftsleistung. Die IT-Industrie hält den Schlüssel für einen „modernen, bürgernahen Staat“, von dem die Bundesinnenministerin sprach, in der Hand. Für Ralf Wintergerst ist es deshalb ein wichtiges Signal an die Politik, wenn er sagt: „Wir brauchen nicht euer Geld, sondern euer Ohr!“

Mit Sicherheit mehr Sicherheit nötig

Was waren das doch für Zeiten, als wir noch Witze machten wie: „Wenn Autos wie Computer wären, würde der Airbag ´Sind Sie sicher?´ fragen, bevor er aufginge.“ Damals galten Personal Computer als nicht ernst zu nehmende Spielerei. Wer etwas auf sich hielt, arbeitete in einer Hochsicherheitsumgebung am Terminal eines Mainframes. Seitdem hat sich einiges geändert: Es gibt mehr Computer als Autos, die inzwischen selbst fahrende Computer sind, und die Automobilbauer investieren Milliarden Euro in eine gegenüber Cyberkriminellen sichere IT-Umgebung fürs Infotainment, autonomes Fahren und Connected Cars.

Und die Frage „Sind Sie sicher?“ hat heute einen ganz anderen, keineswegs komischen Kontext. „Besorgniserregend“ nennt die neue Präsidentin des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Claudia Plattner, dies in ihrem Lagebericht. Im Zeitraum von Juni 2022 bis Juni 2023 hat die Behörde täglich rund 250.000 neue Varianten von Schadprogrammen und 21.000 mit Schadsoftware infizierte Systeme registriert. Gleichzeitig würden jeden Tag durchschnittlich 70 neue Sicherheitslücken in Deutschland entdeckt. Dem Hightech-Verband Bitkom zufolge entsteht durch Cyberkriminalität ein jährlicher Schaden von über 200 Milliarden Euro. Claudia Plattner sieht deshalb eine neue Behörde als notwendig an, die ähnlich wie das BKA Cyberkriminalität auf Bundesebene bekämpft und dabei Kompetenzen und Rechte besitzt, wie sie das Bundeskriminalamt hat.

Eine wachsende Bedrohung sieht das BSI durch Künstliche Intelligenz. Über KI-Anwendungen könnten Aktivisten und Angreifer immer einfacher Desinformationskampagnen gestalten und verbreiten. Mit sogenannten „Deepfakes“ erstellen sie authentisch wirkende Materialien und versuchen so die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Wird KI zur Programmierung eingesetzt, könnte sich auch die Zahl der Schwachstellen häufen, mahnt das BSI.

Das allerdings lässt sich wohl nur im internationalen Rahmen in Angriff nehmen. Deshalb haben sich diese Woche Vertreter von Unternehmen und Regierungen im britischen Bletchley Park getroffen, um über die globale Sicherheit im KI-Zeitalter zu sprechen. Heraus kam eine gemeinsame Erklärung, die auch die deutschen, US-amerikanischen und chinesischen Vertreter unterzeichneten. Darin heißt es, dass Sicherheitsrisiken von gesellschaftlichem Belang identifiziert und besser bekämpft werden sollten. Der „Aufbau einer jeweiligen risikobasierten Politik in unseren Ländern, um die Sicherheit angesichts dieser Risiken zu gewährleisten“, gehört demnach ebenso zur gemeinsamen Agenda wie das Eingeständnis, dass unsere Ansätze je nach den nationalen Gegebenheiten und den geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen unterschiedlich sein können“. Das klingt ziemlich rätselhaft, wenn nicht ratlos.

Denn ob mit dieser Erklärung einem mittelständischen Unternehmen konkret geholfen wird, darf getrost bezweifelt werden. Substantieller dürfte da die Initiative sein, die Microsoft soeben ins Leben gerufen hat. Die Secure Future Initiative soll dazu beitragen, dass gerade durch KI-Hilfe entwickelte Anwendungen höheren Qualitätsstandards genügen, um Angriffen aus dem Cyberspace effizienter zu begegnen. Es sei eine gesellschaftliche Verantwortung, betont Microsofts Präsident Brad Smith. Gerade die Geschwindigkeit, das Ausmaß und die Präzision der letzten Cyber-Attacken verlange eine Antwort. So soll KI bei der Entwicklung dieser Sicherheitsstandards helfen, die einerseits Teil des Microsofts Software-Lebenszyklus werden wird und zum Beispiel Multifaktor-Authentifizierung zum Default-Wert bei neuen Releases werden.

Doch die Sicherheitskonferenz in Großbritannien legt auch die pessimistische Vermutung nahe, dass es keinen Sicherheitsstandard gibt, der nicht mit der entsprechenden Energie geknackt werden kann. Für diese Erkenntnis ist der Bletchley Park eine ideale Standortwahl. Dort enträtselten britische Wissenschaftler und Militärangehörige rund um Turing die deutsche Enigma-Chiffriermaschine und entschieden damit den Seekrieg im Zweiten Weltkrieg für die Alliierten.

Wir brauchen mit Sicherheit mehr Sicherheit. Schon die jetzt seit Tagen in Nordrhein-Westfalen handlungsunfähigen Kommunalbehörden, die nach einem Hackerangriff auf einen Dienstleister offline gehen mussten, zeigen, wie abhängig wir von einer sicheren IT-Infrastruktur sind. Das gilt mit und ohne KI. Solange es „kriminelle Intelligenz“ gibt, werden wir wohl regelmäßig nachrüsten müssen, um die Frage „Sind Sie sicher“ positiv zu beantworten. Und das ist kein Witz.

Mittelstand profitiert von KI-Einsatz

Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her – diesmal in Gestalt von Microsoft-CEO Satya Nadella, der anlässlich seines Berlin-Besuchs ein erstaunlich positives Bild vom deutschen Mittelstand zeichnete. Das Publikum bei der Verleihung des Axel Springer Awards an den charismatischen „Microsofty“ war jedenfalls überrascht, als sie das Loblied auf die Innovationsfähigkeit mittelständischer Unternehmen hörten: „Der deutsche Mittelstand wird der größte Profiteur von KI“, sagte er. Ein Grund seien die gut ausgebildeten Fachkräfte hierzulande.

Diese Erwartung schöpft Satya Nadella aus seinen letzten Zahnarztbesuchen in den USA: Dort finde er ausschließlich Apparate und Medizingeräte aus deutscher Fertigung vor, erklärte er in einem Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Die könnten aufgrund der Fülle an Daten, die sie produzieren, auch „erstklassige digitale Produkte“ sein. Dasselbe gelte für den gesamten deutschen Maschinen- und Anlagenbau. Sprachassistenten wie ChatGPT oder die in den Microsoft-Lösungen integrierten Copiloten sind seiner Ansicht nach eine hervorragende Basis für den Mittelstand, mit eigenen Datenmodellen neue digitale Produkte zu kreieren.

Allerdings könnte dazu die inzwischen sprichwörtliche Deutschlandgeschwindigkeit nicht ausreichen. Erst 15 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben ein Jahr nach der Veröffentlichung von ChatGPT eigene KI-Initiativen gegründet, hat der Bitkom ermittelt. Das wäre vor zwei Jahren noch beeindruckend gewesen – heute aber ist das eindeutig zu langsam. „Wenn man wartet, bis sich die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt haben, bevor man etwas einführt, wird es angesichts der Chancen, die man hat, zu spät sein“, warnte Nadella im Gespräch mit Wirtschaftsvertretern.

Ob diese Beschleunigung auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Sinn hat, lässt sich aus dem jetzt vorgelegten Strategiepapier seines Ministeriums unter dem Titel „Industriepolitik in der Zeitenwende“ nicht unbedingt herauslesen. Die drei darin priorisierten Ziele „Industriestandort sichern, Wohlstand erneuern, Wirtschaftssicherheit stärken“ benennen nur indirekt das übergeordnete Ziel der Stärkung im internationalen Wettbewerb. Beim Thema KI geht es dem Papier zufolge lediglich darum „den Anschluss halten“ zu können. Das allerdings ist zugegebenermaßen schon ambitioniert genug.

Dabei ist die Einsicht durchaus angekommen, dass sich der Einsatznutzen von KI nur dann vollständig ausschöpfen lässt, wenn die entsprechende Datenbasis gut aufbereitet vorliegt. Deshalb unterstützt das Bundeswirtschaftsministerium in einem Leuchtturmprojekt unter dem Namen „Catena-X“ die Automobilindustrie und deren meist mittelständische Zulieferer. Dort wird ein globaler Datenraum mit durchgängiger Datenkette entlang der gesamten automobilen Wertschöpfung geschaffen. „Die starke Beteiligung der Automobilindustrie zeigt: Die Unternehmen brauchen skalierbare digitale Ökosysteme, um für zentrale Themen Lösungen zu bekommen“, heißt es in dem Strategiepapier.

Kernprojekt für die vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte digitale Transformation der Industrie ist Manufacturing-X, das auf den Erfahrungen von Catena-X aufsetzt und auf die umfassende Digitalisierung aller industriellen Lieferketten zielt. Dabei soll der gesamte Lebenszyklus von Produkten und Produktionsmitteln – von der Rohstoffgewinnung bis zum Recycling – erfasst werden. Klingt gut, ist aber möglicherweise zu langwierig und zeitaufwendig, um in der Deutschlandgeschwindigkeit auf internationales Niveau zu gelangen.

Doch sollte das nicht daran hindern, das Richtige zu tun. Einerseits haben mittelständische Unternehmen derzeit die einmalige Chance, schnell und in überschaubaren Größenordnungen mit den verfügbaren Sprachassistenten eigene digitale Produkte und Dienstleistungen zu schaffen. Andererseits dient die Bundesinitiative auch der breiten Verfügbarkeit von verlässlichen Daten. Denn „aufbauend auf umfassenden Datenquellen mit eigenen Daten und Daten Dritter, wird auch das volle Potenzial von KI-Lösungen als Schlüsseltechnologie sichtbar“, wissen die Autoren des Strategiepapiers.

Dabei gibt das Ministerium ein Versprechen ab, das wie eine Replik auf Satya Nadellas Besuch in Berlin klingt: „Wir setzen uns dabei für eine innovationsfreundliche Ausgestaltung der regulatorischen Rahmenbedingungen für KI in Europa ein, um Potenziale der KI zu nutzen und Investitionen in KI zu fördern.“ Und weiter heißt es: Vertrauenswürdige KI kann so ein Markenzeichen für Europa, ein internationales Vorbild und ein Wettbewerbsvorteil für die Industrie werden.“ Es würde erst einmal reichen, wenn der deutsche Mittelstand, wie von Satya Nadella prognostiziert, tatsächlich vom KI-Einsatz überdurchschnittlich profitiert. „Schaun mer mal, dann sehn mer scho.“

Sechs indische Köstlichkeiten

Vor einem halben Jahrhundert hätte jeder darauf gesetzt, dass die Welt einmal von IBM beherrscht werden würde. Der Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke nannte einem Mythos zufolge seinen KI-gestützten Computer in seinem Weltbestseller „2001: Odyssee im Weltraum“ HAL9000 auch als Hommage an den damals einzigen Tech-Giganten Big Blue, indem er für die jeweils den Buchstaben I, B, M die im Alphabet vorgesetzten Buchstaben gewählt haben soll: H, A, L. Und IBM selbst ehrte den SF-Autor, indem die Company ihre letzte Mainframe-Generation ES9000 taufte.

Doch nach Jahrzehnten einer unfassbaren Selbstentleibung spielt IBM in der Liga der Weltmarktführer keine nennenswerte Rolle mehr. Die Tech-Giganten von heute sind – mit zwei Ausnahmen – Kinder des Internet-Zeitalters: Google, Amazon, Meta oder das Imperium von Elon Musk. Die beiden Ausnahmen sind Apple und Microsoft, die beiden wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von drei beziehungsweise 2,5 Milliarden Dollar. Beiden ist gelungen, was IBM trotz mehrerer Häutungen nie gelungen ist, und die Internet-Giganten noch vor sich haben: sie haben sich erfolgreich und umfassend neu erfunden. Beide Turnarounds sind mit zwei Namen verbunden.

Der eine, der frühvollendete Steve Jobs, ist längst eine Legende; der andere, der 56jährige Satya Nadella, arbeitet noch daran, ist diesem Ziel allerdings diese Woche um einen guten Schritt näher gekommen, als ihn der Axel Springer-Verlag mit dem nach dem Verlagsgründer benannten Award ausgezeichnet hat. Diese Ehre hatten vor ihm schon 2016 Mark Zuckerberg, 2018 Jeff Bezos und 2020 Elon Musk. Doch der diesjährige Preisträger toppt sie alle, denn – so formuliert es der Springer Verlag selbst: „Er gestaltet unsere Zukunft“.

In einem durchaus launigen und einsichtsvollen Gespräch mit Verlags-CEO Mathias Döpfner offenbarte Nadella nicht nur seine Liebe zum Cricket, sondern auch die Erkenntnis, das Mannschaftssport gut für die Menschen ist, weil es Teamgeist und Wettbewerb zugleich befördert. Der aus Hyderabad stammende Microsoft-CEO hatte aber noch andere Empfehlungen parat. Diese Management-Ratschläge können tatsächlich als Maxime für jeden Entscheider in mittelständischen Unternehmen oder Globalkonzernen sowie für politische Führer, respektive „Führerinnen“ gelten.

Hier sind die fünf indischen Köstlichkeiten, die sich jeder an den Spiegel hängen darf:

  • Don´t panic! Von seinem Vorgänger im Amt, Steve Ballmer, habe er den Rat empfangen und beherzigt: „Sei mutig, tue das Richtige!“ Satya Nadella übersetzte das für sich ganz anders als es ihm sein Vorgänger vorgelebt hatte: Hab keine Angst vor Veränderungen und packe an, was erneuert werden muss.
  • Beherrsche Sprint und Marathon! Nichts spreche dagegen, die Rendite des Unternehmens kurzfristig in die Höhe zu treiben, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Doch wichtiger – und nachhaltiger – ist es laut Nadella, ein Gleichgewicht zwischen langfristigem Erfolg und Etappensiegen herzustellen.
  • Verantwortung bedeutet Empathie! Der weltweite Erfolg von Microsoft mahnt Satya Nadella stets, sich daran zu erinnern, „dass unsere Software nicht nur das Leben von Menschen beeinflusst, für die Computer ein Hobby sind, sondern auch ganze Gesellschaften und Volkswirtschaften verändern kann.“
  • Achte deine Wettbewerber! Es gibt viele Euphemismen für Rivalen im Markt – „Mitbewerber“ oder „Marktbegleiter“ zum Beispiel. Doch Satya Nadella erweist seinen Konkurrenten Respekt, weil sie auf dem Markt „für den Auftrieb sorgen, den wir brauchen, um über uns selbst hinauszuwachsen. Sie helfen uns, um die Ecke zu denken und neue Chancen auszumachen, auf die wir alleine möglicherweise nicht gekommen wären.“
  • Finde Partner und pflege sie! Mit dem Satz „Kooperationen sind gegenseitige Erkundungsreisen!“ lobt Satya Nadella nicht nur die Partnerschaften mit Konkurrenten wie Apple, Google und Amazon, sondern auch die zahllosen Partnerschaften mit großen und kleinen Beratungsunternehmen und Softwarehäusern. Allein in Deutschland zählt Microsoft rund 30.000 Partner.

In vier Monaten wird Satya Nadella ein Jahrzehnt als CEO agiert haben. Der Anruf des damaligen Microsoft-Chairman John W. Thompson ist ihm noch klar in Erinnerung. „Ich brauchte einige Minuten, um zu verdauen, was er mir gerade gesagt hatte. Ich sei geehrt, dankbar und aufgeregt, erklärte ich ihm“, erinnert sich der Preisträger beim Festakt im Axel Springer-Haus. Dass er seitdem Microsoft zuerst mit aller Macht in die Cloud getrieben und dann als Vorreiter für Künstliche Intelligenz positioniert hat, sind seine technischen Erfolge. Der wichtigste Unterschied zu den Microsoft-Jahren „vor Nadella“ aber ist die völlig veränderte Firmenkultur, die auf Empathie setzt.

Es ist sozusagen die sechste indische Köstlichkeit: „In einer Welt, in der zahlreiche neue Technologien den Status quo wie nie zuvor verändern, gewinnt dieses Einfühlungsvermögen zunehmend an Bedeutung.“