Zur Jahrtausendwende war es klug und gut, vor jedes Produkt sozusagen als Nachweis seiner Modernität ein „e“ für „electronic“ voranzusetzen: Aus dem Business wurde so eBusiness und aus dem Server ein eServer. Später trat ein Bedeutungswandel ein in Richtung „everybody“ und „everywhere“ als Synonym für das allgegenwärtige Web. Um die Individualität herauszuheben, bedurfte es schon neuer Produkte wie iPod, iPhone und iPad, die das Ego (i) voranstellen. Inzwischen ist das „E“ in seiner großgeschriebenen Variante zurückgekehrt und benennt ganz neue Endgeräte einer umfassenden Wolke: Der Elektrowolke.
Als E-Tron (Audi), Mini-E (BMW), E-Smart oder Elektro-Transit fuhren die Nutzer der Elektrowolke an diesem Montag vor dem Brandenburger Tor. Weitere Exemplare tragen so sinnfällige Namen wie Ampera (Opel) oder City Lion (MAN). Ihre Erzeuger, allesamt Vertreter der Automobilindustrie, sowie Vertreter der notwendigen Infrastrukturbranchen wie Energiewirtschaft, Telematik, Informationswirtschaft, Chemie und Elektroindustrie saßen mit der Kanzlerin zusammen, um ihre Innovationskraft bei der Mobilität von morgen in einer Nationalen Plattform Elektromobilität zusammenzufassen.
Beinahe wären Telematik und Informationswirtschaft gar nicht geladen gewesen, dabei ist kaum vorstellbar, dass ein Netz aus Ladestationen ohne ITK überhaupt gesteuert werden kann. Wer heute den Güter- und Personenverkehr optimieren will, der kann ohne Daten aus der Wolke fast gar nichts mehr steuern: die Cloud für die Maut sozusagen. Wenn in zehn Jahren ungefähr eine Million E-Autos mehr auf deutschen Straßen fahren sollen als bisher (derzeit sollen es 1600 sein), dann brauchen wir eine Datenautobahn neben der Autostrada. Verkehrslenkung könnte ein hübscher Nebenaspekt der E-Mobilität werden.
Die (Geistes-) Blitze, die da aus der Wolke heraus die Fahrzeuge antreiben wollen, verpuffen derzeit noch mit grollendem Donner – zum Beispiel mit der Frage, wie sauber der Strom im deutschen Energiemix sei oder noch werden könne. Ohne Atomstrom gehe da nichts, wird hier schnell lobbyiert. In der Tat drängt sich hier eine Analogie zum Web auf: Wer hier heute über die Sperrung von Inhalten nachdenkt, probt morgen den Ohmschen Widerstand gegen schmutzigen Strom.
Denn egal, ob es sich um ein Endgerät zur globalen Kommunikation oder zur globalen Mobilität handelt – entscheidend ist der Energievorrat. Wir werden unsere Gadgets vom Auto bis zum eBook zu einem multiplen-mobilen Speicherwerk entwickeln, das seine gesamte Infrastruktur erst noch erschaffen muss. Drei von acht Viertelstunden, die mit der Kanzlerin hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde, verwendete man auf das Thema Lithiumionenbatterien, deren Leistung noch zu gering bei zu hohem Preis ist. 10000 €uro kostet das für den Antrieb so wichtige Teil, mit dem bislang eine Reichweite von ungefähr 150 Kilometern erzielt werden kann. Zwar sei man in Deutschland führend, hieß es selbststimulierend. Aber offensichtlich ist man hierzulande doch in der Führungsgruppe eher abgeschlagen hinter zum Beispiel China, Japan oder Frankreich.
Das soll sich nun mit einer Forschungsinitiative ändern, die freilich (zunächst) ohne große Fördergeldzusagen auskommen muss. Das wird erst die nächste Zwischenbilanz im Herbst bringen, während die übernächste Zwischenbilanz auch über Kaufanreize diskutieren will, etwa als zukunftsgerichtetes Gegenstück zur Abwrackprämie – sozusagen ein E-Scheck. Vorerst aber gibt es nur die Initiative – Fördermittel nur durch Umwidmung bisheriger Programme.
Was geschah sonst noch an diesem Montag? Ach ja, Finanzminister Schäuble verteidigte das am Wochenende beschlossenen Milliardenengagement der deutschen Steuerzahler für Griechenland. Und die mit 100 Milliarden vor dem Exitus gerettete Hypo Real Estate erhielt aus dem Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) noch einmal 1,85 Milliarden Euro frisches Kapital.