Der Grund, warum die SAP-Feier irgendwann den Namen Sapphire erhielt, liegt im Dunkeln der IT-Historie – zumindest für den Autor (aufklärende Kommentare sind willkommen). Vielleicht war das SAP-Logo ja schon immer durch die kristalline Struktur des Aluminiumoxyds (Al2O3) inspiriert, die dem Saphir seine Härte verleiht und seinen strahlenden blauen Glanz (obwohl das Rubinrot, wie es zum Beispiel im Oracle-Logo zu finden ist, auf der gleichen Kristallstruktur aufbaut).
Warum aber die soeben zeitgleich in Orlando und Frankfurt zu Ende gegangene diesjährige Sapphire mit dem Anhängsel NOW versehen wurde (man hat angeblich Oracle-Agenten bei dem Versuch erwischt, das „W“ aus dem Veranstaltungslogo zu entfernen), wird vielleicht immer im Dunkel der Geschichte verbleiben – denn das alles dominierende Thema der Sapphire war nicht unbedingt das „Jetzt“, sondern das „Hier“. In diesem Raum/Zeit-Kontinuum verortet SAP seine Produktwelt neu.
Ob zuhause oder unterwegs, ob gekauft oder gemietet – SAPs ERP-Angebote sollen künftig nicht nur bessere Informationen bieten, sondern sie dorthin bringen, wo der Manager sitzt, der aus den Informationen Entscheidungen gewinnt. Er hält die ganze Welt in seiner Hand. Die ganze Welt als Endgerät.
Nur mit einer Doppelspitze konnte der transatlantische Event adäquat bestückt werden: Bill McDermott (Orlando, Florida) und Jim Hagemann Snabe (Frankfurt, Hessen) verkündeten zeit- und raumversetzt, die neue SAP-Anywhere-Strategie, die auf den Überall-Kunden zielt: Der Erfolg und das Vertrauen jedes einzelnen Kunden ist die Messlatte für den Erfolg des Weltmarktführers für Unternehmenslösungen. Jeder Kunde hat in dieser global vernetzten Welt eine mächtige Stimme, mit der er unmittelbar Millionen Zuhörer findet, beobachtet Snabe. Und umgekehrt kann jeder an jedem Punkt der Erde eine Million Stimmen abrufen: „Mobility is the new desktop“, meint McDermott.
Nach ziemlich genau 100 Tagen im Amt (also, genau genommen sind es ja 200 Tage) vermitteln die SAP-Kapitäne, dass der Saphir umgeschliffen und neu gefasst ist. Sein Glanz, so konnte man auf der Leinwand und im Auditorium an beiden Standorten sehen, spiegelt sich bereits wieder in den Augen der Anwender. Die Mattigkeit der zurückliegenden 18 Monate scheint wegpoliert.
Dabei ist es faszinierend mitzuerleben, wie auf allen Hierarchieebenen das Hohe Lied der Partnerschaft gesungen wird. Es sind die vertikalen Addons, die den Markterfolg von Business by Design bewirken. Es sind die Implementierungspartner für die OnPremise-Lösungen, die den Value Add bringen. Es sind Cisco, EMC und VMware, an deren Virtual Computing Environment (VCE) SAP nun aktiv teilhaben will, um Kunden eine Infrastruktur zur Virtualisierung anzubieten. Und nicht zuletzt ist es der Langzeitpartner Sybase, mit dessen geplanter Übernahme die Versäumnisse der vergangenen 15 Jahre nachgeholt werden sollen.
Denn es ist geradezu ein Treppenwitz der Datenbank-Geschichte, dass es die Weigerung von Sybase war, zeilenorientiertes Locking in seine RDBMS einzubauen, die Mitte der neunziger Jahre SAP dazu nötigte, Oracles Datenbankangebote für die eigenen Unternehmenslösungen zu favorisieren. Und es war der unglaubliche Marketing-Deal von Sybase, dem Konkurrenten Microsoft sowohl Brandname als auch Technology für ein eigenes Datenbank-Angebot zu verkaufen, das MS SQL Server zur anderen großen Datenbankbasis der SAP machte. Jetzt, muss sich Hasso Plattner gedacht haben, zwingen wir sie mit einem 5-Milliarden-Dollar-Scheck und befeuern nebenher unsere eigene On-Device-Strategie. Denn Sybase bietet in der Tat genug Technologie, um aus dem „Now und Here“ ein „Anytime und Everywhere“ zu machen – On Premise, On Demand und On Device.
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