Wer hat eigentlich diese unselige Dichotomie in die Cloud-Debatte gebracht: OnDemand versus OnPremise? Zurückkehrend von einem Einladungs-Meeting des Cloud-Consulting-Pioneer Saugatuck in New York hatte ich im Flugzeug genügend Muße, um sicherheitshalber die zurückliegenden 78 Bonnblogs noch einmal durchzulesen. Und ich kann nun freien Gewissens behaupten – also ich nicht!
Der Cloud Business Summit hat noch einmal auf den Punkt gebracht, was schiefläuft an der laufenden Cloud-Debatte. Vor allem die Marketing- und Sales-People haben in den letzten drei Jahren die Welt verrückt gemacht mit der Formel: IT is moving to the cloud (and it will never return). In diesem Satz und seiner Coda in sotto voce stecken alle Missverständnisse und Urängste der wolkengestützten Datenverarbeitung: meine Serverfarm, mein Administrator, meine Programme und meine Daten verschwinden irgendwo zwischen hier und den Vereinigten Daten von Informesien.
Die Ursache für diese Urangst liegt in dem Postulat: Mit Cloud Computing können Anwender ihre Hardware aus dem Fenster werfen – die nächste Investition in old iron fällt aus. Dieses derzeit am häufigsten verwendete Verkaufsargument fürs Cloud Computing ist ein Kind des Elevator Pitch: Schnell, schlagend und – naja – nicht so völlig falsch, aber auch nicht so richtig richtig.
Saugatuck´s Business Summit, auf dem neben den großen Anbietern auch erfrischend viel Praxiswissen vertreten war, hat damit gründlich aufgeräumt. „Die OnPremise-Welt wird nicht verschwinden“, postulierte Saugatuck´s Vice President Lee Geishecker, sondern wird durch Cloud-Services angereichert. Darin aber besteht die Herausforderung für Chief Information Officers und IT-Leiter, die sich kreativ mit der Frage auseinander setzen müssen, wie sie ihre bestehenden hauseigenen Anwendungen durch zusätzliche Dienste erweitern, flexibler gestalten und in einer globalen und mobilen Welt verfügbar machen können. Die Private Cloud, die Wolke für die eigene Organisation, ist dabei eine natürliche Verlängerung der bisherigen OnPremise-Infrastruktur. Genau genommen haben schon heute die Mitarbeiter in einer weltumspannenden Organisation keinen blassen Schimmer, woher ihre Daten und Anwendungen eigentlich kommen. Und es geht sie auch tatsächlich nur eine feuchte Wolke an. Entscheidend ist, dass Daten und Anwendungen verfügbar, performant, sicher und valide sind.
Deshalb muss die Antwort auf die Frage nach OnDemand oder OnPremise auf jeden Fall heißen: On Promise. Liefert endlich die IT, die eure Anwender von euch verlangen – so lautet die Forderung an Anbieter und IT-Manager. Die Kunden wollen mehr Flexibilität, weniger Abhängigkeit von bestehenden Strukturen, die Fähigkeit zur Neugestaltung auch in komplexen und verzweigten Organisationen (neudeutsch: deployment) und natürlich die Dynamik und Skalierbarkeit, die eine ständige Anpassung an eine sich ständig verändernde Geschäftswelt wirtschaftlich möglich machen. Das ist die Erwartung an Cloud Services als Erweiterung der jetzigen residualen Infrastruktur.
Und diese Forderungen werden die Anwender durchsetzen – egal, ob der CIO an der Spitze der Bewegung steht oder nicht. Dieses Momentum hat sich in der IT-Welt schon zweimal ereignet: Erstens, als die Midrangesysteme ins Abteilungsbudget passten, und zweitens, als PCs in den persönlichen Haushaltsetat passten. Cloud-Services passen überall hin, ob der CIO will oder nicht. Der Wettlauf um die Cloud-Angebote ist ein Landrace auf die schönsten IT-Claims. Die Taschen öffnen sich noch immer demjenigen, der in der Lage ist, die getätigten Versprechungen zu (über)erfüllen. Cloud Computing ist der erneute Versuch, IT an ihren Ansprüchen zu messen: IT OnPromise!