Dies ist, was der Hitchhicker´s Guide to the Galaxy zum Thema Cloud zu sagen hat:
“Eines Tages waren es die Marketiers der großen IT-Firmen leid, jedes Jahr ein neues Buzzword zu erfinden und begnügten sich damit, alles nur noch Wolke zu nennen, ohne jemandem zu erklären, was damit gemeint sein soll. Da aber in der IT nichts ohne tieferen Sinn geschehen kann, haben sich Anbieter und Anwender jeweils ihren Reim auf die Cloud gemacht. Nicht dass dadurch die Begriffskonfusion beendet gewesen wäre, aber irgendwie haben sich nachher alle besser gefühlt:
Fragt man die Anwender, so ist Cloud-Computing eine gute Sache, um die Anbieter übers Ohr zu hauen, weil sie keine Hardware und Softwarelizenzen in Rechnung stellen können, bevor auch nur irgendein Vorteil aus der ganzen Sache gezogen werden kann. Aus Sicht der Anbieter ist Cloud Computing eine nette Idee, um die Anwender übers Ohr zu hauen. Während sie zwar am Anfang keine großen Einstiegskosten mehr haben, zahlen sie auf lange Sicht viel mehr. Nach Ansicht von Beratern und Analysten ist Cloud Computing ein guter Kompromiss, weil jetzt Anwender wie Anbieter der Ansicht sind, sie würden jeweils die andere Seite übers Ohr hauen.“
So würde vielleicht der große Douglas Adams mit dem Thema Cloud Computing umgegangen sein. Gartner-Analyst Dennis Gaughan sieht den Stand des Cloud Computings ganz ähnlich. In Australien stellte er jetzt seine Interpretation der Cloud-Motivation vor: Jeder tappt in seinem eigenen Nebel. Die Anwender haben die Wahl:
Microsoft Hauptmotiv fürs Cloud Computing ist die Migration der eigenen Software-Plattformen – Windows und Office – in die nächste OnDemand-Generation. Deshalb pusht Redmond die Produktlinien in die Cloud, arrondiert Collaboration und Social Media um diese Lösungspalette und etabliert sich als erste Adresse für alle Cloudianer – von der Studentenbude bis zum Vorstandsbüro.
Oracles Cloud Strategie (“Fusion”) ist eher diffus. Die zusammengekaufte Softwarepalette bedarf noch jeder Menge “Infusion” an integrierenden Middleware-Komponenten, um tatsächlich als Plattform für die Cloud zu fungieren. In Einzellösungen (wie die Oracle-Datenbank) lässt die Company noch den holistischen Ansatz vermissen. Aber den wird sich Larry Ellison schon noch zusammenkaufen.
SAPs größtes Problem auf dem Weg in die Cloud – beziehungsweise auf dem Weg seiner Kunden in die Cloud – ist die Transition des alten Geschäftsmodells auf der Basis von Lizenzen zu einem neuen Usage-getriebenen Bezahlmodell. Während Business by Design nach und nach Laufen lernt, sind die auslaufenden Großpakete über feste Lizenz- und Wartungsdübel bei nahezu jedem Fortune-500-Unternehmen eingedübelt. Jetzt geht es darum, diesen Bestand in die Wolke zu verschieben – koste es (wen auch immer) was es wolle.
Apple und Google zielen vorerst nicht auf Corporate-IT, sondern auf den privaten Anwender. Diese Taktik dürfte auf lange Sicht erfolgreicher sein. Denn die Digital Natives werden ihre einstudierte Cloud-Umgebung auch ins Unternehmen mitnehmen wollen – und die Etablierten rausschmeißen.
Für IBM hat Cloud Computing etwas von einem Rücksturz in die goldenen /360er Jahre, als Big Blue mit Big Iron die „ADV“-Abteilungen von Mittelstand aufwärts dominierte. Jetzt startet Armonk eine Beraterinitiative, die Anwendern die Vorteile einer wiederum zentralisierten Rechenzentrumslösung in einer von Big Blue betriebenen Cloud schmackhaft macht. Es ist das Szenario, in dem IBM wirklich unschlagbar gut ist – und am Ende wäre der Planet vielleicht tatsächlich ein wenig smarter.
Noch ist alles im Fluss. Bis die Cloud-Strategien tatsächlich life sind – und die Anwender reif sind – dürften noch Jahre vergehen. Derzeit werden lediglich die Startlöcher ausgehoben. Überlassen wir das Fazit einem der großen Philosophen des Hitchhiker´s Guide to the Galaxy, dem paranoiden Androiden Marvin: „Life – don´t talk to me about life.“