…der CeBIT. Mit Beiträgen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff, des niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister und Google-Manager Eric Schmidt zu den globalpolitischen Themen Sicherheit und Vertrauen wurde die CeBIT 2012 eröffnet. Zwischendurch konnte man allerdings den Eindruck gewinnen, es handele sich nicht um die weltgrößte Fachmesse für Informationstechnologie und –services, sondern um ein norddeutsches Gegenstück zur Münchner Sicherheitstagung.
Es ist schon ein Schelmenstück der Geschichte, das die Kanzlerin inmitten einer veritablen Vertrauenskrise der Bundesregierung eine Eröffnungsrede zum Thema „Vertrauen handhaben“ – oder wie man sonst den CeBIT-Slogan „Managing Trust“ übersetzen mag – halten ließ. Selbst ausgesucht hat sich die Regierungschefin die Themensetzung wohl nicht. Aber sie machte das Beste draus, indem sie den Vertrauenstitel gleich auf die nächst höhere Ebene weglobte. „Managing Trust“ sei ein idealer Themenschwerpunkt für das nächste G20-Treffen.
Das wäre – genau betrachtet – gar nicht mal so daneben. Schließlich handelt es sich bei den G20-Ländern nicht nur um die Hauptproduzenten von IT-Systemen, sondern auch um jene Industrie- und Schwellenländer, in denen die Informationstechnologie den entscheidenden Beitrag zum Wirtschaftswachstum leistet – als Querschnittstechnologie und als Wertschöpfungsbranche. Wie diese “Enabling Industry“ Sicherheit dekliniert und Maßnahmen zur Vertrauensbildung orchestriert, hat deshalb in der Tat einen globalpolitischen Zuschnitt bekommen, durch den Wirtschaft und Gesellschaft gestaltet werden.
Deshalb kommt es jetzt auch darauf an, dass die Diskussionsforen auf der CeBIT das Thema „Trust“ in allen seinen Ausprägungen durchleuchten. Es geht eben nicht allein um die technische Sicht, wie Sicherheitsvorkehrungen eingerichtet und vor allem auch angewendet werden. Es geht um das gesellschaftliche Miteinander, um Fragen von Ehre und Anstand, von Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit. Auch das in der Menschheit über Jahrtausende hin entwickelte Grundkorsett zum Aufbau von Vertrauen und zur Wahrung von Sicherheit setzt sich nicht allein aus Techniken zusammen, sondern funktioniert vor allem über allgemein akzeptierte Grundsätze und darauf aufbauenden Methoden zur Interaktion.
Es ist ein historischer Moment, das wir dies jetzt auch für eine Welt zu etablieren versuchen, in der unsere Instinkte versagen. Einem Lügner sieht man möglicherweise die unlautere Absicht an, weil er sich durch unwillkürliche Gestik und Mimik verrät. Eine gefakete Webseite oder Phishing-Mail enttarnt ihre unethische Absicht hingegen nicht so ohne weiteres. Hier brauchen wir Hilfsmittel und nicht zuletzt mehr Gefahrenbewusstsein.
Das ist in der Tat ein G20-Thema. So, wie es auch ein Thema für die Unternehmen in den G20-Ländern ist. Und die bilden naturgemäß auch den Schwerpunkt der Aussteller und Besucher hier in Hannover. Die CeBIT übrigens hat allem Anschein nach keine Vertrauenskrise. Sie hat sich nach den Jahren der Rezession – in denen sie eben auch durch den Rückgang der Teilnehmerzahlen Spiegel des Wirtschaftslebens war – deutlich erholt. Sie steht auch nicht in Konkurrenz zum Internet als neuer Dauermarktplatz. Sie ist vielmehr die Plattform, auf der die Herausforderungen durch das Web thematisiert werden. Und sie ist die Plattform für die dazu notwendigen Lösungen.
Darauf können wir vertrauen.