Im Schatten des Facebook-Börsengangs und der Wahnsinns-Übernahmen im ersten Quartal hat Apple von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt für lächerliche 50 Millionen Dollar den Search-Experten Chomp übernommen. Dessen Suchalgorithmen sollen offensichtlich weniger in ein Produktangebot für Kunden und Anwender münden als vielmehr die Angebotssuche in den AppStores von Apple optimieren. Auch wenn es „nur“ 50 Millionen sind – die Ausgabe für eine interne Prozessoptimierung klingt verrückt, ist es aber nicht.
Denn die Suchqualität der AppStores entscheidet über den Umsatz, der mit Apps in einer Hochgeschwindigkeits-Verkaufswelt generiert werden kann. Je genauer das inhaltliche Angebot aufgeschaltet wird und je schneller das richtige Ergebnis aufleuchtet, umso sicherer ist der Erfolg. Zwar liegen im Consumer-Umfeld die Apps im Gratisbereich oder wechseln zwischen Cent und einstelligen Euro-Beträgen – aber die Summe machts: Die Downloads aus dem AppleStore beispielsweise berechnen sich nach hunderten von Millionen. Dann machen auch Cent-Beträge Spaß.
Das hat auch SAP erkannt, deren Co-Vorstand Jim Hagemann-Snabe auf der Sapphire das Wort von der Highspeed-Welt geprägt hat. Auch professionelle Anwender sollten schnell mit neuen Apps bedient werden, die ihnen dabei helfen, geänderten Marktbedingungen gerecht zu werden. Im SAP Store entsteht deshalb derzeit ein Ökosystem aus App-Entwicklern und App-Vermarktern, das das Lösungsangebot rund um die ERP-Angebote des Branchenprimus nicht nur kontinuierlich erweitern soll, sondern dynamisch zu oder abgeschaltet werden kann. Den „eChannel“ der SAP soll jetzt Wolfgang Faisst voranbringen. Derzeit kommen etwa 1500 Apps im Store aus dem Hause SAP, weitere 600 von Partnern. Künftig soll das Verhältnis umgedreht werden. Das wären dann rund 4500 Partner-Apps. Da dürfte dann kaum ein Managerwunsch unbeantwortet bleiben.
Einen Pegelstand von 100.000 Apps meldet inzwischen Microsoft für das Windows Phone. Das bedeutet, dass der Store in den 20 Monaten, die er jetzt onlineist, täglich 313 Apps hinzugewonnen haben dürfte. Selbst wenn man unterstellt, dass drei Viertel dieser Apps minimal-invasiv und überflüssig sind, bleibt eine beeindruckende Anzahl an werthaltigen Funktionen, um die das Smartphone ergänzt werden kann. Die Dynamik wird im Vergleich zu den Konkurrenten deutlich: Google benötigte genau zwei Jahre, um 100.000 Apps bereitzustellen. Apple schaffte die Marke hingegen in 16 Monaten. Allerdings liegen Apple und Google derzeit weit jenseits dieser Marke – mit jeweils rund einer halben Million Kleinstanwendungen. Dass es (siehe oben) die Masse ist, die hier den Profit macht, macht deutlich, mit welchem Zeitdruck hier ein Massenmarkt in die Welt gedrückt wird. Der Store ist der Star.
Und Amazon – lässt sich Zeit. Nach einem Start in den USA vor einem Jahr wird die Verfügbarkeit eines Apps-Amazon in Deutschland für das Ende dieses Jahres angekündigt. Amazon wird im Unterschied zu seinen Konkurrenten auch Bezahl-Apps in einem kostenfreien zeitlich begrenzten Testmodus anbieten. Fürs Testen braucht man bei den Etablierten bislang nur die werbeverseuchten Light-Varianten downzuloaden. Das Unterscheidungsmerkmal dürfte also nicht allzu groß sein. Dafür könnte die Anwendungswelt rund um den Kindle Fire, der Multimedia-Variante des elektronischen Lesebuchs, für zusätzlichen Aufschwung sorgen. Nach dem Buch zum Film, der Rezeptsammlung zur Serie oder den Bildern zum Buch kommt dann die Deutung zum Traum oder das Dekolleté zum Dinner als Download-Option. Das Konsumverhalten der Business-Anwender ist da kaum anders: Das Dashboard zu den Key Performance Indikatoren, die Ampel für den Deckungsbeitrag, der Datacube für den EBIT – alles kommt immer und sofort – nicht nur app und zu.