Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Nachricht? Das weltweite Wachstum an Ausgaben für Informationstechnik wird sich 2014 leicht verlangsamen – auf ein Umsatzplus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das würde dann einem Umsatz von von der Gartner Group geschätzten 3,7 Billionen US-Dollar entsprechen – so viel wie noch nie für Informationstechnik und Telekommunikation ausgegeben wurde. Zu Beginn des Jahres hatte die Gartner Group noch ein Wachstum um 3,2 Prozent vorausgesagt.
Warum es zu mehr nicht langen wird, erklärt Gartner Vizepräsident Richard Gordon mit dem massiven Margenverfall in einigen Sparten – darunter die Dauerbrenner Hardware und Telekom-Dienste. Hier liefern die Anbieter seit Jahren immer mehr für immer weniger. Dass aber auch der Bereich Rechenzentrumsleistungen oder moderner: Cloud-Services schwächelt und lediglich ein Umsatzplus von 0,4 Prozent erwarten lässt – womit ein Gesamtumsatz von 140 Milliarden Dollar angepeilt werden soll -, ist ein Hinweis auf den sich auch hier verschärfenden zweischneidigen Preiskampf. Während die Festplatte allmählich ins Internet abwandert, sinken die Preise fürs Gigabyte in der Cloud rapide. Und auch die sinkenden Server-Preise wirken sich auf die Angebotsstruktur in der Cloud aus.
Macht die Cloud allmählich tatsächlich ihr Versprechen wahr, dass OnDemand-Services für den Anwender wirklich billiger kommen? Und wenn ja, ist dann das verknappte Wachstumspotenzial die andere Seite der Medaille? Die Schere spreizt sich zwischen Gut- und Schlecht-Verdienern in der ITK-Wirtschaft.
Ein Blick auch auf die deutschen Zahlen, die der Bitkom in der vergangenen Woche veröffentlich hat, scheint die These von der großen Spreizung zu stützen. Auch hierzulande sind mit Hardware nur noch schwerlich Umsatzimpulse freizusetzen – gerade einmal 0,2 Prozent Wachstum wird erwartet. In Euro, wohlgemerkt – in Terabyte und Gigaflops gerechnet wären die Wachstumsraten im zweistelligen Bereich anzusiedeln. Schlimmer noch sieht es auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt aus, der auch weiterhin eine negative Entwicklung mit einem Rückgang um 1,3 Prozent erwartet – bei ebenfalls satt steigenden Datenraten.
Dass auch die IT-Services mit einem Wachstum um 3,2 Prozent ein wenig entzaubert wirken, ist ein Teil der Überraschungen. Die weiterhin stramm marschierenden Softwareumsätze (plus 5,3 Prozent) sind ein Hinweis darauf, dass das Lizenzgeschäft – und nicht die Nutzungsmiete in der Cloud – in Deutschland das Geschäftsmodell der ersten Wahl ist – und bleibt.
Die tatsächliche Überraschung aber ist das prognostizierte Wachstum bei Umsätzen mit Telekommunikations-Endgeräten – vulgo: Smartphones und Tablets. Um plus 7,2 Prozent legt dieser Bereich zu und legt die populäre Erklärung nahe, dass die Cloud-Services zwar günstiger, ihre Nutzung durch größere, funktionsreicher, langlebigere, leistungsfähigere Mobilgeräte aber teurer wird.
Dass freilich der Gesamtmarkt in Deutschland „nur“ um 1,7 Prozent wächst – und damit unterhalb der weltweiten Marke von 2,1 Prozent bleibt – und damit insgesamt auf 153,4 Milliarden Euro anwachsen soll, ist in der Tat eine Folge der Cloudisierung unserer Geschäftsprozesse. Denn der Preiskampf bei den Telekommunikationsdiensten, der zu einem Umsatzrückgang führt, trifft den zahlenmäßig größten Einzelbereich.
Der Cloud droht, so Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf bei der Bekanntgabe der Zahlen, ohnehin eine schwierige Zukunft. Denn das jüngst reformierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nehme zwar die Hersteller von Fantasieschmuck von der Stromumlage aus, nicht aber die Anbieter von Rechenzentrums- und Telekommunikationsdienstleistungen. Kempf fürchtet, dass „Datenverarbeitung mittelfristig zur Importware wird“ und „die Zeichen der digitalen Zeit noch nicht erkannt werden.“ Die Anforderungen der Stahlindustrie, unkte Kempf, seien der Bundesregierung offenbar oft noch besser bekannt, als die der digitalen Wertschöpfung. „Die Digitale Agenda wird dies hoffentlich ändern.“
Das erwarten offenbar auch acht von zehn Unternehmen in Deutschland, die „auf jeden Fall“ beziehungsweise, „wenn finanzielle Mittel bereitgestellt werden“, dem für August erwarteten Maßnahmenkatalog positiv gegenüberstehen. Ganz oben auf der Wunschliste stehen die erhoffte Bildungsoffensive gegen den Fachkräftemangel und Maßnahmen zur Verbesserung von Vertrauen und Sicherheit im Internet. Industrie 4.0 sehen überraschenderweise nur 29 Prozent als wichtige Maßnahme an. Dabei stehen gerade hinter der digitalisierten Produktion die attraktivsten Wachstumspotentiale in und aus der Cloud. Und dort lägen auch die Margen nicht im Argen.