Digitaler Klüngel

Wir Kölner sind nicht unbedingt für bescheidenes Auftreten bekannt. Wir sind stolz auf das Geleistete und leisten uns unseren Stolz. Aber diese Nachricht hatte uns doch überrascht: Köln ist die „Digitale Hauptstadt Deutschlands“!

Das schmeichelhafte Ergebnis einer Studie von PricewaterhouseCoopers in Kooperation mit der Universität Bonn hatte Oberbürgermeister Jürgen Roters auf dem „Sourcing Day“ für Chief Information Officer und Einkäufer vergangene Woche bekanntgegeben. Und als frisch ernannter Kölner Wirtschafts-Botschafter erkenne ich meine heilige Pflicht darin, die Tatsache nicht unerwähnt zu lassen, dass Hamburg und München damit auf die Plätze verwiesen wurden. Schon die Beteiligung der Universität Bonn ist übrigens ein wichtiger Hinweis darauf, dass es sich auf keinen Fall um ein Gefälligkeitsgutachten gehandelt haben kann. Dafür ist die Rivalität zwischen diesen beiden Städten doch einfach viel zu groß.

Die Analysten haben alle Städte und Landkreise nach ihren digitalen Serviceangeboten, ihrer Infrastruktur und ihrer Wirtschaftsförderung untersucht und zusätzlich die 25 größten Städte besonders unter die Lupe genommen. Dabei sehen sie einen Zusammenhang zwischen Standortvorteilen durch Digitalisierung und wirtschaftlicher Prosperität. So weisen die zehn „digitalsten“ Städte Deutschlands im Durchschnitt höhere Nettogewerbeanmeldungen, mehr hochqualifizierte Beschäftigte, eine größere Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen, bessere Beschäftigenzahlen bei einer schnelleren Zunahme der Bevölkerung auf als die Städte auf den Plätzen elf bis 25. Ob freilich auch umgekehrt die genannten Leistungsdaten eine stärkere Digitalisierung beflügelt, wurde nicht untersucht – sei hier aber angeregt.

Dennoch ist der Zusammenhang zwischen digitaler Transformation und Wohlstand nicht zu verkennen. Das machen auch die Autoren Prof. Ralf T. Kreutzer und Senator Karl H. Land in ihrem jetzt in Köln vorgestellten Buch „Dematerialisierung“ deutlich. Sie sehen jetzt die Gelegenheit gegeben, neue Geschäftsfelder zu besetzen und etablierte Geschäftsmodelle über den Haufen zu werfen – Thesen, über die in Köln vergangene Woche engagiert, emotional und enthusiastisch diskutiert wurde. Es finde, sagen die Autoren, nichts weiter als die Neuverteilung der Welt statt, der gegenüber es unternehmerische Aufgabe sei, für den eigenen Vorteil und damit auch für den Standort Deutschland aktiv zu werden.

Dabei – und das ist das Faszinierende – lebt die Digitalisierung der Geschäftsprozesse nicht oder kaum nach dem Recht des Stärkeren, dem oft falsch verstandenen darwinistischen Mechanismus, sondern eher nach dem „Survival of the Fittest“. Denn überraschenderweise profitieren davon vor allem diejenigen, die ihr Geschäftsmodell nicht auf Herrschen, sondern auf Teilen gründen. Das ist nicht nur das Geschäftsmodell von Google oder eBay. Es ist auch das kollektive Bewusstsein, das dem Cloud Computing zugrunde liegt.

Und hier rückt die Städte-Studie die Digitale Transformation in ein ganz anderes Licht. Die digitalen Leistungen, die die Städte Köln, Hamburg, München, dann Bonn, Düsseldorf, Leipzig, Berlin und – Überraschung! – Wuppertal erbringen, dienen dem Teilen, der Shared Economy und der Shared Society. Dienstleistungen wie Online-Terminvereinbarung, Handytickets, Fahrgastinformationssysteme, Online-Urkunden, Ratsinformationssysteme oder auch die zentralisierte Behördennummer 115 haben die digitalen Städte Deutschlands gemeinsam. Sie sind auf Service, auf Beschleunigung der Prozesse, auf Erweiterung der Ansprechbarkeit, auf Ubiquität der Angebote ausgerichtet.

Auf dem Weg zum eGovernment ist freilich noch viel zu tun: Online-Beschwerde- und Anliegen-Management, ein Kita- oder Schul-Navigator, die virtuelle Poststelle, die Gewerbeanmeldung über das Web, ein online verfügbarer Bürgerhaushalt – als das ist auch unter den führenden digitalen Städten erst in den Anfängen vorhanden. Eine durchgehende digitale Strategie weisen sogar erst vier der zehn Besten und drei der nachfolgenden 15 Städte auf. Und flächendeckende Breitbandverfügbarkeit mit mehr als 50 Mbit/s – ein Anliegen der Bundesregierung in ihrer Digitalen Agenda – können auch erst zwei von zehn der führenden Städte aufweisen.

Der Kölner an sich ist digital. Das war er schon zu Gründungszeiten, als man entweder mit den oder gegen die Römer zog. Dazwischen gab es nichts. Aber seitdem gab es immer auch schon das, was wir heute Social Networking nennen. In Köln heißt das: Digitaler Klüngel.

 

Dynamisches Rein und Raus

Kurz vor dem Geschäftsjahresende macht Microsofts CEO, Satya Nadella, noch einmal die Wundertüte auf. Was sich ändert, hat er jetzt in einem Management-Memo an das Microsoft-Team zusammengefasst. Und auf den ersten Blick sieht es so aus, als handele es sich vor allem um einen Dreh der Personal-Karussells.

Kurz zusammengefasst, kehrt Microsoft wieder zu einer stärker von Techies beherrschten Organisationsstruktur zurück, während einige der eher auf Marketing ausgerichteten Kollegen aus der Führungsriege ausscheiden. Nun, jede Zeit hat ihr Personal – und Satya Nadella hat offensichtlich die Ära der technologischen Aufholjagd ausgerufen, um so schnell wie möglich zu „Mobile First, Cloud First“ zu gelangen. Und zwar schneller als die Konkurrenz.

Doch das ist nur der erste Blick. Der zweite Blick auf die neue Organisationsstruktur offenbart die Schwerpunkte, in denen Microsoft seine Technologie weiterentwickeln will. Dabei gibt es Verlierer (insbesondere auf Seiten der Hardware und der Telefonie) und Sieger:

Als strategische Speerspitze soll die neu gegründete Windows and Devices Group (WDG) fungieren, die das von Nadella favorisierte Ziel verfolgen soll, Windows 10 und darauf aufbauende Anwendungen auf allen denkbaren Endgeräten zu platzieren. Unter der Leitung von Terry Mason werden also die bisher getrennt agierenden Bereiche „Operating System“ und „Microsoft Devices“ zusammengefasst.

Zu den klaren Siegern dürfte auch Scott Guthrie zählen, dessen Cloud and Enterprise Team nicht nur wie bisher die Cloud-Infrastruktur rund um Azure und Dienstleistungen für Geschäftskunden verantwortet, sondern nun auch die Entwicklungsverantwortung der Dynamics-Lösungsfamilie erhält.

Als dritte Säule fungiert die Application and Service Group (ASG), die weiter unter der Führung von Qi Lu steht. Hier werden vor allem die persönlichen  Productivity Tools aus der Cloud heraus entwickelt und angeboten.

In der Konsequenz verlassen Stephen Elop, Kirill Tatarinov, Eric Rudder und Mark Penn – wenn zum Teil auch aus unterschiedlichen Motiven – das Unternehmen…

Die starke Stellung der neuen Windows and Device Group kann nur insofern überraschen, als Nadella kaum einen Zweifel daran lässt, dass ihm der von seinem Vorgänger Steve Ballmer bescherte Einstieg ins Hardwaregeschäft gar nicht behagt. Der deutliche Hinweis darauf, dass Windows 10 über alle Microsoft Plattformen und verstärkt auch auf Plattformen der Wettbewerber verfügbar sein wird, zeigt aber, dass Microsoft First nicht auch zwangsläufig Hardware First bedeuten soll.

Deutliche Konsequenzen aber dürfte das Erstarken der Sparte Cloud and Enterprise haben. Immerhin zwei Milliarden Dollar steuert Dynamics ERP und CRM Portfolio zum Microsoft-Umsatz bei – also ein durchaus fetter Brocken, der in der Teamorganisation erst noch verdaut werden muss. Das gilt insbesondere für den etablierten Marketing- und Vertriebs-Kanal, der auch den Kanal über Partner mit einbezieht. Dieser für die Geldflüsse so wichtige Teil der Organisation, muss jetzt neue Berichtskanäle finden. Entscheidend dürfte dabei die Frage sein, ob Mike Ehrenburg in der neuen Konstellation mehr oder weniger Aufmerksamkeit genießen wird.

Man darf getrost davon ausgehen, dass damit die ERP- und CRM-Lösungen unter dem Markennamen Dynamics auf schnellstem Weg in die Cloud gebracht werden sollen. Dabei wird sich Microsoft – aber auch seine Partner – auf ein völlig neues Geschäftsmodell einstellen müssen: eine Veränderung, in deren Verlauf sich ERP-Konkurrent SAP beispielsweise bereits befindet. Mit einem auf der Cloud-Architektur basierenden Dynamics-Angebot werden sich Microsoft wie auch Partner vom klassischen Lizenzgeschäft verabschieden und ein Miet-Portfolio aufbauen, das erst nach Jahren zu einer vergleichbaren Umsatzgröße führt. Hinzu kommt, dass Microsoft nun seine Partner noch stärker darauf drängen wird, das komplette Cloud-Angebot einschließlich Office365 und den BI-Produkten ins eigene Portfolio mit aufzunehmen.

Gleichzeitig aber wird Dynamics unter Windows 10 nicht mehr das Angebot bleiben können, das heute im Markt erfolgreich ist. Geänderte Anforderungen an Usability, neue Cloud-orientierte Services oder die Vorbereitung auf veränderte Supportstrukturen werden Dynamics signifikant verändern. Und plötzlich genießen auch jene Produktverantwortlichen bei Microsoft Gehör und finanzielle Zuwendung, die sich seit gut zwei Jahren für ein Cleanup des Dynamics-Angebots aussprechen. Das wird die Dynamics-Partner und -Kunden in der nächsten Zeit schwer in Atem halten.

Ganz schön dreist

Diese Mail habe ich noch schnell aus dem Spam-Ordner gefischt, ehe sie im elektronischen Reißwolf landete. „Betreff: Sichern Sie Ihre Daten besser als die Bundesregierung“. Neben dem Bild einer jubelnden Bundeskanzlerin war die Meldung „Hacker-Angriff auf den Bundestag“ und darunter das Versprechen „Mit NovaStor passiert Ihnen das nicht“. Passend dazu gibt es eine Broschüre mit dem urteilenden Titel „Kein Vorbild: Bundesregierung“.

Mal abgesehen davon, dass hier Bundestag und Bundesregierung in einen Topf gestopft werden, ist die Werbung ganz schön dreist. So ungeschützt, dass schon die Installation eines Standardpakets gleich den ganzen Server-Park des Gesetzgebers vor einem Cyberkrieg bewahren könnte, waren die 20.000 Server ja nun doch nicht. Wenn, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière vermutet, ausländische Geheimdienste am Werk waren, darf man getrost von Meistern ihres Fachs ausgehen.

Es hat ohnehin den Charakter einer asymmetrischen Kriegsführung, wenn im Cyberspace Attacken geritten werden. Die Web-Guerilla zielt nämlich in der Regel auf das schwächste Glied in der Verteidigung – und das ist der Mensch als fahrlässiger User.

Daran wird auch das IT-Sicherheitsgesetz nichts ändern, das letzten Freitag verabschiedet wurde. Danach werden Unternehmen mit „kritischer Infrastruktur“ – also etwa Energieversorger oder Telekommunikationsanbieter – auf ein Mindestniveau an IT-Sicherheit verpflichtet. Darüber hinaus sollen dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik Vorfälle wie Cyberattacken unverzüglich gemeldet werden. Davon dürften künftig rund 2000 Unternehmen, aber auch Behörden betroffen sein. Das ist eine der Konsequenzen aus dem Angriff auf den Bundestag. Hier soll das BSI nun auch das Mindestniveau für die Infrastrukturen festlegen.

Bereits vor zwei Jahren hatte der BITKOM gemeinsam mit dem BDI und anderen Verbänden eine Studie zum Umgang mit der Meldepflicht und den Mindeststandardvorgaben bei der KPMG in Auftrag gegeben. Immerhin wird Jahr für Jahr jedem zehnten Deutschen durch Angriffe aus dem Web Schaden zugefügt. Während einerseits praktisch alle am Wirtschaftsleben Beteiligten inzwischen über einen Internetzugang verfügen, sind nach Schätzungen bei einem Drittel der Unternehmen keine größeren Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Das Risiko ausgespäht zu werden, ist also erheblich. Ganz ausgeschlossen werden kann diese Gefahr jedoch nie.

Inzwischen scheint festzustehen, dass die seit vier Wochen laufenden Attacken auf die IT-Systeme des Bundestags über E-Mails auf mindestens zwei Rechnern ausgelöst wurden, mit denen Trojaner und weitere Schadsoftware eingeschleust wurden. Damit offenbart sich eine der gefährlichsten Sicherheitslücken überhaupt – neben USB-Ports. Denn Naivität und Neugier sind noch immer die besten Helfer der Net-Angreifer.

Deshalb ist Wachsamkeit das probate Mittel. Es wäre tatsächlich falsch, sich einzig und allein auf die Installation von Schutzmaßnahmen wie Firewalls und Backup-Lösungen zu verlassen. Sie sind notwendig aber nicht hinreichend. Entscheidend sind ebenso Aufklärung und Disziplin der Anwender, die den Hackern mitunter wenn auch nicht willentlich Tür und Tor öffnen. Angriffsziele sind nicht nur Datenbanken, Patente und Geheimberichte. Mehr und mehr werden die im Internet der Dinge aktiven Maschinen Gegenstand der Angriffe sein. Das kann nicht nur die Produktion gefährden, sondern auch die Verbraucher, die mit gefälschten oder verfälschten Produkten konfrontiert werden.

Es ist anzunehmen, dass sich die Einstufung als „kritische Infrastruktur“ schnell auch auf andere Unternehmen und Organisationen anwenden lassen wird – Arzneimittelhersteller und Nahrungsmittelproduzenten, Chemieunternehmen oder Medizintechniker beispielsweise könnten früher oder später in diesen Kreis aufgenommen werden. Dann wird mehr gefordert sein, als ein Security-Bundle aus dem Softwareladen. Das zu behaupten ist – wie gesagt – ganz schön dreist.

Share dich zum Glück

Nachrichten über stürmische Aufschwünge bei Internet-Startups erzeugen ja immer noch eine kurze Panikattacke aus der Erinnerung an die plötzlich geplatzte Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende. Aber wenn wir was gelernt haben aus dieser Zeit des Wild Wide Web, dann das: Bei neuen Geschäftsideen achten Investoren heute mehr auf Substanz als auf Brillanz. Und sie stellen sicher, dass die Gründer genügend Managementpraxis und eine profunde Kenntnis von betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen haben.

Trotzdem wurde das Geschäftsmodell der „Shareconomy“, wo Mehr erst durch Teilen entsteht, lange Zeit argwöhnisch beäugt. Doch inzwischen gehört Teilen zu den Beschleunigern unter den Wachstumsmodellen. Und wie: 17 Startups identifizierten jetzt die Analysten von VBProfiles, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Das älteste, eBay, durchbrach bereits 1998, drei Jahre nach Gründung, die Milliardengrenze, überlebte gestärkt die Dotcom-Krise und wird heute mit mehr als 71 Milliarden Dollar bewertet. Der Taxi-Konkurrent Uber ist seit 2013 (ebenfalls nach drei Jahren) mehr als eine Milliarde Dollar wert (inzwischen 40 Milliarden) und Wohnraum-Vermieter Airbnb schaffte den Durchbruch 2011 – heutiger Marktwert: zehn Milliarden Dollar.

Alle drei Karrieren stützen den Mythos vom ewig erfolgreichen „Silicon Valley Dweller“, der nur ein paar Investoren für seine Ideen gewinnen muss, ehe er mit seinem Startup durchs Dach schießt. Dass dieser Mythos ebenso wahr wie falsch ist, erlebten jetzt die Teilnehmer der hochkarätig besetzten German Silicon Valley Week, in der der deutsche Startup-Verband Jungunternehmer und Politiker mit Gründern, Weltunternehmen, Investoren und Managementgurus im Tal der unbegrenzten Möglichkeiten zusammenbrachte. Für Wirtschaft und Politik gleichermaßen interessant ist es zu sehen, wie Investoren, Mentoren und Inkubatoren im Valley in einer „Shared Economy“ zusammenarbeiten, um immer neue Firmengründungen mit einer schnellen Exit-Strategie und damit einer attraktiven Rendite für die Geld- und Ratgeber auf den Weg zu bringen. Der Marktführer dort, Y Combinator beispielsweise, hat derzeit Aktienanteile an Startups mit einem Gesamtvolumen von 14 Milliarden Dollar unter Vertrag.

Es sind vor allem die handfesten Stützungsmaßnahmen, die die Jungunternehmer in Begleitung der Parlamentarischen Staatssekretärin Brigitte Zypries, motivierten.Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt beispielsweise seit fast vier Jahren deutsche Startups beim Auftritt auf dem US Markt. „500 startups“ zeigte den Besuchern auf, wie sie die erste und zweite Finanzierungsrunde organisieren. Wie sehr der Startup-Markt gegenwärtig aufgeheizt ist, machte „E Venture“ deutlich, die knapp eine Milliarde Dollar an Gründergeldern managen. Dort rechnet man mit einer baldigen Marktkorrektur und zielt deshalb weniger auf schnelle Exit-Strategien als auf langfristige Strukturen. Auch Ernst&Young setzen mit ihrer auf Beratung ausgelegten Gründerinitiative vor allem auf eine langfristige Planung.

Im deutlichen Gegensatz dazu stehen die zum Teil vollmundigen, wenn nicht vorlauten Lebensäußerungen vieler Jung-Entrepreneure, die wir besuchten. Sie wirkten oftmals übertrieben selbstbewusst, ja geradezu naiv. Aber unter der Sonne Kaliforniens hält sich eine sagenhafte Unbeschwertheit, die sich auch dadurch nährt, dass gescheiterte Gründer immer noch einen Top-Job bei jenen erhalten, die durchgekommen sind. Denn – auch das wurde deutlich – trotz eines schier unerschöpflichen Nachschubs an IT-Einsteigern herrscht im Silicon Valley ebenso Mitarbeitermangel wie in Berlin, München oder Hamburg.

Dabei geht es nicht darum, die überhitzte Atmosphäre des Silicon Valleys nach Deutschland zu holen. In vielen Diskussionen am Rande der German Silicon Valley Week wurde vielmehr deutlich, dass ein „deutscher Weg zu mehr Gründergeist“ keine Kopie des US Way of Life sein muss. Gerade Unternehmen wie die Deutsche Bank, die künftig jährlich bis zu 500 Geschäftsideen von Startups testen will, oder die Labs von SAP, in denen weltweit nach vielversprechenden Partnern gesucht wird, zeigen, dass sich die deutsche Starthilfe für Firmengründer längst formiert hat.

Dabei ist die Startup-Szene selbst eine „Shareconomy“. Informationen über Gründungsverhalten, Starthilfen, Investoren und Technologien wurden freimütig geteilt in dieser Woche der Valley-Wallfahrt. Es gibt gute Gründe fürs Gründen, das erkennen auch hierzulande immer mehr Investoren. Die neu aufgelegten Angebote zum Beispiel der KfW-Bank zeigen deutlich, dass Aufbruchsstimmung in Deutschland aufkommt. Statt „Scher dich zum Teufel“ heißt es bei Bankern immer häufiger: „Share dich zum Glück“.