Europas digitaler Masterplan

Jetzt hat Europa also einen Fünf-Jahres-Plan: Bis 2025 sollen doppelt so viele IT-Spezialisten den drängenden Fachkräftemangel beheben, dreimal so viele Unternehmen künstliche Intelligenz nutzen und alle EU-Staaten in eine einheitliche Daten-Infrastruktur einzahlen. Die europäische Daten-Souveränität soll durch eine umfassende Cloud- und Edge-Architektur gewährleistet werden, in der Milliarden von Daten im vorwettbewerblichen Bereich zur Verfügung gestellt werden. Und: die EU soll zu einem homogenen digitalen Binnenmarkt zusammenwachsen.

Ein weiter vereinheitlichter EU-Markt ist sicher wünschenswert für europäische Anbieter, deren Marktzugang durch europäische Vielfalt erschwert wird. Anders als in den USA, wo vor allem Digitalkonzernen unmittelbar und ungehindert ein großer Nachfragemarkt zur Verfügung stehen kann, müssen sich europäische Firmen immer noch durch Sprachgrenzen, lokale Steuergesetzgebungen, unterschiedliche Datenschutz-Richtlinien und Zulassungsbestimmungen hangeln. Allerdings: Auch den Anbietern aus den USA und China wird ein einheitlicher digitaler Binnenmarkt in Europa entgegenkommen.

Zwar werden zunächst zwei Milliarden Euro für den Aufbau einer souveränen digitalen Cloud, die um eine verteilte Edge-Infrastruktur ergänzt werden soll, bereitgestellt, wobei weitere Milliarden in Aussicht gestellt sind – aber weder dem interessierten Laien wie auch den ersten Fachleuten, die sich derzeit in Arbeitsgruppen zusammenfinden, scheint klar zu sein, wie diese Infrastrukturen eigentlich aussehen sollen. Auch die Umstände, unter denen wer welche Daten beisteuern wird, um schließlich einen europäischen „Daten-Ozean“ zu erzeugen, wie es Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Vorstellung des Projekts Gaia-X blumig formulierte, liegen im Unklaren. Wie aber die deutsche Daten-Cloud Gaia-X oder die französische Initiative „Cloud de Confidence“ zusammenkommen werden und welche weitere nationalen Cloud-Projekte noch hineinfließen, steht noch in den europäischen Sternen.

Geplant ist, neun sogenannte „Common European Data Spaces“ – also thematische Datenpools – zu errichten, die eine Kombination aus technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen darstellen. Sie sollen klären, welche Akteure unter welchen Bedingungen an welche Daten gelangen dürfen. Vorgesehen sind die Bereiche Industrie, Klima, Mobilität, Gesundheit, Finanzen, Energie, Landwirtschaft, Bildung sowie Recht und staatliches Beschaffungswesen. Konkreter ist aber auch dieser Plan nicht. Weder zeichnet sich ab, ob personenbezogene Daten inbegriffen oder außen vor sind, noch ob die Daten eher dem Gemeinwohl dienen sollen oder einer konkreten wirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden dürfen.

Dafür ist man auf der Seite der Regulierungen schon sehr konkret: In einem Whitepaper hat die EU-Kommission ihre Vorstellungen von einer vertrauenswürdigen Nutzung von Algorithmen mit künstlicher Intelligenz formuliert. Kernstück ist die Idee, KI-Systeme zu zertifizieren und die Hersteller von Algorithmen für die Konsequenzen autonomer Entscheidungen haftbar zu machen. Das zielt nicht nur auf mögliche Verkehrsunfälle beim autonomen Fahren, sondern könnte auch in die Produkthaftung überall dort einwirken, wo Maschinen eigenmächtig folgenschwere Entscheidungen treffen. Um mal wieder das berühmte Kühlschrank-Beispiel zu bemühen: Wer haftet, wenn das Gerät beim Einkauf übersieht, dass der Konsument zuckerkrank ist?

Der Hightech-Verband Bitkom spricht auch schon prompt vom „protektionistischen Holzweg“. Kontrollen sollten nur für einen eng umgrenzten Produktbereich gelten – etwa so, wie das bereits heute bei Pharma, Chemie und Lebensmitteln durch die Good Manufacturing Practices oder das Arzneimittelgesetz gegeben ist.

Bei der biometrischen Gesichtserkennung, deren Nutzung im öffentlichen Raum bislang nur unter strengsten Ausnahmefällen nicht verboten ist, wird nun nur noch von „ernsthaften Grundrechtsbedenken“ gesprochen. Künftig soll entschieden werden, welche Anwendungen (und welche Anwender) als hochriskant einzustufen sind. Aber nach welchen Kriterien und durch wen – das ist wiederum offen. Europas digitaler Masterplan wird wohl noch eine ganze Reihe von Master-Arbeiten nach sich ziehen. Die Anbieter aus den USA und China werden wohl kaum so lange still halten.

 

Rückschlag der Jedi-Richter

Wenn das US-amerikanische Verteidigungsministerium eine Technologie-Entscheidung trifft, verändert das meist die gesamte Welt. So war es Ende der Sechziger Jahre, als das Pentagon feststellte, wie anfällig die eigene, zentralistische Kommandostruktur ist. Damals wurde ein nicht-hierarchisches Netz der Netze in Auftrag gegeben, aus dem schließlich unser Internet wurde. Und als während des Irakkriegs alle Satelliten für das amerikanische Global Positioning System (GPS) auf den Krisenherd gerichtet waren, versagten unsere zivilen Navigationssysteme, weil sie nicht mehr scharf sehen konnten. Und jetzt will das Pentagon unter dem Projektnamen Jedi (Joint Enterprise Defense Infrastructure) seine komplette Kommandostruktur neu vernetzen und in die Cloud verlagern, wobei KI-gestützte Technologien und Services entwickelt werden, die unser Verständnis von Cloud Computing revolutionieren werden.

Die Vergabe des zehn Milliarden Dollar schweren Projekts an Microsoft im vergangenen Oktober hatte auch das Potenzial, die Machtverhältnisse im Markt für Cloud Computing komplett zu drehen. Denn Amazon ist mit Amazon Web Services souveräner Marktführer im Cloud Business, während Microsoft mit seiner Azure-Plattform und den Cloud-Angeboten Office 365 und Dynamics 365 schneller wächst als die Konkurrenz. Der Zehn-Milliarden-Dollar-Deal würde den Abstand zwischen beiden Anbietern sowohl bezogen auf Umsatz als auch auf Innovation verringern, wenn nicht gar umkehren. Doch jetzt hat ein US-Gericht angeordnet, dass Microsoft solange nicht mehr an dem Projekt weiterarbeiten darf, wie die Kriterien und Entscheidungen, die zur Vergabe an Microsoft geführt haben, nicht überprüft sind. Denn die Annahme, dass bei der Vergabe im vergangenen Oktober nicht alles mit objektiven Mitteln zugegangen sein könne, ist Gegenstand der Klage, die Amazon nach der Entscheidung erhoben hat.

Nicht nur sieht sich Amazon unverändert als Markt- und Technologieführer, der den Auftrag eigentlich hätte erhalten müssen. Auch die mutmaßliche Einflussnahme von US-Präsident Donald Trump soll jetzt nach dem Wunsch von Amazon überprüft werden. Der Präsident führt seit langem eine Privatfehde gegen Amazon-Chef Jeff Bezos, in dessen Besitz sich die regierungskritische Zeitung Washington Post befindet. Angeblich soll Trump gefordert haben, dass weder Jeff Bezos noch eine seiner Firmen jemals mehr Regierungsaufträge erhalten sollen. Als Klägerin ist sich Amazon über diesen mutmaßlichen Zusammenhang sogar so sicher, dass sie den US-Präsidenten nun unter Eid zur Aussage zwingen will. Es mutet an wie ein „Impeachment Teil II“.

Unabhängig davon, ob dieser Verdacht zutrifft und tatsächlich andere als objektive Gründe für die Vergabe an Microsoft bestanden, haben die Jedi-Richter im zuständigen US-Bundesgericht jetzt zumindest die Arbeiten am Cloud-Projekt auf Eis gelegt. Es sei gängige Praxis, erklärte eine Sprecherin, so lange nicht weiter Tatsachen zu schaffen, wie die offenkundigen Sonderbarkeiten rund um die Vergabe nicht aufgeklärt seien.

Wenn sich die nun anstehende Untersuchung tatsächlich auf eine Fehde zwischen Bezos und Trump reduzieren würde, wären sowohl Microsoft, als auch das Pentagon die eigentlichen Leidtragenden. Denn Microsoft hat nicht nur bereits erhebliche Vorinvestitionen zum Beispiel in Personal getroffen, sondern dem Pentagon fehlen nun auch wichtige, bereits eingeplante Ressourcen bei der Umsetzung des Projekts. Jede Verzögerung jetzt führt zu einer Verzögerung später.

Dabei stand das Projekt schon seit seiner Ankündigung im Jahr 2018 unter einem dunklen Stern. Google beispielsweise hatte sich früh aus dem Wettbewerb zurückgezogen, weil man ethische Komplikationen kommen sah. Oracle und IBM waren im vergangenen Jahr ausgeschieden, weil sie angeblich die gesetzten Voraussetzungen nicht erfüllten. Oracle hatte gegen diese Entscheidung bereits geklagt – allerdings vergeblich. Immerhin wurde dadurch die Vergabe um ein Vierteljahr verzögert. Jetzt also klagt Amazon.

Auch innerhalb von Microsoft ist das Jedi-Projekt nicht unumstritten. In einem offenen Brief hatten sich Mitarbeiter gegen die Beteiligung an dem militärischen Cloud-Projekt ausgesprochen. Microsofts CEO Satya Nadella hatte darauf eben so offen geantwortet: man könne nicht denen, die die Demokratie verteidigen, die best-verfügbare Technologie verweigern. Das hat allerdings jetzt – zumindest vorübergehend – der Rückschlag der Jedi-Richter bewirkt. Es bleibt das dumpfe Gefühl, dass auch nach einer Überprüfung der Vergabekriterien keine Ruhe einkehren wird. Schon im Sommer hatte ich in einem Blog zum Jedi-Projekt spekuliert, dass am Ende das Projekt zwischen Amazon und Microsoft aufgeteilt werden wird. Das wäre so ungewöhnlich nicht, da Multi-Cloud-Lösungen offenbar für immer mehr große Projekte der Königsweg sind. Und schließlich besagt die Jedi-Weisheit: „Immer zu zweit sie sind!“

Droht eine Dekade des Zerfalls?

Nadine Kammerlander, Inhaberin des Lehrstuhls Familienunternehmen an der WHU Otto Beisheim School of Management, steht durchaus im Ruf, dem Mittelstand wohlwollend gegenüberzustehen. Deshalb müssen ihre jüngsten Kommentare zur Digitalisierung im Mittelstand besonders aufschrecken: „Chinesische Besuchergruppen wundern sich oftmals, wie rückständig viele Firmen hierzulande noch sind.“

Die Mitautorin einer Studie zur Digitalisierung in Familienunternehmen sieht erhebliche Mängel bei der Umsetzung von Digitalstrategien. Dabei kommt die Studie auch zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der 1500 befragten Firmenlenker über die Anwendungsmöglichkeiten und das Leistungspotenzial moderner Informationstechnologie zwar Bescheid weiß. Aber dennoch liegt laut Studie die Einsatzquote von wegweisenden Zukunftstechnologien wie Blockchain und künstliche Intelligenz oder für Big Data und Industrie 4.0 im einstelligen Prozentbereich. Selbst eigentlich heute schon selbstverständliche IT-Lösungen wie Cloud Computing oder Web Analytics lassen eine breite Umsetzung in den untersuchten mittelständischen Unternehmen vermissen.

Doch Nadine Kammerlander warnt vor einer Dekade des Zerfalls, wenn nicht gegengesteuert wird: „Das geht je nach Branche noch fünf oder vielleicht auch zehn Jahre gut. Dann aber ist die Wettbewerbsfähigkeit so stark gesunken, dass es sogar existenzielle Schwierigkeiten geben kann.“ Sie bestätigt damit das, was in diesen Blogbeiträgen schon seit mehr als einem Jahrzehnt beklagt wird: Der Mittelstand setzt neue Technologien immer erst ein, wenn der Schmerz einsetzt. Erst muss der Wettbewerbsdruck so stark zunehmen, dass herkömmliche Methoden nicht mehr helfen. Dann erst wird gehandelt – oftmals aber dann umso konsequenter. Allerdings: Dieses Konzept könnte im Zeitalter der Digitalisierung zum ersten Mal nicht aufgehen.

Insofern liegt die Dekade des Zerfalls nicht nur vor uns, sondern auch bereits hinter uns als Jahrzehnt der ungenutzten Chancen. Die Rückständigkeit wurde allerdings bislang übertüncht durch die lang anhaltende gute Konjunktur mit übervollen Auftragsbüchern. Bis hinein ins vergangene Jahr hieß es zumeist: Für digitale Innovationen fehlt die Zeit. Jetzt fehlt das Knowhow. Und morgen möglicherweise das Geld.

Das bestätigt eine weitere Studie, die von der staatlichen Förderbank KfW in Auftrag gegeben wurde. Danach haben vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen großen Bedarf an digitalen Grundkompetenzen. Und mehr als ein Drittel der Befragten kann den Bedarf an weitergehendem digitalen Knowhow nicht decken. Lediglich 30 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben zwischen 2015 und 2017 tatsächlich ein Digitalisierungsvorhaben realisiert.

Zwar klingen die Digitalinvestitionen des Mittelstands in Höhe von 15 Milliarden Euro im Jahr 2017 auf den ersten Blick beeindruckend. Aber hochgerechnet auf drei Millionen Unternehmen wären das lediglich statistische 5000 Euro pro Firma. Selbst wenn man das Drittel der Unternehmen zugrunde legt, die ein Digitalprojekt realisiert haben wollen, liegt der Durchschnittswert der Investitionen bei wenig beeindruckenden 15.000 Euro. Es seien vor allem fehlende Digitalkompetenzen der Beschäftigten die eine schnellere digitale Transformation behindern. „Weiterbildung ist die wichtigste Lösungsstrategie, wird aber zu oft aus Kosten- und Zeitgründen unterlassen“, resümiert die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Also auch hier: erst keine Zeit, dann kein Geld. Egal, aus welcher Perspektive der Mittelstand betrachtet wird, es droht eine Dekade des Zerfalls. Einen ähnlichen Ton hatte vor zwei Wochen schon Bitkom-Präsident Achim Berg angestimmt, als er die „Digitalstrategie 2025“ einen „Last Call Germany“ nannte. Wer jetzt nicht handelt, verliert in der Tat den Anschluss. Denn nie hatte der Satz mehr Gültigkeit: Es fressen nicht die Großen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen. Die Schnellen – das wären dann diejenigen, die derzeit chinesische Besuchergruppen aussenden, um die Rückständigkeit der hiesigen Firmen zu besichtigen. Das wäre dann die bittere Logik in der Dekade des Zerfalls.

 

Irren Bleibt Menschlich

Was hat ein CEO zu erwarten, der über Jahre hinweg schrumpfende Umsätze zu verantworten hat? Nun, IBMs Chefin Virginia „Ginni“ Rometty hat sage und schreibe 22 Vierteljahresberichte mit „Negativwachstum“ nicht nur überlebt, sondern – nach einer kurzen Erholungsphase – noch einmal weitere sechs aufeinanderfolgende Quartale mit einem Umsatz-Minus verantwortet. Erst im zurückliegenden Drei-Monats-Zeitraum kam ein kleines Plus von einem Promille heraus. Jetzt erklärte die 62jährige ihre Mission bei IBM für beendet. Sie wird am 6. April den Chefsessel räumen und noch bis zum Jahresende beratend den Turnaround des IT-Methusalems begleiten.

Es klingt nach einer ziemlich schrägen Manager-Karriere. Doch Ginni Rometty hat eine Ära bei IBM geprägt, die von einem beispiellosen Turnaround gekennzeichnet ist. Sie steht damit in der Ahnenreihe des IT-Konzerns auf Augenhöhe mit Louis Gerstner Jr. der von 1993 bis 2002 einen dramatischen Konzernumbau zu einem modernen, serviceorientierten Unternehmen schaffte. Damals, als Nachfolger des glücklosen John F. Akers, musste Gerstner die ausschließliche Ausrichtung auf Mainframes ausgleichen. Ab 2012, als Nachfolgerin von Sam Palmisano, hat Ginni Rometty den Wandel zu einer cloud-orientierten Service-Firma eingeleitet. Palmisano, der 2005 das PC-Geschäft an Lenovo veräußert hatte, gelang der Schwenk zur Software- und Service-Company nur unvollständig, sodass bereits damals der Umsatz stagnierte. Ginni Rometty startete unter anderem einen Totalumbau des Vertriebs. Ihr Werk wird jetzt Arvind Krishna, der bislang das Cloud-Geschäft verantwortete, fortführen. Dass dabei weiterhin der Schwerpunkt auf die Cloud gelegt werden wird, ist eine sichere Prognose.

Arvind Krishna gilt als Architekt des größten Deals in der Ära Rometty: für 34 Milliarden Dollar übernahm IBM im Oktober 2018 den Anbieter für Open-Source-Lösungen, Red Hat. Die Übernahme, die im Sommer 2019 abgeschlossen wurde und jetzt offensichtlich erstmals auch positive Wirkung auf die Quartalsergebnisse zeitigte, gilt als ein couragierter Schritt ins Freie. Es war der spektakulärste von Ginni Romettys insgesamt 65 Firmenkäufen in acht Jahren. Nun rückt Red Hat´s CEO James Whitehurst als IBM President nach. Damit stehen die beiden renommiertesten Cloudianer bei IBM dem Unternehmen künftig vor.

Tatsächlich müsste IBM im Cloud-Geschäft eine beispiellose Aufholjagd starten, wenn „Big Blue“ noch zu den führenden Hyperscalern im Cloud-Business – Amazon und Microsoft – aufholen sollte. Gerade eben hat Microsoft einen 62prozentigen Umsatzzuwachs seiner Cloud-Plattform Azure bekanntgegeben, und damit den Abstand zum Cloud-Primus Amazon, dessen Geschäft mit Amazon Web Services im letzten Quartal um 31 Prozent stieg, erneut verkürzt. Selbst der abgeschlagene Dritte, Google, liegt noch weit vor IBM. Alle drei – Microsoft, Google und seit wenigen Tagen auch Amazon – haben eine Marktkapitalisierung von mehr als 1000 Milliarden Dollar erreicht. Der Vierte im Bunde ist Apple. Von solchen Zahlen ist IBM Lichtjahre entfernt.

Deshalb kann die ausschließliche Verlagerung auf das Cloud-Business bei IBM auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Unter Ginni Rometty investierte IBM massiv in die Entwicklung von künstlicher Intelligenz – allen voran mit dem Flaggschiff-Produkt Watson, das in 20 unterschiedlichen Industrien neue Chancen eröffnen soll. Doch zuletzt mussten die Watson-Projekte – zum Beispiel im Gesundheitswesen, bei Banken und Versicherungen, in der Energiewirtschaft und in der Landwirtschaft – zurückstecken, weil die angekündigten Erkenntnisziele nicht erreicht wurden.

Doch KI wird auch weiterhin ein Forschungs- und Umsatzschwerpunkt für Arvind Krishna sein. Hinzu kommen Zukunftstechnologien wie Blockchain und Quantencomputing. In den IBM Forschungslabors wird hart daran gearbeitet, dass mit künstlicher Intelligenz und Computer-Services aus der Cloud ganze Lebensbereiche umgewandelt werden. So arbeitet IBM an der gesamten Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft vom Acker bis zum Regal, wo durch KI und Computereinsatz Ressourcen geschont, Krankheiten ausgeschlossen und insgesamt Fehler vermieden werden. Auch künftig soll das Kürzel IBM bedeuten: Irren bleibt menschlich.