Irgendwas mit KI

Es gibt wohl keine Anwendung, die nicht durch künstliche Intelligenz verfeinert oder verbessert werden könnte. Das gilt nicht nur für Software und Hardware oder Dienstleistungen, es gilt offensichtlich für jedes Produkt, egal wie analog es bisher dahergekommen ist. Ein Frühindikator für diesen Trend ist die Consumer Electronics Show in Las Vegas – die erste Messe für Informationstechnik im neuen Jahr.

Dort gibt es beispielsweise einen Kinderwagen zu besichtigen, der über einen eigenen E-Antrieb verfügt und mit Hilfe künstlicher Intelligenz selbstständig oder zumindest selbsttätig neben der Familie einher rollt. Er kann nicht nur autonom lenken, er bremst und beschleunigt auch eigenständig und verfügt überdies über einen Wipp-Modus, mit dem das Kind in den Schlaf geschaukelt werden kann. „Irgendwas mit KI“ ist der neueste Trend auf dem Gadget-Markt. Zu den – aus Sicht erfahrener Eltern überflüssigen – Neuerungen gehört auch eine App, mit der Kindergeschrei übersetzt werden kann. Eltern lernen so, die Äußerungen ihres Säuglings richtig zu deuten: Hunger, Schmerz, Einsamkeit oder einfach, wenn das Kind frohgemut vor sich hin brabbelt. Ein weiteres KI-Gerät kann zwar nicht Hundegebell übersetzen, dafür aber das Tier in Abwesenheit von Herrchen und Frauchen beschäftigen.

Das Ganze erinnert mich an die Zeit vor gut zehn Jahren, als auf der CES allüberall „Irgendwas mit Cloud“ zu sehen war. Der inzwischen legendäre Kühlschrank, der über seinen Internet-Anschluss selbst für das Replenishment und die Beschaffung gängiger Lebensmittel sorgt, ist zwar bis heute nicht wirklich realisiert worden, sollte aber aufzeigen, was durch Vernetzung möglich ist. Kein Wunder, dass nach und nach auf der CES in Las Vegas alle großen Automobilhersteller zu den wichtigsten Ausstellern gehörten. Sie präsentierten mit Connected Cars sozusagen fahrbare Smartphones mit Entertainment- und Infotainment-Systemen, Fahrassistenten und intelligenten Navigationssystemen. Kein Wunder auch, dass diese Automobilhersteller heute diese Funktion erweitern durch „Irgendwas mit KI“.

Aber natürlich sind in Las Vegas auch nützliche Dinge zu sehen – insbesondere im Bereich Systemüberwachung und Monitorring, auf neudeutsch Observability. Je komplexer heutige IT-Infrastrukturen werden, desto aufwändiger wird es, diese Systeme auch zu managen. Da kann künstliche Intelligenz wertvolle Hilfe leisten. Gerade bei hybriden Infrastrukturen, die Cloud-Anwendungen mit Lösungen im eigenen Rechenzentrum verknüpfen, public und private Clouds von mehreren Anbietern kombinieren und Serverfarmen mit unterschiedlichen Datenbanksystemen einsetzen, können so effektiv und Ressourcen sparend genutzt werden.

Gleiches gilt für Cybersecurity, bei der ein stetes Wettrüsten mit den Cyberkriminellen zu beobachten ist – und künstliche Intelligenz beschleunigt die Innovationen auf beiden Seiten. Aber gerade die Fähigkeit von KI, Muster zu erkennen, hilft bei der Entdeckung und schnellen Reaktion bei Cyberangriffen. Auch hier gilt: Künstliche Intelligenz übernimmt Routinearbeiten und spart damit teure und seltene Ressourcen bei Menschen und Maschinen.

Und auch dieser Trend ist auf der CES zu besichtigen: nachdem KI enorm viel Rechenleistung benötigt, die wirtschaftlich nur über die Cloud-Rechenzentren um zur Verfügung gestellt werden kann, folgt jetzt doch die Tendenz zu dedizierten, für KI optimierten Chips. Sie sollen dazu beitragen, dass künftige Smartphones, KI-Aufgaben nicht mehr über die Cloud verarbeiten, sondern auch dann funktionieren, wenn sich das Smartphone außerhalb der Reichweite von Funkmasten befindet. Das lohnt sich bei der enormen Stückzahl von Smartphones, die Jahr für Jahr über die Theke gehen. Es wird aber wohl nicht lange dauern, bis auch in Tablets, Laptops und Personal Computern eigene KI-Chips eingebaut sind. Das könnte zum Beispiel dazu führen, dass künftige„KI PCs“ oder „KI-Handys“ selbsttätig die richtige Anwendung öffnen, die vom Benutzer gerade benötigt wird. Vorbei wäre dann die Zeit, in der man zwischen zahllosen Icons auf dem Bildschirm suchen muss, um eine Mail zu schreiben, eine Tabelle zu entwerfen, einen Kurzfilm zu kreieren oder Rechenaufgaben zu lösen.

Das führt möglicherweise zu einer völlig neuen gesellschaftlichen (Un)Tugend: wir werden immer fauler, weil uns „Irgendwas mit KI“ jegliche Routinetätigkeit abgenommen haben wird. Ob wir uns dann überhaupt noch die Schuhe selbst binden können? „Irgendwas mit KI“ wird es sicher auch bald  dafür geben.

Digitalisierung als Graswurzelbewegung

Als der Personal Computer Mitte der achtziger Jahre in den Unternehmen Einzug hielt, war es nicht das IT-Management (damals sprach man noch von DV-Verantwortlichen), das die Ausstattung der Büros mit den kleinen Rechenkerlen vorantrieb, sondern es waren die Abteilungsleiter (heute würde man sagen „Stake-Holder“), die die Investition aus ihren Budgets trugen. Das erfolgte meist sogar gegen den ausdrücklichen Willen der Computerspezialisten, die auf ihren Mainframes hockten. Der PC ist ein Kind des klassischen Grassroot Movements, wie zuvor wohl schon der technisch-wissenschaftliche Taschenrechner oder später das Smartphone.

Aktuelle Studien legen jetzt den Verdacht nahe, dass sich auch die Digitalisierung im Mittelstand als Graswurzelbewegung durchsetzt – und eben nicht von der Geschäftsleitung top-down initiiert wird. Das ist zwar nicht im Sinne der klassischen Management-Philosophie, wonach zunächst ein Ziel, dann ein Plan und schließlich die Umsetzung definiert werden sollte – aber, wie schon Bertold Brecht wusste: „Es geht auch anders, aber so geht es auch!“ Jedenfalls zeigt unter anderem der vom Beratungsunternehmen Bechtle herausgegebene „Digitalkompass 2023“, dass die Mitarbeiterschaft den digitalen Fortschritt im eigenen Unternehmen deutlich besser beurteilt als das Management, das sich überwiegend als digitale Nachfolger einstuft.

Das zeigt sich besonders deutlich im mobilen Arbeitsumfeld und im Home Office. So sagen allein 99 Prozent der Unternehmen, dass mobiles Arbeiten auch in Zukunft möglich sein wird. Vor allem die Beschäftigten haben die Vorteile erkannt und möchten ungern zum bisherigen Arbeitsmodell zurückkehren. Auch das hybride Arbeiten – vor Ort und virtuell dazugeschaltet – finden 97 Prozent aller Befragten gut. Obwohl das mobile Arbeiten auf so große Akzeptanz stößt, haben nur 47 Prozent der Unternehmen eine Regelung für alle Mitarbeitenden. 52 Prozent bevorzugen eher individuelle Absprachen. Nicht selten nutzen Menschen im Home Office nicht den vom Unternehmen bereitgestellten PC, sondern den eigenen PC, der mit Blick auf Gaming und Streaming ohnehin viel leistungsfähiger ausgestattet ist.

Dabei zeigt sich die hässliche Kehrseite der Graswurzelbewegung: Weil Standards und festgelegte Prozesse fehlen, die Unternehmen helfen, Projekte und Aufgaben sicher und fehlerfrei durchzuführen, entstehen Wildwuchs, Insellösungen und Sicherheitsrisiken. Immerhin sprechen sich laut Bechtle 80 Prozent der Unternehmen für festgelegte und vorkonfigurierte Hardware aus, um den Aufwand bei Beschaffung und Wartung zu reduzieren. Aber ob sich das auch beim Einsatz im heimischen Wohnzimmer durchsetzen lässt, darf getrost bezweifelt werden.

„Ist Deutschland digitaler als gedacht?“, fragte angesichts der digitalen Graswurzelbewegung auch der Ausgabenmanagement-Anbieter Pleo, der eine Umfrage unter 500 mittelständischen Unternehmenslenkern in Auftrag gegeben hatte. Demnach verändern fast drei Viertel der kleinen und mittleren Unternehmen derzeit ihr Geschäft durch verstärkte Investitionen in die Digitalisierung. Dabei sind vor allem Effizienzgewinn und Umsatzsteigerung interessant. Das gaben 61 Prozent beziehungsweise 51 Prozent der Befragten zu Protokoll.

Generell räumen die meisten Top-Entscheider der Digitalisierung einen hohen Stellenwert ein: 64 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass Unternehmen, die die Digitalisierung nicht vorantreiben, langfristig scheitern werden. Und für 62 Prozent ist die Digitalisierung entscheidend für das zukünftige Wachstum des Unternehmens. Insgesamt haben sich 72 Prozent der KMUs mit dem Thema digitale Transformation auseinandergesetzt.

Dabei gibt etwa ein Drittel der leitenden Entscheidungsträger zwischen zehn und 19 Prozent des Gesamtbudgets für entsprechende Initiativen aus – trotz des wirtschaftlichen Gegenwinds. Damit ist Deutschland laut Pleo weiter als andere europäische Länder, wo ähnliche Untersuchungen stattfanden. In Frankreich sind es nur 60 Prozent, in Schweden 62 Prozent und in Großbritannien immerhin 68 Prozent, die sich mit der digitalen Transformation auseinandergesetzt haben.

Es scheint, als würden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihrem Management in Sachen Digitalisierung Beine machen. Und schon ist die nächste Graswurzelbewegung unterwegs: Nach Untersuchungen von Microsoft wollen nahezu drei Viertel der Belegschaften, die bereits eigene Erfahrungen mit den KI-gestützten Sprachassistenten wie etwa ChatGPT gemacht haben, auf diese Unterstützung nicht mehr verzichten. Sie nutzen dieses Tool schon seit einem Jahr, indem sie sich einen privaten Account beim Anbieter OpenAI verschafft haben. Und auch hier zieht das Management allmählich nach. Entgegen aller Management-Weisheit scheint sich die Digitalisierung doch schneller bottom-up als top-down durchzusetzen. Die Graswurzel lebt!

In Teams von morgen ist jeder ein Harry Kane!

Über die Seifenoper rund um den Rausschmiss von Sam Altman als CEO von OpenAI und seine Wiedereinsetzung als Vorstandsvorsitzender noch am gleichen Wochenende ist schon vieles gesagt worden – nur noch nicht von mir… Das versuche ich, mir auch jetzt zu verkneifen. Aber einen Aspekt möchte ich doch herausgreifen: Je komplexer KI-Systeme werden, desto wichtiger wird das Team, das sie trainiert. Auch das ist eine Lehre aus der OpenAI-Oper.

Ich nenne es das KI-Paradox: Während künstliche Intelligenz dazu beiträgt, Arbeitsplätze abzubauen, indem sie immer mehr Routinearbeiten übernimmt, sorgt sie gleichzeitig dafür, dass immer mehr Anforderungen an Hochqualifizierte entstehen. Teams werden durch KI nicht kleiner, sondern teurer. Ablösesummen für KI-Spezialisten in der Größenordnung von 100 Millionen Euro sind nicht aus der Luft gegriffen. Jeder und jede im Team von OpenAI ist bereits jetzt 100 Millionen Dollar wert – also genau so viel wie Harry Kane, der Top-Scorer von Bayern München.

Es wird nicht überraschen, wenn es künftig (wenn nicht schon jetzt) einen Transfermarkt für Top-Qualifizierte gibt. Im Milliarden-Geschäft rund um künstliche Intelligenz ist es nämlich offensichtlich nicht nur entscheidend, die richtige „zündende“ Idee zu haben. Es muss auch ein Team geben, das den langen Weg vom Entwurf zum Produkt zu gehen versteht. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei OpenAI sind sich offensichtlich ihrer Fähigkeiten bewusst – und der Macht die sie mit der Androhung ihrer Kündigung ausüben können. Sie haben Sam Altman quasi „zurückgepresst“ und damit jenen Machtkampf zwischen den Fraktionen jener entschieden, die einerseits zu der Gründungsidee einer ethischen Non-Profit-Gesellschaft zurückkehren wollten, und jenen, die weiter den Weg der schnellen Markteinführung und des größtmöglichen Profits verfolgen wollen.

Denn ausgestattet mit Mitarbeiter-Aktien in signifikanten Stückzahlen wäre jedes Teammitglied bei einem Börsengang 100 Millionen Dollar wert, nimmt man die jüngsten Finanzierungsrunden bei KI-Startups als Maßstab. Und umgekehrt wusste das Team rund um Sam Altman auch, dass es nur so viel wert bleiben würde, wenn es erstens zusammenbleibt, zweitens den einmal eingeschlagenen Weg vorangeht und sich drittens keinen Zeitverlust bei der Weiterentwicklung von ChatGPT und jetzt auch Q* leistet.

Eine Auffanggesellschaft, wie sie Microsofts CEO Satya Nadella am Altman-Wochenende aus dem Hut zauberte, wäre demzufolge sehr, sehr teuer geworden. Sie hätte nicht notleidende Mitarbeitende aufgefangen, sondern ein Team mit Hochleistungspotenzial „einkassiert“. Die Causa Altman ist insofern kein Fall, der sich um den CEO dreht, sondern ein Lehrstück über die Marktmacht der Hochqualifizierten und Hochbegabten.

Der Transfermarkt um diese Spezialisten wird sich noch heißer entwickeln als die nächste Spieler-Rochade im Fußball. Aber wie dort, wo jetzt Multimilliardäre den Ton und den Wechselkurs angeben, werden auch in den Hightech-Branchen die Herrschaften mit den tiefen Taschen und der Staatsknete den Kampf ums Knowhow dominieren. Geld schießt nicht nur Tore, es produziert auch Ideen.

Wenn KI Routinearbeiten übernimmt und damit Teams von lästigen und ressourcenfressenden Aufgaben befreit, werden vor allem diejenigen, die ihre Qualifikation vorantreiben, Anschubideen produzieren und sich in komplexen, vernetzten Systemwelten wohlfühlen, das Rennen machen. Ihre Humanintelligenz ist der eigentliche Mehrwert, der durch künstliche Intelligenz gefördert wird.

Was das für Auswirkungen auf unser Bildungsverständnis, auf die Befähigung von Menschen zur Höchstleistung haben wird liegt auf der Hand. PISA, dieser Warnhinweis muss jetzt erfolgen, hat gezeigt, wie sehr die deutsche Bildungsgesellschaft inzwischen in Schieflage geraten ist. Die 15jährigen von heute, die historisch schlechte Ergebnisse in Lesen, Schreiben und Rechnen abliefern, sind die schlecht bezahlten Teams von morgen, die kaum Chancen haben, im globalen Wettbewerb der klugen Köpfe aufzusteigen. Niemand erwartet, dass sie alle Sam Altman oder Harry Kane gleichkommen – aber ein bisschen mehr Leistungsbereitschaft ist schon nötig. Unsere Bildungsmisere ist wahrscheinlich im Vergleich mit der Schuldenlast und der maroden Infrastruktur das größere Defizit, das wir an die nachfolgende Generation weitergeben. Kein Kane ist dann unser Schicksal.

An Q* scheiden sich die Geister

Es ist erst ein Jahr her, dass das kalifornische Startup OpenAI mit der Veröffentlichung des KI-gestützten Sprachassistenten ChatGPT einen weltweiten Diskurs über Ethik, Effizienz und Ermächtigung von Künstlicher Intelligenz ausgelöst hat. Und nur wenige Unternehmen waren in diesen zwölf Monaten in der Lage, die Möglichkeiten, die diese Generative AI eröffnet, tatsächlich auch schon auszuschöpfen.

Aber zum Jahrestag von ChatGPT erscheint schon Q* am Horizont. Die neue KI sammelt nicht länger Wahrscheinlichkeiten über den menschlichen Sprachgebrauch und plappert dem Internet-Content wie ein sprachbegabter Papagei sinnvoll, aber ohne Sinn und Verstand nach. Q* aus der Schmiede von Sam Altman ist bereits die nächste Generation an KI-Algorithmen, deren Quantensprung diesmal darin besteht, dass die Schlussfolgerungen aus diesen Algorithmen nicht auf Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnungen basieren, sondern auf Logik.

Der Unterschied wird dadurch deutlich, dass Q* mathematische Aufgaben dadurch lösen kann, dass es logische Überlegungen anstellt – und nicht in der Internet-Kakophonie nach möglichst sinnvollen Antworten nachschlägt. Es kommt damit unserem menschlichen Denken deutlich näher – jedenfalls, wenn wir unseren Verstand gebrauchen und nicht auf ein Bauchgefühl und Erfahrungswerte setzen. Das aber tun wir oft genug. Deshalb sollte ein rein durch Logik getriebener Algorithmus uns fremd und unheimlich vorkommen. Denn er tut das, worauf wir selbst allzu oft verzichten – logisch Denken!

Deshalb entbrannte in der vergangenen Woche ein Richtungsstreit zwischen den eher altruistisch gefärbten Ur-Gründern und Verwaltungsräten der Non-Profit-Gesellschaft namens Open AI und der auf Gewinnmaximierung und Wettbewerbsvorteile ausgelegten Gesellschaft des gleichen Namens, aber mit anderer Rechtsgrundlage. Die Inc. will Gewinn machen, die LLC sucht das „größere Ganze zur Verbreitung des größeren Guten“.

Das ist genau der ethische Zielkonflikt, den wir seit einem Jahr – spät genug, angesichts der über 40 Jahren währenden Entwicklungsgeschichte von Künstlicher Intelligenz – führen. Und genau dieser Zielkonflikt kulminierte in der vergangenen Woche in der Seifenoper, die OpenAI rund um den Rauswurf von CEO Sam Altman, der zwischenzeitlichen Anstellung bei Microsoft und dann der Restitution als CEO bei OpenAI veranstaltet hat. Es geht um die Frage, wie schnell (und wie ungeschützt) lassen wir neue KI-Entwicklungen auf die Menschheit los. – Als wenn schon jemals eine Neuentwicklung hätte zurückgehalten werden können!

Es geht schließlich um Geld – und zwar um sehr viel Geld. Allen voran Microsoft und Google, gefolgt von chinesischen halbstaatlichen Anbietern, wollen den Markt möglichst schnell und zu ihren Gunsten aufteilen. Dazu braucht es Schnelligkeit – und möglichst wenig Regularien. Und das Tempo, das die US-amerikanischen und chinesischen Tech-Giganten in Sachen Künstlicher Intelligenz an den Tag legen, lässt kaum Zeit, die Dinge zu hinterfragen. Wenn man sich überhaupt mit dem Thema auseinandersetzen will.

Laut Hightech-Verband Bitkom haben lediglich 19 Prozent der mittelständischen Unternehmen KI-Systeme bisher in die eigenen Projekte zur Digitalisierung einbezogen. Viel weiter sind da die Kinder der mittelständischen Entscheider, die längst verstanden haben, wie sich ChatGPT und andere Sprachassistenten zur Erledigung der Hausarbeiten nutzen lassen. Nach einer Bitkom-Umfrage hatten schon im Mai 2023 – also ein halbes Jahr nach der Erstveröffentlichung von ChatGPT – lediglich acht Prozent der repräsentativ befragten Schüler und Schülerinnen noch nichts von diesem KI-gestützten Sprachassistenten gehört. Die Unwissenheit ihrer Eltern im mittelständischen Management war da noch weitaus größer.

Wahrscheinlich ist dies das wahre Schisma bei der Markteinführung von Künstlicher Intelligenz. Während die mittelständischen Entscheider noch darum ringen, ChatGPT zu verstehen, werden sie längst von Q* überholt. Dass damit völlig neue Effizienzpotentiale und Wachstumschancen herbeigeführt werden können, wird den Abstand der schnellen Vorreiter vor den lahmen Nachfolgern noch weiter vergrößern.

Oder sollte es doch einen Aufschrei der Autarken geben, die sich eine  Bevormundung durch eine logisch denkende Intelligenz verbitten? An Q* scheiden sich die Geister. Zuerst innerhalb der OpenAI-Organisation, dann innerhalb der Gesellschaft. Das Jahr 2024 verspricht, spannend zu werden.