Am 24. Februar wurde Steve Jobs 55 Jahre alt. Am 28. Oktober erreicht Bill Gates dieses Alter. Sie sind die Generation der IT-Ikonen der USA. Auch Andreas Maria Maximilian von Bechtolsheim, geboren am Ammersee, ist Jahrgang 55 (und damit in diesem Jahr 55 Jahre alt). Die deutsche Unternehmer-Ikone aber wurde an diesem Montag (26. April) 70 Jahre alt: Dietmar Hopp. Was – Dietmar Hopp, der Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim ist schon 70? Nein, der Förderer der Biotech-Branche in Deutschland ist 70. Ach, und ich dachte, Sie meinen den Mitbegründer der Firma SAP. Ja, den auch.
Deutschland ist arm an Ikonen der Wirtschaft, deshalb müssen und sollen wir sie hochhalten. Irgendwann zwischen den Jahren 2008 und 2009 war es einmal Wolfgang Reitzle (Jahrgang 1949), dem als deutsche Wirtschafts-Ikone so ziemlich jeder Topmanagement-Job in Deutschland angeboten wurde. Josef Ackermann war das nie. Die Aldi-Brüder werden es nie sein wollen. Und Reinhard Mohn ist tot.
Bleibt Dietmar Hopp, der zusammen mit Hasso Plattner, den Archetyp des deutschen Erfolgsunternehmers darstellt. Beide gründeten 1972 zusammen mit den drei Kollegen Claus Wellenreuther, Klaus Tschira und Hans-Werner Hector, das Unternehmen Systemanalyse und Programmentwicklung. Man muss nicht den Milliardär und Mäzen, den Stifter und Standortförderer bemühen, um die Einzigartigkeit dieses Unternehmers zu bemühen: Es spricht für den unermüdlichen Software-Arbeiter und -Planer Dietmar Hopp, der – als Vorstandsvorsitzender der SAP von 1988 bis 1998 federführend – das Unternehmen SAP zu einer einzigartigen Erfolgsstory gemacht hat. In seine Zeit (und die des Technologen Hasso Plattners, aber der hat – sorry – jetzt keinen runden Geburtstag; erst 2014 zusammen mit Larry Ellison) fällt die Entwicklung und Marktdurchsetzung von R/3 und damit der Durchstieg zum Weltmarktführer. Ein deutsches Unternehmen – Weltmarktführer; das ist bedauerlicherweise fast schon ein Treppenwitz!
Es wirft ein Schlaglicht auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, auf den Innovationsstandort Deutschland, dass Hopps SAP das jüngste Unternehmen im Dax 30 ist. Kein deutsches Technologieunternehmen hat es seitdem zu entsprechender Weltgeltung gebracht. In den USA spielen Google, Apple, Microsoft und und und in der obersten Liga. Beim ehemaligen Exportweltmeister Deutschland gilt nach wie vor Old Iron: Automobil und Maschinenbau.
Es musste ein Unternehmer wie Dietmar Hopp auf die Bühne kommen, um die massiven Bürokratiehemmnisse, die hierzulande aufstrebenden Newcomern entgegengebracht werden, zu überwinden: ein Arbeiter mit 80-Stunden-Woche, der nach dem Antitrust-Verfahren gegen IBM, als Big Blue die Software-Honorare offenlegen musste, erkannt hatte, was seine Arbeit pro Stunde wert ist. Die gebührende Bewunderung erfährt Vadder Hopp erst, seit er die durch Selbstausbeutung erworbenen Milliarden in die Region und in dieses Land steckt. Aber die Leistung, die uns Bewunderung abnötigen sollte, ist nicht die Stiftung von Milliarden, sondern deren Voraussetzung dafür, nämlich der Erwerb von Milliarden.
Dietmar Hopp hat ein großes Unternehmen aufgebaut, ein einzigartiges. Er hat aber – wie alle seine Gründerkollegen – aus diesem Erfolg auch eine persönliche Mission gemacht, die ihn, den Stifter, Arbeiter und Planer zu einem Wohltäter werden ließ. Das Land hat ihm jetzt mit dem Großen Bundesverdienstkreuz gedankt.