Ich weiß jetzt nicht, ob Sie Scott Van Duzer kennen. Nicht? Also dann: Scotty hat einen Pizza & Pasta Diner in Fort Pierce, Fla. USA. Und als im September letzten Jahres noch Präsidentschaftswahlkampf war, bekam Scott überraschend Besuch von Barack Obama. Um seinen überschwänglichen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, nahm Scott seinen Präsidenten einfach in eine herzliche Bärenumarmung, die Barack Obama völlig ergeben über sich ergehen ließ, wie das Bild beweist.
Nun ist ja der weltweite „Hugging Day“ nicht im September, sondern am 21. Januar. Aber Scott Van Duzer brachte das Obama-Knuddeln den Titel des „Most Huggable Man“ des laufenden Jahres ein. – Wobei ich finde, dass zum Knuddeln immer zwei gehören und deshalb der Preis zu gleichen Teilen auf Scotty und Barack verteilt gehört.
Wir alle wissen, hat Barack Obama die Präsidentschaftswahl nicht verloren, obwohl das Politikerknuddeln ja so eine heikle Sache ist, wie wir unlängst gesehen haben. Als der Bild-Chefredakteur wie „Kai aus der Kiste“ angestürmt kam, um seinen Bundeswirtschaftsminister in eine Bärenumarmung zu nehmen, verlor die Rösler-Reise in den Medien ihren eigentlichen Fokus.
Denn die tatsächliche Umarmung, die in dieser Reise geplant und auch vorgenommen wurde, galt dem ganzen Silicon Valley, seinem Gründergeist, seiner Innovationsfreude und seinem – ja, sagen wir es ruhig: Genius. Dieser Genius Loci hat uns alle berührt, die wir in der Delegation des Bundeswirtschaftsministers reisten: Es ist dieses Lebensgefühl des Zurückgelehnt-Seins, das bei allem Wettbewerbsdenken, bei aller Härte im Kampf um Risikokapital, um intelligente Köpfe und um Marktanteile doch immer auch einen sportlich-fairen Geist des gegenseitigen Einverständnisses offenbart. Man ist Elite, aber man ist nicht elitär, sondern in der Elite egalitär.
Diese Attitüde werden insbesondere die zahlreichen Vertreter deutscher Start-up-Companies so empfunden haben müssen (von denen sich übrigens viele beim morgendlichen Zusammentreffen Cheeck-to-Cheeck oder Bearhug-mäßig begrüßten). Die wichtigste Zielsetzung der Rösler-Reise in der vergangenen Woche war es, Jungunternehmer mit Investoren zusammenzubringen. Die zweitwichtigste Zielsetzung bestand darin, in Besuchen bei Google, Facebook, in der Stanford University und in vielen weiteren Treffen im enggepackten Terminplan den Gründergeist aufzunehmen und mit nach Deutschland zu tragen.
Beides ist gelungen. Beides wird sich in den kommenden Monaten – hoffentlich – auch als nachhaltig erweisen. Dann aber wird die „Fürsorgliche Belagerung“ durch den Chefredakteur der Bild-Zeitung und die Frage, inwieweit damit mangelnde Distanz zwischen Politik und Presse zum Ausdruck gebracht worden sein könnte, längst durch andere Skandälchen abgelöst worden sein.
Und als hätte die Rösler-Initiative im Silicon Valley noch eines i-Tüpfelchens der Bestätigung bedurft, verkündete SAP jetzt, seinen Hauptsitz vom beschaulichen Walldorf nach Kalifornien zu verlagern. Warum wohl? Um Steuern zu sparen? Oder doch wohl eher, um näher am Spirit des Silicon Valleys zu sein.
Für SAP kommt die Rösler-Initiative zu spät. Aber nur wenn es gelingt, diesen Spirit nach Deutschland zu holen, wird es uns auch gelingen, Hightech-Firmen in Deutschland zu halten und neue hier entstehen zu lassen. Das verlangt den vollen Einsatz – vielleicht sogar den vollen Körpereinsatz.
Übrigens: Vorschläge für den „Most Huggable“ Menschen 2013 werden unter diesem Link entgegengenommen. Vielleicht kommen Philipp Rösler und Kai Diekmann ja in die Endausscheidung.
Kai Diekmann jedenfalls macht bereits Karriere. Bei einem seiner nächsten Termine wurde ihm bereits ein Willkommens-Poster entgegengehalten. „Meet Kai for free hugs at 12:30“ – „Trefft euch um 12:30 mit Kai zu Umarmungen für umme“. Wir wissen ja alle: Mindestens drei Umarmungen sorgen für ein besseren Wohlergehen. „Drei Umarmungen am Tag halten den Arzt fern“ – aber leider nicht die Kritiker.