EU-Cloudischer Raum

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat jetzt erkannt, dass Daten der wichtigste Rohstoff der Zukunft sind. Gleichzeitig ist die Wahrung des Persönlichkeitsrechts und damit der digitalen Selbstbestimmung eines der wichtigsten Rechtsgüter in Europa. Der Ausgleich zwischen beiden ist weltweit alles andere als gleichmäßig austariert: in der Volksrepublik China überwiegt der Überwachungs-Kommunismus, der gesellschaftskonformes Verhalten belohnt. In den Vereinigten Staaten herrscht dagegen der Überwachungs-Kapitalismus, der den freizügigen Umgang mit den eigenen Lebensdaten belohnt.

Jetzt plädieren Altmaier und sein Kabinettskollege Horst Seehofer für einen Sonderweg in Europa, der die Unternehmen auf dem alten Kontinent unabhängig machen soll von den Datenkraken aus Ost und West. Die „EU-Cloud“ soll mit hohen Sicherheitsstandards einen Raum schaffen, in dem so strenge Normen wie die Datenschutz-Grundverordnung in voller Konsequenz Geltungshoheit bekommen und nicht Gefahr laufen, vom chinesischen oder US-amerikanischen Datendurst konterkariert zu werden. Denn dass einerseits die Kommunistische Partei Chinas und andererseits das US-amerikanische Rechtssystem im Zweifelsfall Zugriff auf Daten verlangen könnte, hat sich längst von der Spekulation zur Gewissheit entwickelt. Ausspionieren unter Freunden geht gar nicht, hatte die Kanzlerin nach den Enthüllungen von Edward Snowden zu den Aktivitäten der NSA gesagt.

Aber spätestens seit dem Cloud Act, das amerikanische Cloud Service Provider dazu verdonnert, selbst personenbezogene Daten auf höchstem Sicherheitslevel auf Verlangen der amerikanischen Behörden herausgeben zu müssen – und das sogar dann, wenn die Daten physisch nicht auf amerikanischem Boden vorliegen – , müssen europäische Unternehmen fürchten, „von Amts wegen“ ausspioniert zu werden. Das würde bedeuten, dass die fünf führenden Cloud-Anbieter – nämlich Amazon mit AWS, Microsoft, Google, Oracle und IBM – im Falle eines Falles entweder gegen amerikanisches Recht verstoßen, wenn sie die Herausgabe verweigern, oder die Vorgaben der europäischen Datenschutz-Grundverordnung brechen, indem sie dem Ersuchen nachgeben. Und die jüngste Debatte um Huawei gipfelt in der Unterstellung, der chinesische Telekommunikationsausrüster baue in seiner Hardware Hintertürchen für den organisierten Datenspäh des chinesischen Regimes ein. Dass es auch russische Übergriffe gibt, sei in diesem Zusammenhang nicht verschwiegen. Aber wo nutzt man schon mal einen russischen Cloud-Service? Doch wohl höchstens im Security-Sektor…

Um Unternehmen in Europa nun Rechtssicherheit im Sinne der Datenschutz-Grundverordnung zu gewähren, soll eine EU-Cloud entstehen, die zugleich einen Schutzraum vor den Anfechtungen durch Dritte schaffen soll. Das ist im Prinzip wünschenswert, aber wohl genau so illusorisch wie die Vorstellung, Deutschland mit einer Drei-Milliarden-Euro-Spritze zum Weltmarktführer bei künstlicher Intelligenz zu katapultieren. Dabei gehört beides zusammen. Denn vernünftige KI-Anwendungen benötigen enorme Rechenleistung aus der Cloud und funktionieren nur, wenn sie auf Unmengen von Daten aus der Cloud zurückgreifen können. Es wäre also schon eine vernünftige Fortsetzung der KI-Initiativen in Europa, wenn gleichzeitig über eine rechtssichere Cloud-Infrastruktur nachgedacht wird. Doch beides ist mit europäischem Kleckern nicht zu haben. Angesichts des Vorsprungs und der fortlaufenden Milliarden-Investitionen in den USA und China wäre schon eher Klotzen angesagt.

Aber warum auch nicht mal Milliarden in ein gemeinsames europäisches Prestigeobjekt investieren? Die Durchsetzung der hohen Normen, wie sie in der Datenschutz-Grundverordnung festgelegt sind, müsste uns Europäern diese Investitionen doch wert sein. Dazu könnte zum Beispiel eine Software-Umgebung aus Open Source Code beitragen, mit der die technischen Voraussetzungen für die ethischen Anforderungen geschaffen werden können. Europa ginge dann einen „dritten Weg“.

Aber am wahrscheinlichsten ist, dass wir uns weiter an die Rockschöße der amerikanischen und chinesischen Cloud Service Provider hängen. Dort profitieren wir vom schnellen Wachstum in technologischer Hinsicht. Das schnelle Wachstum der Cloud-Services sollte dann unsere Domäne sein. Auch das wäre ein auskömmlicher EU-Cloudischer Raum.

Haushalten oder raushalten?

Mittelstands-Bashing gehört zu den schönsten Beschäftigungen deutscher Publizisten – nur das Groko-Bashing ist noch beliebter. Die Suada folgt in der Regel den drei großen „I“, die streng vernachlässigt würden: Inspiration, Innovation, Investition. Tatsächlich zeigen sowohl die Bundesregierung als auch die (zumeist) in Familienbesitz befindlichen mittelständischen Unternehmen große Zögerlichkeit bei Aktivitäten rund um die Digitalisierung unseres Lebens. Dabei hängt genau davon das Wohl unserer Wirtschaft und damit unseres Wohlstands ab…

Dass jetzt aber der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem jährlichen Deutschland-Bericht dem Mittelstand, namentlich den Familienunternehmen, den Vorwurf macht, an der ungleichen Verteilung des Vermögens hierzulande Mitschuld zu tragen, hat eine allgemeine Welle der Empörung gegenüber den Autoren und der Solidarität mit dem Mittelstand hervorgerufen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung etwa gewährte Brun-Hagen Hennerkes, dem Vorsitzenden der Stiftung Familienunternehmen, breiten Raum, um seinen Standpunkt klarzulegen und dem IWF – auch das ist eine gern verwendete Sottise – mangelnde wirtschaftliche Kenntnisse zu unterstellen. Andere Verbandsvertreter folgten und betonten vor allem die Wirtschaftsleistung der Familienunternehmen, die mehr Arbeitsplätze schüfen als die „anonymen Dax-Konzerne“.

Weder die IWF-Kritik, noch die Verteidiger des deutschen Mittelstands treffen allerdings den Kern des Problems. Denn unstrittig ist ja dennoch: „Die reichsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland besitzen rund 60 Prozent des aggregierten Netto-Vermögens der Volkswirtschaft und 40 Prozent dieses Vermögens in Form von nicht-börsennotierten Unternehmensanteilen“, wie es im IWF-Bericht heißt. Dies wirft aber weniger ein Licht auf die Unternehmer in Deutschland, als vielmehr auf die Unterlasser.

Zwar schlägt der IWF durchaus richtig vor, dass Börsengänge in Deutschland erleichtert werden mögen, um einem größeren Teil der Bevölkerung den Zugriff auf Unternehmensanteile zu ermöglichen. Doch die Wahrheit ist auch: anders als zum Beispiel im anglo-amerikanischen Raum bevorzugen die Deutschen das Festgeldkonto gegenüber dem Börsenparkett. Und als Ende der neunziger Jahre mit dem Neuen Markt zusätzliche Anreize gegeben wurden, folgte die Dot.Com-Blase. Und diejenigen, die damals nicht vom Spiel mit den Kursen kuriert wurden, wurden spätestens durch die weltweite Finanzkrise seit 2008 eines besseren belehrt.

Schwerer aber wiegt noch die Tatsache, dass die Deutschen die vermeintlich sichere Festanstellung gegenüber dem Risiko des Unternehmertums bevorzugen. Zwar erfreuen wir uns einer ansehnlichen Startup-Szene, die vor allem Berlin zu einer hippen Hauptstadt macht. Doch das zarte Pflänzchen der postmodernen Gründerjahre trocknet schon wieder aus, wie die jüngsten Zahlen der KfW nahelegen: Danach wurden im vergangenen Jahr zwar 547.000 Unternehmensgründungen gezählt – zu denen neben den vergleichsweise wenigen Startups vor allem Handwerksbetriebe, Kanzleien, Agenturen etc. gehören. Aber das sind bereits 11.000 weniger als 2017. Der Anteil der Gründer an der Erwerbsbevölkerung liegt nur noch knapp über einem Prozent. Nach der Jahrtausendwende lag die Quote bei drei Prozent.

Das liegt auch an den Bildungsplänen, die wir an den Schulen verfolgen. Es geht nicht um die Frage: Goethe oder Geld, Wissenschaft oder Wirtschaft. Neben der richtigen Initiative, die sogenannten MINT-Fächer zu fördern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik –, muss endlich auch mehr Verständnis für die wirtschaftlichen Zusammenhänge geschaffen werden. Die Erfahrung zeigt, dass Schüler, die während ihrer Schullaufbahn ein Betriebspraktikum absolviert haben oder an einer Firmen-AG beteiligt waren, häufiger gründen als ihre Mitschüler.

Es geht also nicht darum, den erfolgreichen Unternehmern vorzuwerfen, sie würden den Wohlstand auf wenige akkumulieren. Es geht darum, dass die jungen Erwerbstätigen sich lieber aus dem Wirtschaftsleben raushalten, statt unternehmerisch zu haushalten. Die IWF-Kritik sollte nicht die Familienunternehmen treffen, sondern die Bildungs-Politik. Aber auch die ist ein beliebtes Bashing-Target – leider ohne erkennbaren Erfolg.

Im Shenzhen-Tempo

Monaco hat sich jetzt zum weltweit ersten Staat mit flächendeckender 5G-Ausstattung erklärt. „Kein Kunststück“ möchte man meinen angesichts von 40.000 Einwohnern und einem Territorium von gerade einmal 200 Fußballfeldern. Die Feuerwehr möchte jetzt jeden Quadratmeter des Fürstentums mit Hilfe von Drohnen überwachen. Aber viel mehr Nutzen lässt sich derzeit aus dem superschnellen Netz im Fürstentum nicht ziehen.

Das wird sich schnell ändern, denn der Technologieausstatter der Monegassen ist kein geringerer als Huawei. Der zuletzt arg in den USA und Europa gebeutelte chinesische Telekommunikationsdienstleister will Monte Carlo zum „Flagship-Store“ in Europa ausbauen. Hier soll man life und in Farbe erfahren können, wie es sich in einer Smart City dank südchinesischer Entwicklungshilfe leben lässt.

Denn an seinem Stammsitz in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen, die nördlich an Hongkong grenzt, sorgt Huawei längst für die technische Infrastruktur einer Smart City. Shenzhen, das 1950 noch 3000 (!) Einwohner zählte, gehört inzwischen mit mehr als zwölf Millionen Bewohnern zu den Megacities mit überdurchschnittlich hohem Pro-Kopf-Einkommen und einem weltweit führenden technologischen Lebensstandard. Unternehmen wie BYD, Tencent und eben Huawei, aber auch Foxconn mit Produktionen für Apple, Sony, Nintendo und Hewlett-Packard arbeiten im sprichwörtlichen Shenzhen-Tempo daran, aus dem ehemaligen Fischerdorf eine smart City zu machen.

Und in Deutschland? In Berlin hat Siemens die Initiative ergriffen und will aus der Siemensstadt einen 5G-Campus machen, der mit smarter Infrastruktur fürs Leben und Arbeiten wirbt. Am Flughafen Tempelhof wurde jetzt das „CityLab“ eröffnet, das als Technologielabor von der Digitalisierung bis zur Verwaltungsmodernisierung alles auf den Prüfstand stellen soll. Und die Deutsche Telekom sucht Partnerschaften zwischen städtischen Behörden und Green Startups, um „Technologien für eine nachhaltige, zukunftsorientierte digitale Gesellschaft“ zu entwickeln. Schillerndstes Beispiel ist die Kombination aus Moos und Detektoren im Internet der Dinge, das Feinstaub an belasteten Standorten herausfiltert.

Die vielleicht am weitesten gehende Initiative kommt von Microsoft, das mit dem Programm CityNext weltweit Städtepartnerschaften schmiedet, um fünf Schwerpunkte einer smart City zu verwirklichen: größere Sicherheit, bessere Gesundheit, höhere Bildung, mehr Nachhaltigkeit und innovative digitale Services. In München gibt es dazu bereits erste Kontakte. Bemerkenswert ist hier auch, dass Microsoft bereits ethische Leitplanken – zum Beispiel bei Überwachungs-Technologien, Bilderkennung oder Speicherung von Bewegungsdaten – formuliert, nach denen smart Cities geplant werden sollten. Und ausgerechnet in China, wo unter Technologieeinsatz aus Toleranz schnell Totalitarismus wird, argumentiert man jetzt mit der guten alten Maslow´schen Bedürfnispyramide, um Cities in fünf Stufen smart zu machen: erst Grundbedürfnisse (also 5G-Infrastruktur), dann Sicherheit (durch Überwachung), gefolgt von sozialen und individuellen Bedürfnissen (die über Cloud-Services erbracht werden) bis zur individuellen Selbstverwirklichung. Man wird sehen.

Smart Cities bestehen nicht nur aus superschnellen Netzen, über die Energiemanagement, Verkehrsleitsysteme, autonome Fahrzeuge und Drohnen gesteuert werden und unsere Lebenswelt beeinflussen. Sie leben vor allem von schlanken und schnellen Geschäftsprozessen beim Umgang mit Behörden, bei der Nutzung von Ressourcen und bei Services im Gesundheitswesen, bei den Einsatzkräften und in der Pflege. Während nach einer Untersuchung unter 384 deutschen Städten mit mehr als 30.000 Einwohnern deutliche Defizite bei der Integration und Digitalisierung der Infrastrukturen diagnostiziert werden, summiert sich der Nachholbedarf zu erheblichen Umsatzpotentialen. Allein Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit werden in Deutschland auf ein Investitionsvolumen von 20 Milliarden Euro jährlich geschätzt. In fünf Jahren soll das Investitionsvolumen nur für deutsche Städte auf 43 Milliarden Euro steigen, wobei Verkehr und Logistik, Gebäudemanagement und Energiemanagement die größten Technologiebereiche darstellen.

Allerdings ist dies für viele Kommunen noch „Neuland“. Zwar hängt alles mit allem zusammen, doch die städtischen Behörden verlieren sich in Einzelprojekten. In seinem lesenswerten Buch „Erde 5.0“ wirbt einer der lautesten Visionäre für eine smarte Zukunft, Karl-Heinz Land, für mehr Engagement beim Umbau unserer Städte. Wie er selbst sagt, hat er das Buch für seine Enkelkindern „und alle Enkelkinder auf der Welt“ geschrieben, um Technologie künftig so zu nutzen, dass der Planet, auf dem wir leben, auch für unsere Enkelkinder lebenswert ist.

Wir sollten schnell auf Shenzhen-Tempo umschalten, wenn wir im Wettbewerb der Städte mithalten wollen. Anders als in anderen industrialisierten Ländern gibt es im föderalen Deutschland keine Megalo-City mit ihren unüberbrückbaren Gegensätzen. Nur wenige Städte überschreiten die Millionengrenze. Das könnte einen Geschwindigkeitsvorteil bringen, wie das Fürstentum Monaco beweist. Wir müssten – wie immer – nur wollen.

 

Back to Square One

 

Wenn Netflix die Achtziger Jahre feiert, dann feiern die Achtziger mit. So scheint es jetzt zu sein, als die dritte Staffel der Netflix-Serie „Stranger Things“ am 4. Juli im Streaming-Dienst bereitgestellt wurde. Die Serie, die in den Achtziger Jahren spielt und merkwürdige Reminiszenzen an Spielberg-Filme wie „E.T.“, „Poltergeist“ oder die „Unheimliche Begegenung der dritten Art“ bietet, aber auch bei Stanley Kubrick und anderen Mystery- bis SciFi-Regisseuren aus dieser Zeit Anleihen nimmt, ist das, was wir früher „Blockbuster“ oder noch früher „Straßenfeger“ genannt hätten – in jener Urzeit, als man sich noch zur festgesetzten Uhrzeit vor dem Fernseher versammeln musste, um die nächste Folge nicht zu verpassen. Heute werden die Serien nicht ausgestrahlt, sondern on Demand zur Verfügung gestellt, wobei jene, die gerne eine Serien-Nacht durchwachen wollen, gleich die ganze Staffel downloaden können.

Netflix ist groß genug, um die Filmeszene deutlich aufzumischen. Statt Kino und TV Streaming On Demand. Kein Wunder, dass Amazon mit Prime und Disney in diesem Multi-Milliarden-Markt nachsetzen und mit eigenen Produktionen sowohl Hollywood als auch Los Gatos (dem kalifornischen Firmensitz von Netflix) herausfordern. Netflix ist aber auch groß genug, jene Marketiers herauszufordern, die die großen Brands dieser Welt verwalten: Coca Cola zum Beispiel – oder Microsoft.

Die „New Coke“ war in den Achtziger Jahren nicht gerade ein Markterfolg. Aber seit Mai gibt es das Design (und vielleicht auch den Geschmack? – wer kann das schon beurteilen?) in einer limitierten Auflage von einer halben Million 0,5-Liter-Dosen zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass Coca Cola im Retro-Design die Wiederauflage vergangener, aber unvergessener Produktvarianten auf den Markt bringt.

Aber mehr Geschäft durch Retro mag bei Coca Cola funktionieren – bei Microsoft aber nicht. Wer sehnt sich schon nach dem Kauf einer Windows-Version, die nicht mehr supportet wird? Deshalb wird es mehr als eine Reminiszenz an die guten alten Achtziger Jahre sein, wenn Microsoft zum Netflix-Start auf Instagram und Twitter Windows 1.0 ankündigt – mit MS-DOS Executive und Reversi! Wer alt genug ist, weiß, dass erst Windows 3.1 wirklich den Marktdurchbruch schuf – und da waren die Achtziger schon längst Vergangenheit.

Aber es ist kaum anzunehmen, dass Microsoft seine komplette Windows Marketing-Maschinerie anhält (und alle anderen Produktinformationen zu Windows 10 vom Netz nimmt), nur um ein schönes wohliges Nutella-Brot-Fealing und Wetten-dass?-Gefühl im Bademantel nach dem Samstagabendbad wieder heraufzubeschwören. Zwar ist es bemerkenswert, dass der Marketing-Move weltweit aufgeregte Kommentare und Blogs (einschließlich diesem) zu Windows und Microsofts Motivation, jetzt die Version 1.0 noch einmal anzukündigen, hervorruft. Aber für einen reinen Marketing-Gag ist Microsofts Marketing-Maschinerie nicht humorvoll genug.

Doch seit Monaten gibt es Gerüchte um ein leichtes „Windows One“, das als abgespeckte Windows-10-Version für Smartphones und Tablets optimiert wäre und vielleicht auch im Edge Computing sowie bei zahllosen Devices im Internet der Dinge zum Einsatz käme. Und da wäre dann auch die Reminiszenz an die gute alte Zeit, als Microsoft mit Windows auf Endgeräten einen Marktanteil von geschätzten 99,9 Prozent hatte. Heute heißen die Betriebssysteme Android oder iOS und sind millionenfach verbreitet. Microsoft will diesen Markt unbedingt zurück haben und hat bei diesem Versuch bereits Milliarden Dollars versenkt – nicht zuletzt durch die glücklose Übernahme von Nokia.

Es war noch nie verkehrt, die Nullen zu entfernen. Wenn jetzt aus Windows 10 Windows One wird, bedeutet das für Microsoft den Versuch, zurück „auf Los“ zu gehen: Back to Square One. Denn bei allen Erfolgen rund um die Cloud-Plattform Microsoft Azure. In Redmond möchte man die alte Marktmacht auf den Endgeräten zurück haben. Windows One könnte ein weiterer ernsthafter Versuch sein, das Smartphone und das Tablet zurück zu erobern. Es müssen ja nicht gleich wieder 99,9 Prozent Marktanteil sein.