Von der Suchmaschine zur Findemaschine

Was haben Amerika, die kosmische Hintergrundstrahlung, Viagra, Nylonstrümpfe und Sekundenkleber gemeinsam? – Nun, dies alles sind Funde auf der Suche nach etwas anderem. Kolumbus war auf der Suche nach dem Seeweg Richtung Indien; die kosmische Hintergrundstrahlung wurde zunächst als Störgeräusch beim Testen einer Antenne wahrgenommen; Viagra war ursprünglich ein Mittel zu Behandlung von Bluthochdruck und Angina Pectoris; Nylonstrümpfe waren nicht das erste Anwendungsbeispiel für Polyamide, aber deren erfolgreichstes; und die klebrige Eigenschaft von Cyanacrylat wurde zunächst als störend empfunden, ehe dieses „Feature“ als Sekundenkleber zum eigentlichen Verkaufsschlager wurde.

Alle diese Innovationen verbindet die Tatsache, dass ihnen der sprichwörtliche „glückliche Zufall“ zur Seite sprang, der allerdings nur „den vorbereiteten Geist begünstigt“. Will sagen: Nur wer sucht, kann auch finden. Ganz schnell sei noch erwähnt, dass dieses Phänomen seit gut 150 Jahren „Serendipität“ genannt wird, benannt nach dem Sanskrit-Wort für die Insel Ceylon. Denn in nur wenigen Jahren werden wir dieses wunderbare Phänomen nur noch „Big Data Analytics“, „Machine Learning“ oder „Cognitive Computing“ nennen…

Künstliche Intelligenz ersetzt vielleicht nicht den vorbereiteten Geist, aber doch den glücklichen Zufall, indem klassische Suchmechanismen zu Findemethoden ausgebaut werden. Ob bei der Entwicklung neuer Wirkstoffe in der Pharma-Industrie, bei der Diagnose seltener Krankheiten, bei der Hilfestellung am Arbeitsplatz oder beim autonomen Fahren oder Fliegen – KI ist im Begriff, überall den Zufall durch Analyse zu ersetzen.

Nirgendwo ist diese Entwicklung allerdings besser zu beobachten als im Handel, wo seit Jahrzehnten massenhaft gesammelte Konsumentendaten darauf warten, dass die richtigen Schlussfolgerungen zeitnah und zielorientiert gezogen werden. Handel definiert sich seit Jahrtausenden aus dem Ausgleich asymmetrischer Märkte, aus dem Wissensvorsprung des Verkäufers gegenüber dem Käufer, aus dem Ausgleich von Angebot und Nachfrage. KI bedient genau diese Eigenschaften und wird deshalb den Handel – egal ob im stationären Ladenlokal oder im Online-Shop – revolutionieren.

Dabei geht es gar nicht einmal darum, ob Drohnen künftig Waren ausliefern, Roboter im Baumarkt Kundenfragen beantworten, oder smarte Spiegel im Fashion-Shop dabei helfen, das richtige Outfit zusammenzustellen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz werden schon heute Preise individuell austariert – je nach dem Potenzial des Kunden und dem Wunsch, ihn zu binden. KI sorgt für mehr Marken-Loyalität, weil sie auf das individuelle Bedürfnis der Kunden ausgelegte Erlebniswelten erschafft. Und KI sorgt dafür, dass das individuell gestaltete Produkt genau dem Kundenwunsch entspricht – und zwar, bevor der Kunde diesen Wunsch überhaupt geäußert hat. Am Ende sucht nicht der Kunde nach seinem Produkt, sondern das Produkt findet seinen Kunden. Der „glückliche Zufall“ wird automatisiert.

Mit KI wird Marktforschung zur Meinungsforschung, die sich nicht aus einer Sonntagsfrage speist, sondern jeden Schritt und jede Entscheidung des Käufers analysiert. Nicht nur Amazon und Google experimentieren mit KI-gestützter Kundenanalyse, auch WalMart oder die großen deutschen Discounter optimieren inzwischen ihr Warenangebot und das Laden-Layout mit Hilfe von der Auswertung großer Mengen an Kundendaten. Davon profitieren vor allem globale Handelsketten, die nicht nur über deutlich mehr Datenmaterial verfügen, sondern auch über die notwendigen Economies of Scale, in denen die riesigen Investitionen überhaupt wirtschaftlich vertretbar sind – egal, ob am Point of Sale oder im Lieferservice.

Die Nutzung von künstlicher Intelligenz im Handel steht sonderbarerweise im krassen Gegensatz zur Wahrnehmung der Kunden. Sie bemerken es kaum, wenn KI-Assistenten ihre Kaufentscheidung beeinflussen oder die Lieferung zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort erfolgt. Im Gegenteil: Nur 15 Prozent der Deutschen glauben, dass KI-Technologie einen tatsächlichen Nutzen erbringt. Damit lebt der Handel auch weiterhin von der Asymmetrie: der Verkäufer weiß mehr als der Käufer – nur auf höherem Niveau.

Gesundheit frei Haus

Was haben die Logistik und das Gesundheitswesen gemeinsam? Beide beeinflussen unser Leben Tag für Tag: durch die Belieferung mit den Dingen unseres (täglichen) Bedarfs und durch die Sicherung unseres (täglichen) Wohlbefindens. Dabei ist der Erfolg der Versandapotheken ohne die Leistungsfähigkeit der Logistik – vor allem auf der letzten Meile – nicht denkbar. Und ebenso wie die Logistik wird auch das Gesundheitswesen gerade durch die Digitalisierung der Welt aus den Angeln gehoben und neu wieder zusammengesetzt.

Wie stark beispielsweise das Geschäft mit der Gesundheit ins Internet abwandert, zeigt sich schon daran, dass jede siebte Apotheke in Deutschland inzwischen eine Versandhandelserlaubnis hat. Zwar setzt dabei nur ein Prozent (weniger als 200 Apotheken) überwiegend auf den eCommerce, dennoch haben im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller Internetbenutzer – das sind nach Einschätzung des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken immerhin 31 Millionen Kunden – schon Arzneimittel über das Internet bestellt und sich nach Hause liefern lassen. Zwei Jahre zuvor waren es erst 16 Millionen Kunden oder jeder dritte Internetbenutzer. Dabei können nur rezeptfreie Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel online bestellt werden, nicht jedoch die verschreibungspflichtigen Arzneien. Die OTC-Produkte (over the counter – also frei gehandelt) machen zwar nur 15 Prozent des gesamten Pharmaumsatzes in Deutschland aus, stellen aber mehr als die Hälfte aller Packungseinheiten. Ihre Logistik ist kleinteilig, spontan und verzweigt – aus Sicht der Lieferdienste also eigentlich unwirtschaftlich und uninteressant. Aber sie sind der eigentliche Wachstumsmarkt – sowohl aus der Sicht des Gesundheitswesens als auch in der Perspektive der Logistiker.

Deshalb wird sich der Trend laut Hightech-Verband Bitkom weiter beschleunigen: schon heute hat ein Drittel der Deutschen schon mal Gesundheitsdaten über das Internet weitergeleitet, noch mehr würden ihre Befunde gerne digital erhalten. Die Recherche und der Meinungsaustausch zu Gesundheitsthemen sind im Internet das große Ding, Fitness-Apps würde schon die Hälfte der Bevölkerung gerne nutzen, um eigene Daten beim Workout aufzuzeichnen und weiterzuleiten. Und natürlich sind die Kunden auch offen gegenüber neuen Liefermethoden für ihre Gesundheits- und Fitnessprodukte. Wer will schon für eine Packung Aspirin zu Hause warten müssen?

Das sehen die Logistiker kaum anders. Mehr als die Hälfte der Transportdienste kann sich vorstellen, dass sie künftig autonome Fahrzeuge für die letzte Meile einsetzen. Leicht weniger – nach einer Bitkom-Studie sind es vier von zehn Befragten – stellen sich vor, dass künftig Drohnen und Lieferroboter die Aufgabe übernehmen, kleine und kleinste Pakete an den Konsumenten zu liefern. Praktisch alle befragten Logistiker sehen in der Digitalisierung die große Umwälzung ihrer Geschäftsmodelle.

Dabei werden allerdings Drohnen nicht ausschließlich im Lieferservice zum Einsatz kommen, sondern bei der Optimierung der Intralogistik Hilfe leisten. Bereits in zehn Jahren sollen demnach kleine Copter dafür sorgen, dass die Inventur im Lager ständig auf dem neuesten Stand ist. Außerdem können Datenbrillen die Logistiker mit zusätzlichen Informationen versorgen: aus Pick by Voice wird dann Pick by Augmented Reality. Dann – so die Bitkom-Studie – sind es auch schon selbstlernende Systeme, die das Kommissionieren im Lager ebenso optimieren wie die Routenplanung oder das Auslösen von Bestellvorgängen.

Während aber im Gesundheitswesen die Akteure wie Ärzte, Krankenkassen, Krankenhäuser und Apotheken noch weit hinter den Möglichkeiten der Digitalisierung hinterherhinken, sind die Logistiker branchenübergreifend ganz vorne bei der Transformation dabei. 84 Prozent nutzen bereits heute spezielle Lösungen zur Optimierung ihrer logistischen Prozesse. Besonders häufig kommen fahrerlose Staplersysteme zum Einsatz (19 Prozent) oder sind in Planung (26 Prozent). Smarte Container,  Lagerroboter, Datenbrillen und intelligente Handschuhe sind demnach die Werkzeuge, mit denen der Logistiker in naher Zukunft tagtäglich zu tun haben wird.

Beide Bitkom-Studien bestätigen dabei, dass die Digitalisierung vor allem durch das Konsumverhalten immer weiter angefeuert wird. Es sind die Endverbraucher, die immer einfachere Geschäftsprozesse erwarten und mehr Convenience bezahlen wollen. Dass es gleichzeitig auch die privaten Internetnutzer sind, die mit der Herausgabe ihrer Daten die ganze Maschinerie am Laufen halten, ist dabei den wenigsten wirklich bewusst. Aber mit der Digitalisierung wird die Informationswirtschaft – also die Analyse großer Datenmengen und die Ableitung weiterer Geschäftsschritte daraus – über die letzte Meile hinaus bis in die Privatsphäre voranschreiten. Nicht nur in der Logistik, sondern auch im Gesundheitswesen, nicht nur im privaten Verbrauch, sondern auch im individuellen Fitness-Check. So gibt es nicht nur die Gesundheit frei Haus – sondern auch die Gesundheitsdaten.

Heinz-Paul Bonn 2.0

On Thursday, October 22, I was born again. At the baggage carousel in Toronto Airport I suffered a cardiac arrest and was dead – as good as. An air hostess who was standing next to me took a defibrillator from the wall and brought me back to life. I regained consciousness in the ambulance and there I found out about my miraculous rescue. Or maybe it wasn’t so miraculous after all?

In Germany around one in three of an estimated 100,000 people a year who have a cardiac arrest are brought back to life. They, like me, are lucky to have somebody nearby who is willing and able to apply cardiac massage swiftly and correctly. Sudden cardiac death is otherwise the third most frequent cause of death in the Western world. Fifty percent of cases occur in the domestic environment, 50 percent in public.

Compared with the rest of Europe, Germany is something of an also-ran. In Norway, where cardiopulmonary resuscitation is taught at school, the success rate is over 70 percent. In Canada, with around 40,000 cases of sudden cardiac arrest a year, the chance of success naturally depends on the region. In Germany, rescue services must be on the spot in between seven and 12 minutes. In the vast expanses of Canada’s provinces that is not a feasible target. And that makes it all the more important for people to intervene resolutely.

That was what happened to me. I was lucky that my heart stopped beating in an industrialized country – and that it happened at Toronto Airport. I was lucky that a well-trained air hostess was standing next to me and responded correctly and immediately: check, call, act. I was also lucky that my friend Mark Miller, with whom I had an appointment that October 22, rushed over to me in hospital and arranged so much for me. Probably more than I realize. For that I owe him a debt of eternal gratitude. I am also grateful to my loved ones, who flew over straight away from Germany and the U.S. I must also thank Elke Ritschel and Stephan Michels, who from Germany initiated everything that was required to enable me to recover and to expedite my recovery.

But I also experienced the inadequacies of Western healthcare in the arbitrary example of its provision in Toronto. On the way to hospital I had to give the driver his directions from my smartphone because his navigation device was not working or he had entered the wrong address. The list of my medications was useless in Canada because hospital personnel there were not familiar with the product name and I didn’t know the name of the active ingredient off by heart. My insurance company’s consent to bear the costs was not recognized; real money first had to flow before bypass surgery could take place.

That is not a Canadian problem; it is a global problem. In our wonderfully connected world we allow ourselves the luxury of a large number of uncoordinated national healthcare initiatives. Partly for reasons of data security we dispense with a swift and interruption-free flow of information between healthcare institutions. And we are unable to define uniform global name codes for vital medications.

We are working on the Internet of Things, yet we neglect progress on the Internet of Lives. When machines can communicate better with each other, that helps save human lives. But we must take even greater care to ensure that people cooperate when human lives are at stake.

I would like to thank everybody who has helped me over the past few days with friendly, encouraging words. All of them have wavered between two sensations: the feeling of shock at how fast “fate” can strike and the feeling of relief that “luck” stayed on my side. Let those of us who are in a position to change things work to help ensure that luck stands a chance in healthcare and in life in general. You don’t first need to suffer a cardiac arrest…

ERP für die Arbeitswelt 4.0

Wenn ein Softwareanbieter bei seiner Releaseplanung die Ziffer vor dem Punkt weiterzählt, dann weiß der geneigte Anwender: Aha, etwas Großes steht zum Download bereit. Dann sind wichtige architektonische Änderungen zu vermelden.

Dabei sind wichtige Neuerungen in der Architektur meist von langer Hand vorbereitet. Sie bündeln erhebliche Investitionen in Manpower und Innovationen. Und gleichzeitig muss so gearbeitet werden, dass der Migrationspfad für Anwender so sanft wie möglich beschritten werden kann. Es ist – zumindest bei Großanwendungen mit gut und gerne Tausend Personenjahren Entwicklungsleistung wie zum Beispiel Enterprise Resource Planning – ein historisches Ereignis.

Ich will es durchaus historisch nennen, wenn mein Unternehmen – die GUS Group als führender Anbieter von Unternehmenslösungen für die Prozessindustrie und Logistik – mit dem aktuellen Release 6.0 der GUS-OS Suite neue Portale in Richtung Industrie 4.0, Mobile Computing, Social Media, Big Data und einer verbesserten, weil individualisierten Usability aufstößt. „Mit dieser Technologie und dem Upgrade auf GUS-OS Suite 6.0 hat die GUS den Wettbewerb technisch überholt“, sagte der IT-Leiter eines Kunden, der sich im Vorfeld der Ankündigung intensiv mit unseren Plänen auseinander gesetzt hatte. Und was mich besonders freut: Er tat dies auf der Bühne des diesjährigen GUS Kundentreffs nach der Ankündigung des neuen Systems vor seiner Peer-Group, den GUS Kunden.“

Die GUS-OS Suite bedient bereits heute die gewandelten Anforderungen, die in der Arbeitswelt 4.0 an eine Unternehmenslösung gestellt werden. Die Vernetzung von Menschen und Maschinen, der Trend zum mobilen Arbeiten und die Verarbeitung immer größerer Datenmengen stellen die Prozessindustrie und die Logistik vor enorme Herausforderungen und verlangen nach einer Neuausrichtung der ERP-Systeme. Laut einer aktuellen Studie des Marktanalysten Trovarit ist die Usability das mit Abstand wichtigste Nutzungskriterium für Unternehmenslösungen: Bessere Auskunftsfähigkeit, Analysen in Echtzeit, die Einbindung von großen Datenmengen aus Maschinen, Netzwerken und Kommunikationswegen sowie selbstverständlich die Freiheit bei der Wahl der Arbeitsumgebung waren die Designziele für den nächsten ganz großen Wurf.

Das alles sind Elemente der Arbeitswelt 4.0, in der ein „hochgradig individualisierter Standard“ gefordert wird: Nutzer wollen rollen- oder aufgabenbasierte Sichten erstellen, individuelle Layouts für Smartphones oder PCs generieren sowie einzelne Felder ein- und ausblenden, einfärben, sortieren und editieren. Damit kann sich der Anwender auf die entscheidungsrelevanten Informationen konzentrieren.

Doch ein Softwarepaket ist nichts ohne eine Organisation, die diese Anwendung „ans Laufen“ bringt. Wer auf dem Kundentreff den Anwendern zuhörte, die auf der Bühne im Plenum über ihre Projekterfahrungen berichteten, konnte eine wesentliche Message mitnehmen. Die Projektteams der GUS Group sind kompetent, wenn es um die branchenspezifischen Herausforderungen in der Prozessindustrie und Logistik geht. Und sie sind flexibel, wenn es um Methoden zur Einführung der Lösungen, zur Erarbeitung von Designzielen und zur Umsetzung von Unternehmenszielen geht. Die Arbeitswelt 4.0 verändert auch die Art und Weise, wie heute Software in Unternehmen präsentiert und individualisiert eingeführt wird.

Eine wichtige Nachricht dabei: die GUS Group kann Mittelstand. Er ist der Träger unseres Wirtschaftsstandortes Deutschland. Mittelstand ist komplexer als so manches Großunternehmen, weil Entscheidungswege kurz, Nutzenbetrachtungen zielorientiert sind und Ausgaben möglichst effizient genutzt werden. Auch das ist Arbeitswelt 4.0.

Wer sich darauf einlässt, profitiert von seinen Kunden. Das erkenne ich gerne an. Deshalb überreiche ich seit einigen Jahren als Dank und Anerkennung ausgewählten Kunden, die die GUS Group gefordert und dadurch gefördert haben, einen symbolischen, mit einer Benefiz-Spende ausgestatteten Preis: die Goldene Wabe. In diesem Jahr waren es zwei Kunden – das Pharmaunternehmen medac und der Foodhersteller Alpenhain –, denen dieser Preis zukam. Der Grund: Beide haben die GUS Group zu Höchstleistungen im Beratungssektor gezwungen. Ihre Anforderungen zur Unternehmensplanung und Geschäftsprozessoptimierung haben das Bewusstsein für die zukunftsgestaltenden Aspekte einer ERP-Einführung geschärft. Software ist programmierte Beratung. Mit der GUS-OS Suite 6.0 haben wir das erneut umgesetzt.