CES: In vier Tagen ums Haus

Man kann sich ja als Science Fiction-Autor die aberwitzigsten Gadgets ausdenken – nach ein paar Jahren sind sie auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas zu sehen. Mobile Kommunikation, eine der ganz großen Errungenschaften der StarTrek-Serie, löst nur noch ein müdes Gähnen aus. Für die andere große technische Entwicklung rund um Raumschiff Enterprise freilich, das Beamen, zeichnen sich allmählich die ersten Prototypen ab: Während die dafür benötigten Pentabyte-großen Datenmengen zwar noch etwas außerhalb unserer klassischen Transferraten liegen, sind die „Ausgabesysteme“ mit den ersten 3D-Druckern fürs Heim fast schon Realität.

In der Tat: Zwar fehlte der CES, die in der vergangenen Woche Produktneuheiten und Prototypen für das junge Jahr präsentierte, der ganz große Trend. Aber mit 3D-Druckern, 4K-TV, autonomen Fahrzeugen und Drohnen für den internen Gebrauch war so ziemlich alles aufgeboten, was gestern noch Science Fiction war. Dabei bleibt den Entwicklern kaum noch Zeit, ihre R&D-Kosten mit höchstpreisigen Exklusivmodellen einzuspielen. Alles drängt im Eiltempo auf den Massenmarkt – und der ist im trauten Heim.

Zum Beispiel Küche: Auf der CES konnte man tatsächlich die ersten 3D-Drucker sehen, mit denen Zuckerzeug „on demand“ produziert wurde. Bei Einstiegspreisen rund um 5000 €uro ist aber vielleicht doch noch der Weg zum nächsten Kiosk günstiger. Naheliegender sind hier schon eher Funktionen, den eigenen Herd per SMS von unterwegs vorzuheizen oder die Backtemperatur direkt aus dem Rezept heraus vom Tablet aus einzustellen.

Zum Beispiel Wohnzimmer: Wenn das Fernsehen nach wie vor die zentrale „Feuerstelle“ im Wohnzimmer ist, dann sind 4k-Fernseher (4000 Pixel Breite) demnächst der Standard in diesem Zimmer. Zwar fehlt noch der Content – aber die Schärfe ist nicht mehr zu überbieten. Höchstens durch Flexibilität: Samsung und LG überboten sich im Wettbewerb um den größten Bildschirm mit runder Oberfläche.

Zum Beispiel im Bad: Zahnbürsten mit individuell auf der Smartphone-App einzustellenden Drei-Minuten-Programm waren einer der Gags in Las Vegas.   

Zum Beispiel im Schlafzimmer: Wearables – also tragbare Endgeräte am Körper – gehören demnächst in praktisch jeden guten Kleiderschrank. Von der Smart Watch über die Web-Brille bis zur Überwachung der Körperfunktionen geht das Angebot an Anwendungen.

Zum Beispiel Kinderzimmer: Nirgendwo findet so viel Überwachung statt, wie im Kinderzimmer, wo per Smartphone die Atmungsaktivität und Bewegungen der Kleinsten nachverfolgt werden. Kleinstdrohnen, mit denen (laut Werbefilm) schon mal der Haushund in den Wahnsinn getrieben werden kann, waren schon zu Weihnachten der ganz große Hit – auf der CES gaben sie den Plänen von Amazon im wahrsten Sinne des Wortes neuen Auftrieb.

Zum Beispiel in der Garage: 37 Prozent der repräsentativ durch den BITKOM befragten Deutschen können sich künftig vorstellen, mit einem (teil)autonomen Fahrzeug inklusive Elektromotor durch die Straßen zu steuern. Wichtigstes Feature auf der Wunschliste der Befragten – und auf der CES längst zu sehen – war die Verbindung von Smartphone und Auto: Steuern, Überwachen, Suchen.

„Wir warten auf das nächste große Ding“, erklärte Steve Koenig, Chefanalyst der Computer Electronics Association (CEA). Denn während offensichtlich das Umsatzwachstum mit Smartphones und Tablets angesichts rapide sinkender Preise (und damit Margen) 2014 zurückgeht, werden die Hoffnungen wie in jedem Jahr, in dem eine Fußballweltmeisterschaft steigt, auf das TV-Geschäft gesetzt. Langfristig aber soll es die Elektronisierung des gesamten Heims bringen – Wearables, 3D-Drucker, Drohnen und Autoelektronik sind die Profitmacher der kommenden Jahre.

Der ganz große Trend blieb freilich auf der CES im Hintergrund – und da gehört er auch hin. Mobile Computing und Hauselektronik sind eng verbunden mit zwei Megatrends der Informationswirtschaft: Cloud Computing und Big Data. Denn was Smart Gadgets künftig über Stand und Stunde unserer Aktivitäten aufzeichnen, muss zentral gespeichert werden – am besten in der Cloud. Und wenn wir den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen wollen, dann müssen wir auch massive Datenanalysen zulassen. Staus vermeiden wir auf der Autobahn nur, wenn wir wissen, wo die anderen hinfahren. So einfach ist das.

Big Data und Cloud Computing sind auch die globalen Trends, die die CeBIT 2014 im kommenden März unter dem Motto Datability prägen. Das ist aus Sicht der Unternehmensanwendungen nur folgerichtig: Mobility, Usability und Connectivity heißt der Dreikampf, in dem sich moderne ERP-Systeme in der Industrie der vierten Generation bewähren müssen. Aber sichtbar und begreifbar werden Big Data und Cloud Computing vor allem an den vielen schönen kleinen Smart Gadgets, wie sie auf der Consumer Electronics Show zu besichtigen sind. Brauchen wir am Ende doch wieder eine CeBIT Home?

Wende unterm Weihnachtsbaum

2013 ist ein Wendejahr – obwohl es am Ende doch ziemlich knapp wurde. Aber tatsächlich dürften zum Jahresende erstmals mehr Tablet-PCs verkauft worden sein als herkömmliche Consumer-PCs. Tablets und Smartphones zusammen kommen nach Marktschätzungen im zurückliegenden Jahr auf sagenhafte 1,25 Milliarden verkaufte Stück weltweit – PCs dagegen nur auf 0,25 Milliarden Stück.

Es ist, als hätte es keinen Snowden und keine NSA gegeben. Der Siegeszug des Mobile Computings war 2013 durch nichts zu stoppen. Nicht durch den weltweiten Schrecken über das globale Belauschen von Mails und Calls und auch nicht durch spektakuläre Marktflops wie sie durch den geglückten Verkauf von Nokia an Microsoft und den missglückten Notverkauf von Blackberry an Wenauchimmer gekennzeichnet sind. Blackberry beschert uns zum Jahresende einen Riesenverlust von 4,4 Milliarden Dollar, der Umsatz hat sich mit 1,2 Milliarden Dollar gegenüber dem Vorjahr gnadenlos mehr als halbiert?

2013 war in der Tat ein gnadenloses Jahr für die Unbeweglichen im Markt für Mobile Computing. Microsofts Versuche, mit Surface-Tablets, Lumia-Smartphones und Windows 8.1 in diesem Segment Tritt zu fassen, war vielleicht nicht direkt ein Flop. Immerhin konnte Microsoft im zurückliegenden Jahr den schleichenden Trend des wachsenden Bedeutungsverlustes zumindest anhalten. Nur noch jedes vierte neue Gerät mit Internet-Anschluss wird durch Microsoft-Produkte gesteuert – vor vier Jahren waren es noch neun von zehn Geräten. Aber ein Durchbruch ist Microsoft 2013 auch nicht gerade gelungen.

Und dass sich dies 2014 ändern wird, ist nicht zu erwarten. Der mobile Markt ist dynamisch Android – und stabil Apple. Der Rest ist Schweigen.

2013 ist das Jahr des Mobile Computings – und in seinem Schlepptau auch das Jahr des Cloud Computings. Denn ohne die Anwendungen und Services aus der Datenwolke ist das ganze mobile Geschäft statisch und unattraktiv. Deshalb misst man den Markt für Mobile Computing gar nicht mehr in Stückzahlen – sondern in App-Downloads. Mitte 2013 wurden erstmals annähernd so viele App-Downloads auf Android-Systemen gezählt wie auf Apples iOS (iPhone und iPad) – kumulierte 45 Milliarden. Beide dürften zum Jahresende die 60-Milliarden-Grenze angekratzt haben. Langfristig spricht die Demographie wohl für die Android-Welt: Zwar lädt der typische Apple-User mehr Apps pro Monat – aber es gibt einfach mehr Androids.

Mobile Computing bedeutet große Userzahlen bei kleinen Preisen – das ist das offene Geschäftsgeheimnis der App-Stores. Cloud Computing ist dagegen das Geschäft der (vergleichsweise) kleinen Userzahlen bei hohen Preisen und langjährigen Laufzeiten. Dies richtet sich vor allem an Unternehmen, die ihre Geschäftsanwendungen und großen Datenvolumina in die Cloud verlagern könnten. Hier- und eigentlich nur hier – hat der Abhörskandal 2013 wirklich Schaden im Markt angerichtet. Das Geschäft mit der Corporate Cloud ging nicht recht voran. SAP beispielsweise hat auf der Suche nach dem richtigen Geschäftsmodell mit der Cloud für Business by Design 2013 eine erneute Kehrtwende vollzogen. Oracle vertröstet enttäuschte Analysten mit dem erhofften Cloud-Geschäft im kommenden Jahr. Und IBM will mit ihren Cloud Services rund um Big Data im kommenden Jahr so richtig durchstarten.

Wenn 2013 die Wende im mobilen Consumer-Geschäft brachte, bringt dann 2014 den Durchbruch im Corporate-Cloud-Business? Gut möglich. Aber vielleicht werden wir das gar nicht mehr merken. Denn jeder Mitarbeiter ist auch Consumer. Um am wahrscheinlichsten ist, dass Mobile Computing auch 2014 alle in Atem halten wird. Nicht nur die Anbieter, sondern auch den CIO. Der hat mit „Mobile“ künftig ein Moving Target vor sich. Mehr als aus der Hüfte Schießen ist da wohl 2014 nicht möglich.

 

Risiko? Welches Risiko?

Die weltweit größten Cloud-Anbieter kommen aus den USA – dies gilt trotz Datev, trotz SAP, trotz Deutscher Telekom, die hierzulande mit hohen Investments das Geschäft mit der Datenwolke vorantreiben wollen. Der Aufwand, den sie dazu marketingtechnisch betreiben müssen, hat jedoch in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen. Der Grund: Die Cloud, der ohnehin vor allem im Mittelstand größte Skepsis entgegengebracht wurde, leidet unter einem massiven Imageverlust. Und auch der kommt vor allem aus den USA – aus den Ausspäheinrichtungen der NSA und aus dem Weißen Haus, das mit lauwarmen Reaktionen Ressentiments schürt.

Dabei sehen die aktuellen Nutzungsdaten gar nicht mal so schlecht aus: Nach Ermittlungen der Marktbeobachter von PricewaterhouseCoopers (PwC) nutzt derzeit jedes zehnte Unternehmen die Wolke. 78  Prozent allerdings sehen keinen Bedarf. Die Gründe: Angst vor Kontrollverlust über die eigenen Daten und mangelnde Datensicherheit. Auch die Sorge, bei Netzausfall von den eigenen Daten abgehängt zu sein, geht um.

Kontrollverlust? Setzt der Verlust der Kontrolle nicht den Besitz der Kontrolle voraus? Es ist aber eklatant, dass gerade im Mittelstand der bekundeten Sorge um Datensicherheit gleichzeitig eine oftmals nicht eingestandene Sorglosigkeit bei Infrastrukturmaßnahmen zur Datensicherheit gegenüber steht. Der TÜV Rheinland kommt anlässlich seiner jüngsten Risikostudie zu dem Ergebnis, „dass den Mittelstand eine hohe Risikobereitschaft auszeichnet – 43 Prozent aller Befragten schätzen sich im Vergleich zu ihren Mitbürgern als risikofreudiger ein.“ Das ist auch eine der Stärken des Mittelstands.

Der TÜV Rheinland warnt aber gleichzeitig: „Paart sich geringe Risikosensibilität mit hoher Risikobereitschaft, kann dies die Existenz von Unternehmen massiv gefährden.“ Großer Nachholbedarf besteht laut Studienergebnis beim Thema Risikomanagement. 25 Prozent aller befragten Unternehmen haben kein Managementsystem und rund 30 Prozent nehmen keinerlei Risikosteuerung vor. Standardisierte Messmethoden und Analysen werden nur von neun Prozent umgesetzt. Ökologische und soziale Faktoren spielen auch hier kaum eine Rolle, geeignete flächendeckende Maßnahmen in diesen Bereichen sind stark defizitär. Insgesamt sehen über zwei Drittel der Befragten noch Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Sicherung der Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens.

Zwar bezieht sich die Studie des TV Rheinland auf die Risikowahrnehmung im Allgemeinen – ich meine aber, dass sie im Besonderen auf den Umgang mit der IT und darin mit dem Cloud Computing zutrifft. Wer Ressentiments gegenüber dem Cloud Computing hegt, sich gleichzeitig aber in einer vermeintlichen Sicherheit bei der hauseigenen Informationstechnik wähnt, geht aller Wahrscheinlichkeit ein deutlich höheres Risiko ein, als wenn er professionellen Cloud-Anbietern – und seien es amerikanische Anbieter – vertraut.

Denn das wahre Gefährdungspotenzial offenbart die polizeiliche Kriminalstatistik. Sie berichtet für das Jahr 2012 im Vergleich zu 2011 einen Anstieg im Bereich der IuK-Kriminalität um rund 7,5 Prozent auf rund 64000 Fälle – das sind immerhin mehr als 300 Fälle pro Werktag. Besonders bemerkenswert ist dabei der Anstieg im Bereich von Datenveränderung und Computersabotage um 134 Prozent auf fast 11000 Fälle. In 16000 Fällen von Ausspähung und Abfangen von Daten wurden im gleichen Zeitraum ermittelt.

Die mit Cloud Computing assoziierten Risiken sind also längst – und eben auch ohne Cloud Computing – Realität. Und auch unterhalb der „Risikoschwelle Cloud Computing“ gibt es genügend Risikopotenzial. 21 Millionen Smartphones wurden im vergangenen Jahr verkauft. Zusammen mit Tablet-Computern sorgen sie für einen neuen Trend am Arbeitsplatz – »Bring your own device« -, der nicht nur dazu führt, dass die Grenzen zwischen privater und beruflicher Nutzung von moderner Informations- und Kommunikationstechnik immer weiter verwischen. Neben höheren Freiheitsgraden, die durch eine steigende Flexibilität entstehen, ergibt sich auch ein höheres Sicherheitsrisiko durch Verlust von Geräten, Abhören im öffentlichen Raum oder unkontrolliertem Mailverkehr.

Daraus ergeben sich nicht nur Anforderungen an die IT-Infrastruktur, sondern vor allem an die Definition von Arbeitsregeln, Standards und Prozesse. Die Diskussion um Sicherheit wird dagegen nahezu ausschließlich über die Technik geführt. Tatsächlich aber legt die Risikostudie des TÜV Rheinland eher nahe, dass insbesondere das Management und die Prozessverantwortlichen ein stärkeres Risikobewusstsein erreichen müssen. Denn nur ein bekanntes Risiko kann man auch vermeiden. Das gilt mit und ohne Cloud.

Diskutieren Sie mit mir über die Auswüchse der digitalisierten Welt – am 8. November beim Thementag Cloud Computing in Köln. Weitere Informationen,  Agenda und Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.

Ein Verb wird 15

Ist es nicht merkwürdig, dass Apple seiner iOS 7-Oberfläche ein Farbschema aufgedrängt hat, das verdächtig nach Android aussieht? Kann es sein, dass Apple, die Ikone der Iconisierung, seine gestalterische Vormachtstellung an Google verliert? Immerhin ist Apple noch nie gelungen, was Google innerhalb kürzester Zeit schaffte – den eigenen Firmennamen zum weltweit verstandenen Verb zu verewigen. Wer appelt schon? Oder ituned jemand? Wer sagt: „Ich muss das jetzt mal padden.“ Aber googeln, das tun wir alle. Jeden Tag, wenn´s geht.

Seit 15 Jahren tun wir das, obwohl wir die ersten Aufrufe der Suchmaschine mit der supereinfachen Benutzeroberfläche – ein Eingabefeld, ein Such-Button – damals noch nicht mit diesem Verb belegten. Das kam erst um die Jahrtausendwende, als sich auch der internationale Stoßseufzer  verbreitete: „Was haben wir früher nur ohne Google gemacht?“

In der Tat: Volltextsuche im gesamten pentabyte-weiten Datenraum des Internets in Sekundenschnelle, das ist zwar immer nur ein kleiner Webseitensprung für den Einzelnen, aber ein Quantensprung für die Informationsgesellschaft. Was macht es schon, dass die Suchergebnisse ein wenig manipuliert sind, dass wer zahlt auch auf der ersten Seite anschafft. „Corriger la fortune!“ (Die Floskel habe ich sicherheitshalber noch schnell gegoogelt.)

Dass dabei Interessensprofile mitgeschrieben werden, haben wir bis zu den Snowden-Enthüllungen achselzuckend zur Kenntnis genommen. Was ist schon dabei, wenn wir durch unser Abfrageverhalten Suchergebnisse beeinflussen, wenn wir Werbeeinblendungen optimieren helfen. Die kontextspezifischen Anzeigenschaltungen sind immerhin so erfolgreich, dass Google vom jährlichen Online-Werbemarkt mit einem Gesamtvolumen von 117 Milliarden Dollar 32,8 Prozent abgreift; der nächste, Facebook, nur 5,4 Prozent!

Mit den Einnahmen entstanden und entstehen im Googleplex weitere marktbeherrschende Innovationen: Chrome ist seit gut einem Jahr der meistgenutzte Browser (vor Microsofts Internet Explorer), Android ist mit einem im zweiten Quartal 2013 gemessenen Marktanteil von 79 Prozent das mit Abstand führende Smartphone-Betriebssystem (Apple iOS kommt auf 14 Prozent). Straßenansichten, Internet-Brille, autonomes Fahren – es gibt nichts, was Google nicht probiert.

Dabei dürfte Google inzwischen hinter der NSA über das weltweit beste Personalprofil seiner insgesamt 1,1 Milliarden Suchmaschinennutzer (Dezember 2012) verfügen. Aus 114,7 Milliarden Suchanfragen im Monat (ebenfalls Dezember 2012) lässt sich mit Big Data-Methoden schon einiges herauslesen.

Beispiele gefällig?

Grippewellen werden ebenso vorhergesagt wie die Gewinner des European Song Contest oder die steigende Arbeitslosigkeit im Jahr 2008. Ökonomen greifen immer häufiger auf die Echtzeitdaten, die Google liefern kann, zurück.

Dass aber auch die Routenplanung in Google-Maps zu individuellen Bewegungsmustern zusammengesetzt werden kann, dass Wortfelder der Suchabfragen zu Interessens-, aber auch Gesinnungsprofilen herangezogen werden können, dass Metadaten der Gmails zu Kontakt-Netzwerken kombiniert werden können – all das ist seit Bekanntwerden der Zusammenarbeit der Internet-Giganten mit den Geheimdiensten keine Bagatelle mehr.

Jetzt geht Google einen Schritt weiter. Statt der klumpigen Cookies, mit denen Internet-Marketiers weltweit das Verhalten ihrer Klientel nachverfolgen, setzt Google nun auf spezielle Filterverfahren und Identifikatoren, die dabei helfen sollen, das Internet-Verhalten unabhängig von der genutzten Plattform (Desktop, Laptop, Smartphone) zu beobachten. Was nützt Anonymität im Internet, wenn das persönliche Verhaltensmuster so individuell ist wie ein Fingerabdruck?

Ist das alles wirklich erst 15 Jahre jung? Google wird sich in den nächsten Jahren von der Suchmaschine zur Findemaschine weiterentwickeln. Vielleicht sagen wir dann nicht mehr „ich habe gegoogelt“, sondern „ich wurde gegoogelt“ – im Sinne von: „erwischt“. Oder doch: veräppelt?