“Ich möchte Ihnen einen guten Rat geben, den Sie vielleicht nicht annehmen wollen, weil Sie jünger sind als ich”, hatte SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner in einer der seltenen eher ruhigen Minuten während eines hitzigen Streitgesprächs mit Marc Benioff, CEO des CRM-OnDemand-Anbieters Salesforce.Com, gesagt: „Überschätzen Sie Ihre Plattform nicht.“
Plattner hatte Recht – Benioff hat auf diesen Rat, formuliert im April 2008, nicht gehört. Warum auch? Mit Umsatz über 1,3 Milliarden Dollar und der unangefochtenen Position als Pionier des Enterprise Cloud Computing muss Benioff auf niemanden hören – außer, wie der ehemalige Oracle-Mann nicht müde wird zu betonen, auf seine beinahe 70.000 Kunden.
Weil er umgekehrt seit fast zehn Jahren darauf hofft, dass die SAP-Chefköche Plattner, Hopp, Kagermann und nunmehr Apotheker umgekehrt auf seine Rezepte hören könnten, spuckt der Salesforce-Mann konsequent Gift und Galle in den Walldorf-Salat. Jüngstes Beispiel – letzte Woche auf der Dreamforce-Kundenkonferenz in San Francisco. Seit Jahren komme kein innovativer Ansatz von SAP, die Kunden werden für dumm verkauft, dem Softwareriesen drohe eine düstere Zukunft.
SAP trifft die Benioff-Kritik nicht allein – in rascher Folge stehen jeweils Microsoft, Google, IBM und auch Benioffs Ex-Arbeitgeber Oracle im Fadenkreuz. Sie alle haben – laut Benioff – eines gemeinsam: Der Wandel im Geschäftsmodell von OnPremise zu OnDemand geht zu langsam und zu zögerlich, die bereitgestellten Plattformen sind nicht effektiv und leistungsfähig genug, die jeweiligen Communities sind nicht begeisterungsfähig und leisten keinen Beitrag zur Weiterentwicklung. Benioff spuckt jedem in die Suppe – pardon in die SOAP-Architektur.
„Leo, ihm schmeckts nicht!“ – der Suppenkasper aus dem Silicon Valley rührt mit dem Probierlöffel in den SOAPenküchen der Konkurrenten und findet nur in der Mikrowelle aufgewärmte Legacy-Anwendungen an abgehangener Middleware auf kurz virtualisierten Applikations-Servern. Nichts im Vergleich zu Force.Com – der neuen Plattform für die OnDemand-Cuisine.
Wie Lafers, Lichter und Lanz macht Benioff den Larry und wienert der Kochkonkurrenz die Sterne von der Jacke. Wie sehr er selbst nur mit Wasser kocht, zeigte die 90minütige Dauerplauderei zur Ankündigung von Chatter, einem faden Facebook-Lookalike für Prozesse, Personen und Programme. Bemerkenswert ist, dass die Ankündigung für das kommende Frühjahr kaum Resonanz bei der Kochkonkurrenz erzielte: Die servieren weiter ihre fette SOAP à la Maison (sozusagen OnPremise) und experimentieren mit der Lean Cuisine (sozusagen OnDemand) für die nächste Saison.