Schicksalsfragen machen Spaß – vor allem zum Beginn eines Jahres. Als wenn sich das Schicksal an Nebensächlichkeiten wie einen Jahreswechsel halten würde. Das Schicksal zählt Taten, nicht Daten.
Dennoch macht es Spaß, dem neuen Jahr gleich mit der Vertrauensfrage zu kommen. Beispielsweise: Wie lange bleibt Trainer Louis van Gaal noch beim FCBM. Oder wie lange bleibt Bayer Leverkusen noch ungeschlagen. Ebenso wichtig ist auch die Frage: Wie lange duldet Angela Merkel noch das Hickhack zwischen FDP und CSU. Oder: Wann kommt die Steuersenkung – und ob?
Oder man könnte das Orakel befragen (Tschuldigung, billiger Wortwitz), wie lange SAP noch unabhängig bleibt – und ob? Die Computerwoche hat sich jetzt damit hervorgewagt (http://www.computerwoche.de/1926774) und Analysten nach ihrer Meinung gefragt. Die Antwort lautet klar und deutlich: Jedes Unternehmen steht heute unter Druck und jedes Unternehmen ist heute in der Lage, Druck auszuüben. Genau – das sehen wir auch so.
Nun, die Baustellen für SAP sind die klassischen Baustellen eines ERP-Altmeisters. Die entscheidende Frage ist, wie SAP ihre bewährten – aber eben auch in die Jahre gekommenen – ERP-Produkte in die Zukunft katapultiert. Business by Design solle nach erfolgtem und erfolgreichem Re-Design in diesem Jahr durchstarten. Als zweiter Baustein auf dem Weg zu einem lupenreinen Haus für Software as a Service wird sich möglicherweise in diesem Jahr noch die On-Demand-Strategie für die Business Suite entpuppen. Als Element des Cloud Computings kommen möglicherweise die Entwicklungen aus der Large Enterprise OnDemand Group, die seit vergangenem Jahr an neuen Features für die bestehende Klientel arbeitet.
Es lässt sich nicht mehr übersehen: SAP arbeitet an einer Trendwende zugunsten von Software as a Service auf der gesamten Produktbreite. Und hier nehmen die Walldorfer die Herausforderung ihres Dauerkonkurrenten Oracle an, der in diesem Jahr mit Fusion Apps im Markt für Unternehmenslösungen so richtig durchstarten will. Lösungen für Finance, Human Resources etc. werden in diesem Jahr ebenso marktbereit sein, wie die smarte Übergangs- oder gar Übernahme-Strategie, bei der Kunden mittels Fusion Teile der bestehenden Unternehmenswelt – also zum Beispiel von SAP – beibehalten und sukzessive auf Fusion Apps wechseln können. Umgekehrt arbeitet SAP mit Hochdruck an Hauptspeicherdatenbanken, die nicht nur schneller und fürs OnDemand-Geschäft geeigneter sind, sondern auch einen Rückgriff auf Oracles Datenbanken vermeiden helfen sollen. Die Strategie könnte aus dem Wahlkampf abgekupfert sein: Keine Leihumsätze mehr für den ehemaligen Koalitionspartner!
Sicher, der Druck wächst. Aber auch in der Koalition wächst der Druck. Deshalb muss man doch nicht gleich mit ihrem Ende rechnen. Aber unterhaltsam ist es schon.