Milliarden-Marke und Milliarden-Markt

Am Ende des Tages ist es auch nur eine Umsatzzahl – allerdings eine magische: Experten erwarten, dass SAP in der zweiten Januar-Woche bei der Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen für die letzten drei Monate des Jahres 2009 mit einer positiven Überraschung aufwarten wird: zwar werde das Softwarelizenzgegeschäft erneut zurückgehen, aber, so wird spekuliert, das Unternehmen dürfte die magische Marke von einer Milliarde Euro weiterhin deutlich überschritten haben. Dies wäre nicht nur ein versöhnlicher Jahresausklang aus Sicht der SAP, die 2009 nicht nur durch die Wirtschaftskrise, sondern ebenso durch die Analysten arg gebeutelt wurde. Es ist auch ein positives Signal für Software made in Germany.

SAP ist nicht allein Deutschlands größter Softwareanbieter und weltweit die Nummer eins bei Unternehmenslösungen. SAP ist selbst ein Markt – für Software- und Systemhäuser ebenso wie für Berater und Outsourcer. Hustet SAP, leidet eine ganze Branche an Schwindsucht.

Aber Umsatz allein ist kein Mittel gegen Husten – er sichert allenfalls die besten Medikamente. Einer der wichtigsten Wachstumszweige der Zukunft beispielsweise – das OnDemand-Geschäft – hält noch einen verschwindend geringen Anteil am SAP-Geschäft. Die Anwendergemeinde um Business by Design ist (noch) eine geschlossene Gesellschaft. Erst jetzt lassen die SAP-Strategen die Zügel wieder schießen und gehen den Markt mit großem Engagement an. Business by Design muss schneller wachsen als der große Rest der SAP. 2010 wird auch das Schicksalsjahr für Software as a Service.

Sollte das misslingen, wäre es nicht nur schlecht für die SAP, sondern auch ein schlechtes Signal für das OnDemand-Geschäft in Deutschland. Der größte europäische IT-Einzelmarkt zeigt (noch)wenig Euphorie für die Software aus der Steckdose, mit der in der Regel auch ein alternatives Geschäftsmodell verbunden ist – Software zur Miete nämlich. Dabei ist Software as a Service wie geschaffen für den deutschen Mittelstand, der stets ressourcen- und kostenbewusst agiert. Software as a Service adressiert gleich auf mehreren Ebenen mittelständische Kardinaltugenden:

  • Keine Initialinvestitionen durch Hardwarekauf und Lizenzbeträge. Das klassische Argument von Mittelstands-Controllern gegen IT-Modernisierung sind die hohen Einstiegskosten beim Kauf von Hard- und Software.
  • Zentral gesteuerter  Software-Upgrade und –Ausbau. Das klassische Argument von Mittelstands-CIOs gegen IT-Modernisierung sind die hohen Umstellungskosten bei neuen Releases.
  • Weltweiter, mobiler Internetzugriff. Das klassische Argument von Mittelstands-Vertriebsleitern gegen IT-Modernisierung ist der hohe Supportaufwand beim Aufbau eines internationalen Netzwerks.

Argumente, die den Mittelstand überzeugen. Im OnDemand-Geschäft sollte das Umsatzziel für das vierte Quartal 2010 deshalb ebenfalls die Milliardenmarke sein – nicht für SAP, aber für eine ganze Branche. Das Potenzial wäre da.

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