Oh Himmel, strahlender Azur!

Welche Farbe hat der Himmel ohne Wolken? – Genau: azurn, himmelblau! Was also mag Microsoft getrieben haben, seine Cloud-Plattform ausgerechnet „Azure“ zu nennen und damit auf einen Himmel ganz ohne Cloud hinzuweisen?

Ohne allzu viel in die Namensgebung hineinzugeheimnissen, ist es doch bemerkenswert, dass der widersprüchliche Produktname auch die lange Zeit widersprüchliche Haltung Microsofts gegenüber einer OnDemand-Bewegung unterschwellig zum Ausdruck bringt. Microsofts Welt war und ist noch lange der Fat Client. Dort, am Arbeitsplatz, bündelt Microsoft seine Anwendungen und Systemsoftware – und damit auch noch den größten Teil der Marketinganstrengungen.

Doch scheint es, als habe Microsoft-Chef Steve Ballmer auf einer Bitkom-Tagung in Köln das Ende dieser Marktsicht eingeleitet. Die Cloud sei unausweichlich – selbst für Microsoft, sagte er. Sein Unternehmen werde in den kommenden Jahren bis zu einer halben Milliarde Dollar in die Entwicklung von Cloud-Infrastrukturen und –Anwendungen investieren. Und ab dem kommenden Jahr arbeite die Mehrzahl der Entwickler in Redmond an der Cloud und nicht mehr am Fat Client.

Das Announcement ist auch eine Reaktion auf den Trend, Office-Anwendungen entweder durch Open Source-Lösungen oder über Google´s Cloud-Apps abzubilden. Als die Stadt Los Angeles vor Jahresfrist die Betreuung von 40 Ämtern der Stadt (mit einem Auftragsvolumen von 7,2 Millionen Dollar) an Google übergab, war dies für die Fat-Client-Politik aus Redmond der bisher härteste Einschlag. Inzwischen – nachdem 36 Ämter den Übergang vollzogen haben – gibt es jedoch Sicherheitsbedenken des LAPD (Los Angeles Police Department), die den ursprünglich geplanten Fertigstellungstermin torpedierten.

Da ist es nur natürlich – und aus Anwendersicht auch hoch willkommen – wenn Microsoft längst ein Fat-plus-Cloud-Konzept anbietet und damit auch Security-Aspekte offensiv bedient. Immer mehr Microsoft-Produkte erhalten ihren Mehrwert durch Online-Services. Das gilt für die überzeugende Business Productivity Online Suite (oder Service), mit der Microsoft den Charme der Cloud direkt auf den Arbeitsplatz holt. Und das gilt für die Windows Azure Plattform, mit der Software, Services und Storage nach Bedarf verfügbar sind.

Dennoch dürfte der Investitionsbedarf von einer halben Milliarde Dollar nicht übermäßig hoch gegriffen sein. SaaS-Anbieter Salesforce.Com hat deutlich mehr in seine OnDemand-Lösung gesteckt. Auch von SAP werden vergleichbare Summen für die Entwicklung von Business by Design kolportiert. Und derzeit werden hohe einstellige Milliardensummen für die Übernahmen und Fusionen im Cloud-Geschäft gehandelt – von Oracle über HP bis zu IBM und SAP wird hier jedem die Übernahme und das Übernommen-Werden zugetraut.

Denn der Markt verspricht dramatische Umsatzanstiege. Der Branchenverband Bitkom sieht für Deutschland einen jährlichen Anstieg um jeweils die Hälfte des Vorjahreswerts voraus – von derzeit 1,14 Milliarden Euro auf 8,4 Milliarden Euro im Jahr 2015. Auch die Bundesregierung sieht in der Cloud ein wesentliches Betätigungsfeld – auch und gerade mit Blick auf Security-Aktivitäten.

Microsofts Aktivitäten haben dabei durchaus Breitenwirkung. Wenn es gelingt, die weltweit in die Hunderttausende gehende Zahl von zumeist kleinen oder mittelständischen Lösungs-, Vertriebs-  und Technologiepartnern mit in die Cloud zu holen, ist eine der wichtigsten Ökosysteme für das Cloud Computing etabliert. Steve Ballmer ist sich der nicht nur betriebswirtschaftlichen, sondern geradezu volkswirtschaftlichen Bedeutung dieses Schrittes offensichtlich bewusst. In Köln hat er deshalb die Gemeinde der Business Partner schon einmal eingeschworen.

Vielleicht hilft ihm dabei eine Textstelle aus Bertold Brechts schwieriger Ballade von den Seeräubern weiter: „Und die geliebten Winde schieben // Die Wolken in das milde Licht. // Oh Himmel, strahlender Azur!“ – pardon: Azure!

Ein Gedanke zu „Oh Himmel, strahlender Azur!“

  1. AZURE kann auch stehen für
    Alles Zusammen Unter Rechenzentrums Einsatz
    Aktivitäten Zentrum Unter Rechenzentrum Einbindung.
    Auf jeden Fall gute Aussichten für eine heitere Zukunft.

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