Wacko? Wacker!

Es ist, als ob Microsoft darauf gewartet hätte, dass sich der Nebel um SAPs Cloud-Angebot, Business by Design, lichtet, um dann selbst auf Kurs Richtung Wolken zu gehen. Gerade freute sich SAPs Co-CEO Jim Hagemann-Snabe über den 700sten Kunden (auf dem Weg zum Tausendsten Kunden bis zum Jahresende – das wären dann so um die zehn Neukunden pro verbleibendem Werktag!!), da kündigte Microsoft die eigene Cloud-Strategie für seine Business Solutions an.

Microsofts Business Solution Division steht nach Schätzungen der Analysten für einen Jahresumsatz von rund 1,2 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil geht dabei an die Office-Komponenten, die inzwischen Bit für Bit in die Cloud verlagert werden – mit Azure und Office365. Demnächst soll der ERP-Produktbereich folgen, wenn der Navision-Zukauf von Microsoft Dynamics ab 2012 in die Cloud verlagert wird. Gleichzeitig soll das Highend-Lösung (ex Axapta) für Großkunden optimiert werden. SAP hingegen zielt mit Business by Design nicht mehr nur auf das Lowend seiner Klientel, sondern freut sich über zweistellige Kundenzahlen aus Konzernkreisen, wo die OnDemand-Lösung jetzt auch kleinere Konzerntöchter bedient.

Der Zweikampf um den Cloud-Erfolg wird nicht bei den Small and Medium Companies entschieden, sondern bei den globalen Kunden, die in der weltumspannenden Wolkendecke die Infrastruktur der Zukunft erkennen.

Und schon zeichnet sich der nächste Wettlauf in den Wolken zwischen Microsoft und SAP ab: Einerseits puscht Steve Ballmer die Performance der hauseigenen Datenbank SQL Server immer weiter in Richtung Cloud-Services. Andererseits promotet SAP seine InMemory-Datenbank HANA, um für künftige Schwerlast-Anwender auch onDemand satisfaktionsfähig zu bleiben. Mehrere Millionen Datensätze bleiben dann im Hauptspeicher verfügbar und erlauben nicht nur die Online-Analyse der Daten, sondern geben den mächtigen ERP-Systemen auch die nötige Top-Speed bei der Massendatenverarbeitung.

Ganze zehn HANAlysten gibt es derzeit im SAP-Kundenkreis. Aber Business by Design kam ja auch erst ganz allmählich aus dem Quark. SAP hält sich jedenfalls „wacker“.

Für Oracles Larry Ellison ist das alles nur „wacko“ – Irre, Irrsinn. Er bleibt mit seinem von Sun zugekauften Big Iron und der Oracle Datenbank auf dem Boden. Fusion, Oracles Plattform für die Anwendungsintegration, ist Cloud-ready – aber noch fehlen die groß angelegten Kundenprojekte für eine Success Story in der Wolke. Es ist wohl nicht genug, die bisherigen Outsourcing-Angebote in Cloud Services umzubenennen. Auch die zugekauften Lösungen – JD Edwards, Peoplesoft – werden eher lustlos in der Cloud offeriert. Und Oracle Fusion Middleware als Basis für eine eigene Platform-as-a-Service scheint der Aufwind zu fehlen – der Bodennebel lässt Anwender über den richtigen Weg orakeln.

Doch das ist nur eine Frage der Zeit. Spätestens wenn Cloud und Mobile als Synonym für „Management Information in der Anzugjacke“ stehen, wird Oracle durchstarten (müssen). Die jungen, mit dem Internet aufgewachsenen Absolventen der Business Schools werden „ihre“ ERP-Anwendungen genau so verwenden wollen wie die heutigen Apps – nämlich on the go.

Kein Wunder also, dass sich SAP Apple zum Vorbild und Partner nimmt – mit Apps aus dem Store und mit iCloud als Update- und Backup-Service. Zu dumm für Microsoft und Oracle, hier früh auf Konfrontation zur iCompany gegangen zu sein. Jetzt wäre Cloud-Expertise aus Cupertino hilfreich.

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