Eine bahnbrechende naturwissenschaftliche Entdeckung gelang hier auf der CeBIT: die erste dokumentierte Sichtung des CeBütant, jenem lange von der Evolutionsforschung geforderten Missing Link zwischen dem vom Aussterben bedrohten Gemeinen CIO der westlichen Hemisphäre und dem sich global mit unglaublicher Geschwindigkeit ausbreitenden Nerdigen Webfreak (Taxonomie: Mobilous Cloudius). Der CeBütant findet sich bevorzugt in mittelständischen Unternehmen und führt meist ein Einzelgängerdasein. Er verbindet die Eigenschaften des mobilen Webnutzers mit der Organisationsverantwortung des Chief Information Officers (vulgo: IT- oder DV-Leiter).
Es wurde schon immer vermutet, dass er zur Paarungszeit Anfang März vermehrt in Hannover auftreten wird, wo er wie der Gemeine CIO sein klassisches Beuteschema, den Senior Consultant, aufsucht, um ihn sich ins Nest und ins Netz zu setzen. Jetzt ist der CeBütant bei zahlreichen Ausstellern als Gast gesichtet, beschrieben und dokumentiert worden. Offensichtlich hat er inzwischen sein freakiges Loft verlassen, um in den Chefbüros der IT-Organisatoren Verantwortung zu übernehmen. Damit hatten Behaviouristen zur diesjährigen CeBIT die einmalige Chance, das geänderte Sozialverhalten dieser bisher nicht gekannten Spezies zu untersuchen.
Die ersten Erkenntnisse sind in der Tat erstaunlich. Hier einige Beobachtungen aus meinem eigenen Skizzenblock:
Spontaneität: Ich habe es auf dem eigenen Stand erfahren und viele Aussteller haben die Erfahrung bestätigt, dass der CeBütant ungeplant zur CeBIT geht. Ich meine nicht unvorbereitet. Die Fahrt zur CeBIT wird nicht nach dem Kalender, sondern nach der Projektlage kurzfristig entschieden. Das Web hält alle Informationen zur Vorbereitung bereit. Das kann während der Anreise auf dem Smartphone und Tablet-PC alles noch zusammengestellt werden.
Unmittelbarkeit: Wir haben aber auch erlebt, dass die Gespräche mit dem CeBütant sehr intensiv waren – mitunter hatten sie schon Workshop-Charakter. Der CeBütant ist im Durchschnitt nicht nur deutlich länger geblieben, er hat auch ganz konkret Herausforderungen im eigenen Unternehmen angesprochen.
Generationenwechsel: Wir haben ungewöhnlich viele Jungunternehmen und Deutschlandniederlassungen osteuropäischer Unternehmen erlebt, die bereits CeBütanten im Management haben. Die CeBütanten sind außerordentlich gut informiert, sie sind Digital Natives und sie gehen sehr analytisch vor.
Sicherheitsbewusstsein: Das Messethema „Managing Trust“ schwingt in fast allen Gesprächen mit. Gerade die geschilderte Zielgruppe der jungen, spontanen, unmittelbaren CeBütanten beurteilt das Thema Sicherheit im Netz sehr analytisch. Die oftmals unterstellte Angst ist einer kritischen Beurteilung gewichen. Gleichzeitig aber zeigt sich auch, dass der CeBütant privates und berufliches Verhalten im Web nicht mehr trennt. Er hat Vertrauen in die digitale Welt.
Digitale Gesellschaft: Dabei wird aber auch deutlich, dass „Managing Trust“ nicht ausschließlich eine technische Herausforderung ist, sondern ebenso eine gesellschaftspolitische und wirtschaftspolitische Komponente hat. Wie wir im Web miteinander kommunizieren, Geschäfte abschließen, Werte teilen, Informationen anvertrauen – definiert die digitale Gesellschaft der Zukunft.
Der CeBütant ist auf der Messe angekommen. Die CeBIT muss sich jetzt als geeignete Biosphäre erweisen.