Wer vor einem Jahr online leben wollte, musste ein Netbook haben – so ein kleines Dings, das leichter als ein Laptop, aber leistungsfähiger als ein Smartphone ist. Wer auf der CeBIT nach diesen Dingern sucht, findet zwar immer noch kleine Dingsbumse zwischen zu kleinem Bildschirm und zu wenig Telefonfunktion. Sie sind entweder gesten- oder sprachgesteuert. Netbooks waren beides nicht – und sind deswegen schon wieder ausgestorben.
Dieses schnelle Ende hatten Marktkenner eher dem Cloud Computing zugedacht. Doch in der aktuellen Bitkom-Trendumfrage ist die Wolke zum dritten Mal in Folge auf Platz Eins gewählt worden. Kaum ein Software- und Service-Anbieter hier auf der CeBIT, der nicht mit Solutions on Demand aufwartet. Dabei wird oft alter Wein in neuen Wolken angeboten, also die alte Server-Lösung im klassischen Outsourcing-Modell offeriert. Tatsächlich weist die CeBIT auch völlig neue Nutzungsmöglichkeiten: Big Data, NumberCrunching, Storage und nicht zuletzt vernetzte Lösungswelten. Der Bitkom sieht fünf Kompetenzschwerpunkte für intelligente Lösungsnetzwerke: Energie, Verkehr, Gesundheit, Behörden und Bildung, in denen Deutschland stärker offensiv werden sollte. Schwarmintelligenz statt Serverintelligenz!
Dahinter steckt ein deutlicher Zwang zur Veränderung: Anbieter müssen intensiver über Kooperationen nachdenken, statt über Competition. Cloud-Infrastrukturen entstehen nicht durch einzelne Lösungsangebote, sondern durch deren globales Zusammenspiel. Praktisch alle großen IT-Anbieter versuchen deshalb hier auf der CeBIT, ihre Lösungskompetenz dadurch unter Beweis zu stellen, dass sie Plattformen für das Zusammenspiel von Apps und Applikationen, von Software und Services bereitstellen. Und interessanterweise ist immer der Mittelstand das erklärte Ziel dieser Initiativen. Der freilich muss sich der Wolke noch stärker öffnen, beobachtet der Bitkom. Das gilt für Anbieter und Anwender gleichermaßen – denn nicht nur scheinen die Zeiten vorbei, in denen IT-Systeme beim Firmenrundgang mit Besitzerstolz präsentiert werden; es sind auch die Zeiten vorbei, in denen man mit dem Verkauf von Microsoft- (oder anderen) Lizenzen eine zukunftssichere Programmierbude unterhalten kann.
Wie stark das Momentum aus der Cloud inzwischen geworden ist, machen die Bitkom-Zahlen zur Lage der Nation deutlich? Mit etwa 1,6 Prozent auf dann mehr als 150 Milliarden Euro wird die Branche deutschlandweit in diesem Jahr nicht nur schneller als das Bruttoinlandsprodukt wachsen, sondern auch wird der Softwaresektor – beflügelt durch die Cloud – mit 4,4 Prozent wieder einmal stärker als die Branche zulegen. Und mit wiederum prognostizierten 37 Prozent legt hierin die Cloud-Nutzung am stärksten zu.
Die Cloud ist keine Einzellösung, sondern ein Trust von parallelen, vertikal integrierten angeboten. „Managing Trust“, das CeBIT-Motto, das eigentlich ausschließlich auf die Themen „Sicherheit“ und „Vertrauen“ zielt, fokussiert damit auf ein weitergehendes Zukunftsthema: wie managen wir die Vielzahl von Software- und Service-Angeboten, die wir aus der Cloud beziehen (können)? Dazu braucht es einen Cloud-Scout als neues Berufsbild – und natürlich die CeBIT in Hannover einmal im Jahr und sonst immer im Netz.
Das ist mal ein gut geschriebener Post, mein Dank. Muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Generell finde ich diesen Blog gut zu lesen und leicht zu verstehen.