Unser Mann für China

89 Millionen PCs wurden  im ersten Quartal weltweit verkauft. Sie – oder zumindest der weitaus größte Teil – sind noch immer Microsofts Basis für das Windows-Geschäft mit Thick Clients. Und drei der fünf wichtigsten PC-Hersteller – Lenovo, Acer und Asus – haben ihren Sitz in „Groß-China“, also in der Volksrepublik oder in Taiwan. Kein Wunder, dass Microsoft jetzt einen ihrer besten Manager in diese Region entsendet: Ralph Haupter, bis soeben Geschäftsführer der Microsoft Deutschland.

Nachdem Steve Ballmer und Ralph Haupter der Personalie zugestimmt haben, steht nur noch die Akkreditierung bei der chinesische Staatsführung an – eine Einmaligkeit im weltweiten Wirtschaftsgeschehen.

Nach drei Jahren an der Spitze der drittgrößten Microsoft-Landesgesellschaft verlässt Haupter nicht leichten Herzens, aber mit erhobenem Haupt eine bestens bestellte Company, um im wohl wichtigsten Wachstumsmarkt für Microsoft weiter zu punkten. Sein Vorgänger, Achim Berg, hatte den Staffelstab in Unterschleißheim abgegeben, um als Vice President Verantwortung für das weltweite Mobilgeschäft bei Microsoft zu übernehmen. Windows Phone dürfte der andere große Wachstumsmarkt für die Gates-Company sein – allerdings von einer deutlich schwächeren Position aus.

Dennoch müssen die beiden deutschen Vice Presidenten, Berg und Haupter, Hand in Hand arbeiten, um in China den Markterfolg fortzusetzen, der bislang ihre Karrieren begleitet hat. Denn der riesige chinesische Markt wird  vor allem über mobile Geräte als über die heute noch gut verkäuflichen Desktops erobert. Beide werden synchron die Markteinführung von Windows 8 und Windows Phone 8 im Reich der Mitte organisieren.

Tatsächlich sehen Marktforscher in Windows 8 die einmalige Chance aus Sicht von Microsoft, in den IT-Unternehmen auch mit Tablets zu reüssieren. Immerhin 118,9 Millionen verkaufte Tablet-PCs hat die Gartner Group im vergangenen Jahr gezählt. Die Marktbeobachter sagen für Windows-Tablets einen Marktanteil von immerhin knapp fünf Prozent in den kommenden Jahren voraus. Nicht unwesentlich dürfte dabei sein, wie erfolgreich der Absatz der „Flachmänner“ in China verläuft.

Denn während sich weltweit der Wechsel vom Desktop zum mobilen Gerät vollzieht, bewegen sich die Marktanteile der Hersteller in größeren Verwerfungen. Apples Marktführerschaft bei Tablets bleibt wohl mindestens die nächste halbe Dekade erhalten, sagt Gartner. Derzeit ist jeder sechste verkaufte Personal Computer ein Tablet. Stationäre PCs stehen nur noch für gut ein Viertel aller verkauften Rechenkerle, während 50 Prozent der verkauften Ware auf Notebooks entfallen, die in Unternehmen in zunehmendem Maße die klassischen Desktops ersetzen. Die verbleibenden sieben Prozent gehen auf das Konto der Netbooks, die sich aber als Modeerscheinung ohne lange Dauer entpuppen.

Das ist das Marktumfeld, in dem die beiden deutschen Vizepräsidenten bei Microsoft jetzt erfolgreich sein müssen. Chinas gigantische Nachfrage wird Ralph Haupter sicher in Atem halten. Dass das Land nicht nur marketingtechnisch, sondern auch sprachlich, kulturell und nicht zuletzt kulinarisch eine Herausforderung ist, wird für Ralph Haupter die Entscheidung nicht gerade erleichtert haben. Da erfuhr Achim Berg mit seiner Berufung an den Hauptsitz in Redmond doch einen deutlich geringeren Kulturschock.

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