Bring your own device

CIOs haben eine neue Herausforderung: die sprudelnde Vielfalt von Endgeräten, die in der firmenweiten IT-Infrastruktur eingebunden werden müssen. Neben Klassikern wie Desktops und Laptops sind es vor allem die mobilen SmartPhones und Tablets, die jetzt auf dem Radarschirm der Integratoren auftauchen. Unternehmensweite Standards  – bei den einen nur Blackberrys, bei den anderen nur iPhones und iPads – scheinen sich aufzulösen. „Bring your own device“ heißt jetzt das große Freiheitsmotto. Jeder sucht sich sein Browser-basiertes Endgerät selbst aus und überlässt die Integration dann den Webstandards und der Cloud.

An diesem Montag (beziehungsweise 0:30 Uhr am Dienstag in Mitteleuropa) dürfte ein weiteres Endgerät die Palette der zu integrierenden Devices ergänzen: Microsoft wird „was Großes“ ankündigen. Und das dürfte „was Kleines“ sein, nämlich endlich Microsofts Antwort auf den Tablet-Boom. Wir dürfen nicht weniger als eine Windows 8/RT Metro-Variante erwarten.

Wenn Microsoft alles richtig macht, dann hat es den CIOs die Integrationsaufwände in die restliche IT-Firmenlandschaft schon weitgehend abgenommen. Dann gibt es Windows 7, später Windows 8, Outlook auf allen Kanälen, Office 365 mit Lync und Skype aus der Cloud für daheim, im Büro und unterwegs, OnlineCRM für den Innen- und Außendienst und schließlich Azure als Cloud-Plattform. Die sollte freilich bis zum Jahresende ihr datenschutzrechtliches Problem überwunden haben– nämlich die Bereitstellung eines Rechenzentrums für personenbezogene Daten innerhalb Deutschlands. Gerechnet werden darf auch damit, dass sich Microsoft zur Kooperation mit (wenn nicht sogar zur Übernahme von) Yammer äußert, einem innerbetrieblichen sozialen Netzwerk.

Spekuliert werden darf (noch), ob Microsoft tatsächlich direkt in das Hardware-Geschäft einsteigen will und einen eigenen Tablet-PC anbietet oder doch mit den bewährten Partnerschaften bei Dell und HP sowie Nokia aufschlagen wird. Es muss Microsoft im Wesentlichen darum gehen, seine Betriebssystemwelt so schnell wie möglich in der mobilen Welt zu verbreiten. Das ist bislang bei den SmartPhones nicht unbedingt geglückt. Im Tablet-Markt ist Microsoft zumindest schon spät dran. Aber verloren ist noch nichts – und die Machtverhältnisse sind unter der Cloud alles andere als in Stein gemeißelt.

Dennoch sind Google und Apple um Längen voraus. Es ist nicht wahrscheinlich, dass das Microsoft-Tablet gleich zum iPad-Killer aufsteigt – wenn es um hochauflösende Kameras und schniekes Design geht. Allerdings dürfte Microsoft an der Preisschraube drehen, um den Markteintritt zu beschleunigen. Das dürfte auch den Wettbewerb mit dem Dritten im Bunde beflügeln – Amazons Kindle, der als flaches Lesegerät derzeit starke Zuwachsraten genießt. Schon vor Wochen hat Microsoft mit der Buchkette Barnes & Noble in den USA eine Kooperation geknüpft, die dazu dienen dürfte, das Microsoft-Tablet parallel zum Nook möglichst rasch in die Welt der eBook-Devices zu drücken.

Und tatsächlich sind es wohl eher die Kooperationen rund um den Tablet-PC als der kleine Flachmann selbst, wegen derer Microsoft zur „großen Ankündigung“ nach San Francisco einlädt. Kandidaten sind genug da: Dell und HP, Yammer und Barnes & Noble – oder vielleicht doch wieder Nokia? Nachdem Microsoft schon eine Milliarde Dollar in die Entwicklungskooperation mit den Finnen gesteckt hatte, wäre eine weitere Finanzspritze für den angeschlagenen Konzern gar nicht mal so weit hergeholt – es muss ja nicht gleich die Komplettübernahme sein. Nokia selbst hat jedenfalls auch für diese Woche Großes angekündigt…

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