Die deutschlandweiten Mittelstands-Indizes weisen alle in eine Richtung – leicht nach oben. Und das Signal stimmt eindeutig positiv: Der Mittelstand wird im ersten Quartal 2013 und voraussichtlich auch danach; mehr Mittel für Informationstechnik und Telekommunikation bereitstellen. So prognostiziert der IT-Mittelstandsindex von techconsult, dass die IT-Investitionserwartungen für die nächsten drei Monate so hoch sind wie zuletzt 2011. Dabei besteht ein direkter Umsatz mit dem im Mittelstand erzielten Umsatz: Weil die kleinen und mittleren Unternehmen mit guten Umsatzergebnissen aus dem Jahr 2012 gekommen sind, starten sie jetzt mit offenen Taschen ins Jahr 2013.
Der positive Trend wird im nunmehr rot-grünen Hannover spätestens zur CeBIT sichtbar: Denn unter dem Motto Shareconomy werden dort jene Hightech-Produkte präsentiert, von denen sich der Mittelstand besondere Impulse für das Wachstum der kommenden Zeit verspricht. Völlig überraschend steht nach einer Bitkom-Umfrage erstmals „Big Data“ in die Spitzengruppe auf der Einkaufsliste des Mittelstands. Lange Zeit haben sich die kleinen und mittleren Unternehmenslenker auf ihr Bauchgefühl verlassen, wenn es darum ging, die aktuelle Situation in der Firma und im Markt zu analysieren. Nach den zurückliegenden Krisenjahren hat der Mittelstand aber offensichtlich erkannt, dass sie ohne Business Analytics leichter den Überblick verlieren. Und in der Tat: Auch Business Intelligence steht ganz oben auf dem Wunschzettel.
Während der Mittelstand bei BI und Big Data dem klassischen Vorurteil entspricht, wonach kleine und mittlere Unternehmen erst einmal ein halbes Jahrzehnt abwarten, ob ein Technologietrend tatsächlich den verheißenen Nutzen bringt, haben Mobilitätsthemen sofort ihre Akzeptanz gefunden. „Bring your own Device“ und mobile Anwendungen sind heiße Investitionsthemen für den Mittelstand.
Interessant ist auch, dass dabei die Wahlfreiheit zwischen Services aus der Cloud und Softwarelösungen vom eigenen Server erhalten bleiben soll. Damit wird deutlich, die Ressentiments gegenüber der Cloud klingen allmählich ab und weichen einem mittelstandsüblichen Pragmatismus. Cloud und Hybrid soll in diesem Jahr bei drei von vier Investitionsentscheidungen in Frage kommen.
Dabei, so meint Bitkom-Präsident Prof. Dieter Kempf jetzt gegenüber der Wirtschaftswoche, kann die positive Investitionsneigung in Deutschland zu neuem Schwung auch innerhalb von Europa führen. Gerade das hierzulande besonders gut ausgeprägte Bewusstsein für IT-Sicherheit und Datenschutz sei eine der Stärken. Es sei an der Zeit, hier europaweit zu einem gemeinsamen Verständnis und damit auch zu einem einheitlichen Regelwerk zu gelangen, das nicht zuletzt auch die Position gegenüber den USA stärken könnte.
IT-Sicherheit gehört laut Kempf zu einen der Eckpfeiler in der Vision von der „Industrie 4.0“, die eine Vielzahl europäischer Tugenden zusammenfasst: Prozessoptimierung, mobiles Internet und Internet der Dinge und nicht zuletzt die Innovationsbereitschaft im Mittelstand. Um dies weiter zu stärken, fordert Kempf bessere Finanzierungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen und mehr Planungssicherheit für Firmengründer.
Doch möglicherweise wird in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres ein weiterer Trend die Kräfteverhältnisse und Investitionsneigungen noch einmal deutlich durcheinander wirbeln. Dann erwarten Auguren nämlich eine Belebung der Investitionstätigkeit in den USA. Und dann werden noch mehr Mittel frei – auch im Mittelstand.