Perform und Transform

Mein offener Brief an Microsofts Chief Executive Officer Satya Nadella zu Beginn der World Partner Conference letzten Montag ist nicht ohne Resonanz geblieben – nicht allein unter den deutschen Microsoft-Partnern hat meine Warnung vor den drei enttäuschenden Fiskaljahren, die ein Wechsel vom OnPremises zur Cloud für etablierte Softwarehäuser nach sich zieht, Eindruck hinterlassen. In einer mit rund 200 Teilnehmern bestens besuchten „deutschen Session“ haben wir die möglichen Schritte zum Übergang vom traditionellen Geschäftsmodell in eine neue Welt diskutiert. Das „Cloud Maturity Model“, das wir dabei vorgestellt haben, zeigt den Weg auf, wie bestehende Kundeninstallationen mit hohem Nutzwert und Einsparungseffekt schrittweise in die Cloud verlagert werden können.

Das scheint auch Microsofts COO Kevin Turner, zuständig für das weltweite Channel-Business, als Blaupause für die Migration der Partner in lupenreine Cloud Companies zu sehen. Anders jedoch als meine zugespitzte Formulierung vom drei Jahren dauernden „Tal der Tränen“, sieht er für Microsoft und Partner die doppelte Herausforderung „Perform and Transform“ – also Leistung plus Wandel. Dazu wird es eine Reihe von Weiterbildungsmaßahmen, Marketingaktivitäten und Produktinnovationen geben, die es Partnern ermöglicht, in der Microsoft-Ökosphäre ihr Geschäft völlig neu aufzusetzen.

Vier Unterscheidungsmerkmale machte sein Kollege Phil Sorgen, Corporate Vice President in Microsofts weltweiter Partner-Organisation, für die erfolgreiche Umsetzung von Leistungs- und Wandlungsfähigkeit aus: Konzentration auf das eigene geistige Eigentum, die Fähigkeit zur Digitalisierung der Marketing- und Vertriebsaktivitäten, beschleunigte Kundengewinnung und hohe Erneuerungsraten bei Laufzeitverträgen, Feinjustierung der internen Controlling- und Bewertungs-Methoden. Dabei ermunterte Sorgen, den Sprung in die Cloud ganz und vollständig zu wagen: Partner, deren Cloud-Umsätze größer als 50 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, weisen nach seiner Marktanalyse höhere Wachstumsraten und Profite aus, als die mit weniger als 50 Prozent Umsatzanteil aus der Cloud. Oder anders gesagt: Die einen haben das Tal der Tränen schon verlassen, die anderen noch nicht.

Dass der Wandel aber tatsächlich längst Substanz gewonnen hat, untermauerte Kevin Turner mit beeindruckenden Zahlen: Immerhin schon etwa die Hälfte der Lizenzvereinbarungen, die Microsoft im vergangenen halben Jahr mit Unternehmenskunden geschlossen haben, weisen Cloud-Komponenten auf. Eine Million neue User gewinnt die Cloud-Variante Office365 monatlich dazu. Und die Office-Apps für Android und iOS wurden bereits mehr als 100 Millionen Mal runtergeladen.

Und der Angeschriebene, Satya Nadella? Unabhängig von einer persönlichen Antwort, die ich unmittelbar auf meinen Brief erhielt, vermittelte er den Eindruck, dass er die Sorgen der Partner durchaus versteht. Das „neue Microsoft“, so versicherte er vom ersten bis zum letzten Tag der World Partner Conference, sei ohne die Partner und deren wirtschaftlichem Erfolg nicht denkbar. Aber ebenso deutlich machte er, dass der Kurswechsel, den Microsoft vollzogen hat, nun auch von den Partnern nachvollzogen werden sollte. Eher früher als später. Mit Leistung im Wandel.

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