Also, Jungs, jetzt mal herhören: Die erste Halbzeit gegen Digitalien haben wir ordentlich vergeigt. Wir liegen klar und nicht unverdient hinten. Jetzt geht es darum, wie wir die zweite Halbzeit gewinnen können. Dazu brauchen wir eine schonungslose Analyse unserer Schwächen und kein langes Rumgerede mehr. Also: högschte Konzentration!
Die gegnerische Offensive hat mit ihren Weltstars unsere Abwehr total schwindelig gespielt. Wir dürfen die einfach nicht in unserem Strafraum so unbehindert zum Schuss kommen lassen. Im Mittelfeld geht alles zu langsam, zu pomadig, zu analog. Das ist zu viel Kleinklein. Und im Sturm fehlen uns ein paar Startups, die mit schnellen, digitalen Vorstößen in den Rücken der gegnerischen Abwehr gelangen. Und dann brauchen wir einen gnadenlosen Knipser – einen, der auch mal dahin geht, wo´s wehtut.
Deshalb ändern wir jetzt unser Spielkonzept. Die Abwehr rührt mit unseren Datenschutzbestimmungen hinten Beton an und verschlüsselt mit einem Klick unsere Zugänge. Das Mittelfeld stärken wir, in dem wir ein paar Millionen Eurospritzen in ein besseres Passspiel zwischen den Prozessen injizieren! Und im Sturm kommen wir mit ein paar neuen Kräften, jung und unerfahren, aber hungrig.
Auf geht’s!
So oder ähnlich würde es geklungen haben, wenn nicht Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, sondern Bundestrainer Jogi Löw die Ergebnisse des IT-Gipfels letzte Woche zusammengefasst hätte.
Aber im Ergebnis kommt es aufs Gleiche hinaus. Deutschland hat die erste Halbzeit im Spiel um die Digitalisierung der Wirtschaft ordentlich vergeigt. Im Aufbau der informationstechnischen Infrastruktur sind wir auf den sechsten Rang im Ländervergleich abgerutscht. Die fünf größten US-amerikanischen Technologiefirmen haben im November einen gemeinsamen Marktwert von 1.200 Milliarden Dollar erreicht, die fünf größten deutschen Automobilhersteller kommen auf einen Company Value von gerade einmal 400 Milliarden US-Dollar.
Jetzt soll im doppelten Sinne „Pace“ gemacht werden: Weitere 50 Millionen Euro verspricht Sigmar Gabriel für den deutschen Mittelstand, der Projektskizzen für die Digitalisierung seiner Geschäftsprozesse einreichen soll. Denn das Ziel Nummer Eins lautet unverändert: Den Mittelstand stärken und in die Lage versetzen, mit Industrie 4.0 die Oberhoheit in der Fertigungswelt von Morgen zu behalten.
Ziel Nummer Zwei freilich lautet, die Infrastruktur dafür zu schaffen, dass die digitalisierten Prozesse auch auf einer gesunden und sicheren Netzwerk-Grundlage erfolgen können. Der Ausbau der Datennetze ist seit jeher ein Versprechen der deutschen Politik. Aber die Geschwindigkeit, mit der hier vorangeschritten wird, reicht nicht aus, um mit dem Erneuerungstempo mitzuhalten.
Dabei könnte auch die Erneuerung des Mittelstands schneller voranschreiten. Denn schon beim letzten IT-Gipfel im vergangenen Jahr waren Mittelstandsprojekte ausgerufen worden. Die 16 seitdem ausgewählten Projekte sollen nun Anfang 2016 starten. Wann sollen dann also die 50 Millionen Euro an neuen Fördergeldern auf die Straße kommen? 2017? Dann ist das Spiel längst abgepfiffen.
Ziel Nummer Drei ist schließlich die konsequentere Förderung von Startups in der digitalen Wirtschaft. Hier gilt es inzwischen als Fortschritt, dass die Irritationen des vergangenen Sommers aus dem Weg geräumt wurden. Damals war aus dem Bundesfinanzministerium ein Diskussionsentwurf gekommen, der Kapitalgebern die Möglichkeit des Verlustvortrags bei Reinvestitionen nehmen sollte. Das im September von der Bundesregierung beschlossene Eckpunktepapier zum Thema Wagniskapital soll nun noch einmal nachgebessert werden. – „Ja, gut äh“, würde der Kaiser Franz sagen. „Aber dann auch machen!“
Schließlich Ziel Nummer Vier: Die bessere und vor allem leichtere Verschlüsselung von Daten und Nachrichten soll jetzt mit einer Charta unter der argumentativen Führung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) festgeschrieben werden. Geplant ist, die Krypto-Mechanismen deutlich zu vereinfachen. Anwender sollen die Möglichkeit haben, die Verschlüsselungsmechanik mit einem Mausklick an- und auszuschalten. Aber konkrete Maßnahmen gibt es noch nicht.
Das ist alles noch ein bisschen wenig. Aber jetzt müssen wir über den Kampf ins Spiel finden. Und jetzt raus Jungs, zeigt Euch. Wir woll´n euch siegen seh´n. Högschte Konzentration in Digitalien!
Ein Gedanke zu „Högschte Konzentration in Digitalien!“