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Es grünt so grün

Als ich heute früh den Schnee des Wochenendes beiseiteschob, habe ich mir schon die segensreiche Abwärme eines veritablen Rechenzentrums herbeigeträumt. Mit so einem Auslass einer RZ-Klimaanlage kann man schon das bescheidene Grundstück eines mittelständischen Unternehmers schneefrei bekommen. Aber wenn mich dann jemand nach meinem CO2-Footprint fragt, komme ich mir vor wie ein Yeti auf dem Basislager unter dem Mount Everest, pardon: des Tschomolangma, wie der tibetische Name des Bergs in deutscher Aussprache lautet…

Der Energieverbrauch der weltweiten Rechenzentren hat durchaus ein Volumen erreicht, das klimaschutzrelevant sein dürfte. Weltweit werden derzeit rund 1,4 Prozent des globalen Energiebedarfs durch Computer konsumiert. In Deutschland allein waren das 2014 – aktuellere Zahlen liegen mir nicht vor – bereits 9,1 Terawattstunden. Wem das nichts sagt, hilft vielleicht dieser Vergleich: etwa 2,5 Millionen Dreipersonenhaushalte stellen einen vergleichbaren Energiebedarf dar.

Die gute Nachricht: Nach den Prognosen aus den frühen Nuller Jahren dieses Jahrtausends läge der Energiebedarf der weltweiten Computerzentren bei rund zwei Prozent des Weltenergiebedarfs. Dass es so viel weniger ist, liegt vor allem an den enormen Investitionen, die Google, Amazon oder Facebook getätigt haben, um ihre Data Centers effektiver auszustatten. Der zweite wesentliche Schub entsteht aber dadurch, dass immer mehr Rechenzentren mittelständischer Unternehmen in die Cloud migrieren. Und damit wird aus den vergleichsweise ineffizienten Rechenzentren in den Kellerräumen der Unternehmen ein hocheffizienter Cloud-Service.

Man kann also sagen, dass der Wechsel in die Cloud nicht nur eine verbesserte Sicherheitsumgebung ermöglicht, sondern zugleich auch bei der Energieeinsparung hilft. Das ist schon allein dadurch möglich, dass Server, die in Unternehmen eingesetzt werden, häufig nur zu 20 bis 50 Prozent ausgelastet sind. Sie sind auf Peaks ausgerichtet, die selten oder nie erreicht werden. In Cloud-Rechenzentren konsolidiert sich der Rechenbedarf vieler Klienten auf eine Server-Farm mit deutlich besseren Auslastungsquoten.

Rechenzentren, die besonders energie- und ressourcensparend arbeiten, können seit Juli 2012 das Umweltzeichen „Blauer Engel für energiebewussten Rechenzentrumsbetrieb“ tragen. Die Betreiber der Rechenzentren müssen für diese Auszeichnung eine Reihe von Vorgaben erfüllen, wie etwa die Server effizient nutzen, eine intelligente Stromversorgung und eine effiziente Klimatisierungstechnik besitzen. Cloud-Computing ist also gut fürs CSR-Reporting.

Corporate Social Responsibility – also die unternehmerische Gesellschaftsverantwortung – definiert den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. In Deutschland ist dazu – wie gewohnt verspätet – am 19. April 2017 das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz in Kraft getreten, das die EU-Richtlinie 2014/95/EU vom 22. Oktober 2014 in deutsches Recht einbindet. Danach müssen zwar vor allem Großunternehmen die Umweltverträglichkeit ihrer Aktivitäten nachweisen. Ein Nachhaltigkeitshinweis tut aber auch den Geschäftsberichten der mittelständischen Zulieferer gut. Mal ganz abgesehen von der Umwelt…

Neben den umwelt- und energierelevanten Aktivitäten in der Produktion wird immer mehr auch der klimarelevante Einsatz von Computertechnik in diesen Berichten interessant. Da kommt es schon durchaus einmal gut an, wenn man berichten kann, dass man die eigene Informationstechnik an einen zertifizierten und hocheffizienten Service-Provider für Cloud-Angebote ausgelagert hat. Doch der Energieverbrauch der Server ist nur ein Aspekt der grünen IT:

Umfassendes Recycling: Altgeräte jeder Art müssen nicht im Abfall enden, sondern  können als zukünftiger Rohstoff eine zweite und dritte Karriere starten.

Sicherheit der Materialien: Oftmals lassen sich umweltgefährdende Stoffe in der Produktion durch weniger schädliche Stoffe ersetzen.

Maßnahmen gegen den Klimawandel: Hier geht es vor allem um Maßnahmen zur Senkung der dauerhaften CO2-Emissionen. Dies kann durch den Einsatz erneuerbarer Energien bei gleichbleibendem Energieverbrauch und/oder durch mehr Energieeffizienz erreicht werden.

Und hier spielt die Cloud tatsächlich eine große Rolle. 60 Prozent des Energieverbrauchs durch Server wird durch unternehmenseigene Rechenzentren verbraucht. Ihr Anteil an der weltweiten Rechenleistung liegt aber bei weniger als 50 Prozent. Wer seine Lösungen in die Cloud verlagert, verbessert diese Quote. Wenn das mal nicht ein Argument für die Cloud ist.

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