Mobilmachung für den Decision Day

 

Jetzt mal unter uns gesprochen: Das Thema Cloud Computing wäre längst tot, wenn es nicht eine viel mächtigere Bewegung gäbe, die die Cloud unverzichtbar macht: Mobile Computing.

Denn während sich die Unternehmen nach wie vor nur zögerlich mit ihrem Bedarf nach Daten, Anwendungen und Rechenpower der Cloud anvertrauen und auch angesichts der juristischen Unwägbarkeiten der Datensicherheit auch kaum noch Gründe für ein solches Vertrauensverhältnis entwickeln können, ziehen die Besitzer von Smartphones und Tablets mit wehenden Fahnen in die Wolke. Sie leben nach dem Grundsatz, alles immer und überall verfügbar haben zu wollen – seien es private Daten und Apps, Zugänge zur Unternehmens-IT oder die Kommunikationsmöglichkeiten mit Partnern, Lieferanten oder einfach mit der ganzen Welt.

Mobile ohne Cloud – das geht gar nicht.

Aber Cloud ohne Mobil geht auch nicht. Denn dann bräuchte die Cloud kein Mensch. Das haben nahezu alle großen IT-Anbieter in den knapp zehn Jahren, seit die Idee von den weltumspannenden Rechenzentrumsdienstleistungen durch die Marketing-Materialien geistert, schmerzhaft gelernt. SAP hat sich mit Business by Design ein Milliardengrab geschaufelt. IBM hat beim Wechsel von der benutzerorientierten Hardware zu cloud-basierten Services einen Schuldenberg aufgehäuft. Microsoft verstrickt sich in juristischen Grabenkämpfen. Facebook verlor lange Zeit Marktanteile, weil es nicht gelang, Freunde auch mobil zu liken.

Das Problem mit dem Cloud Computing war und ist, dass ein im Prinzip gut funktionierendes Geschäftsmodell – das der Lizenzverkäufe nämlich – durch ein noch nicht austariertes Mietmodell abgelöst werden soll. Sicher ist dabei nur eines: ein Tal der Tränen von mindestens drei Jahren, in denen die Mieteinnahmen langsamer steigen als die Lizenzeinnahmen einbrechen.

Im mobilen Business ist das anders. Hier wird kein altes Geschäftsmodell abgelöst, weil es vor Apples iPhone überhaupt kein Geschäftsmodell für das Mobile Computing gab. Das ist das große Versäumnis der Telekom-Provider, die immer nur die Leitung gesehen haben, aber nicht die Leistung.

Niemand hat die Herausforderung, die sich aus der Kundenmobilität ergibt, besser erkannt als Google, das mit Android heute 80 Prozent der Neukäufe an mobilen Endgeräten beherrscht. An dieser Vormachtstellung wird sich auch in vier Jahren, wenn laut IDC der Anteil auf 77 Prozent zurückgehen soll, nicht wirklich etwas ändern. Da wirkt sich die mit der Nokia-Übernahme teuer erkaufte knappe Verdopplung bei Windows Phone geradezu lächerlich aus – von derzeit 3,5 Prozent der Neukäufe auf 6,4 Prozent. Apple verteidigt seine Nische derweil mit rund 14 Prozent Marktanteil für iOS. Wenn hier – und nicht in der Unternehmens-IT – die Cloud-Kunden der Zukunft stecken, kann es nicht verwundern, dass Google jetzt seine verschärften Sicherheitsstandards veröffentlicht. Es geht um das Vertrauen jener drei Viertel der mobilen Kunden, die Android-Smartphones nutzen.

Ganz allmählich identifizieren auch die traditionellen IT-Anbieter den mobilen Kunden. SAP schwenkt nach Jahren der auf die IT-Zentralen ausgerichteten Geschäftspolitik jetzt auf Angebote für den mobilen Anwender ein. IBM holt sich für den mobilen Anwender im Unternehmen die Unterstützung von Apple hinzu. Dass Microsoft mit dem Kauf der Handy-Sparte von Nokia allem Anschein nach einen Missgriff getätigt hat, widerlegt die These nicht, dass der mobile Kunde erst den Zugang und die Motivation zum Cloud Computing eröffnet. Niemand weiß das besser als endkundenorientierte Anbieter wie Amazon und Google. Sie haben ihre Strategie längst auf den mobilen Anwender ausgerichtet – und bieten dazu auch eine Cloud-Infrastruktur.

Ähnlich wie den Telekom-Anbietern, die beim Mobile Computing nur den Übertragungsweg sehen, aber nicht die Zielperson, könnte es jetzt auch den traditionellen Logistikdiensten ergehen, die nur auf den Stau starren und dabei den Kunden übersehen. Denn der Kampf um die letzte Meile zielt künftig nicht allein darauf ab, die Millionen Haushalte möglichst kostengünstig und zeitnah zu erreichen. Der Logistikkunde von morgen ist ein Moving Target, ein Kaufnomade, der morgens sein Frühstück nach Hause, mittags seinen Pausensnack an den (mobilen) Arbeitsplatz und abends das Gourmet-Paket zum Chill-out in die Szene gebracht haben möchte. Amazon und Google experimentieren deshalb mit Transportdrohnen, weil sie nicht nur den Stau überfliegen wollen, sondern weil sie erkannt haben, dass sie ihrem mobilen Kunden überall hin folgen können müssen. Mit digitalen Medieninhalten ist das im Mobile Computing kein Problem. Jetzt arbeiten sie sozusagen an der Cloud für alles Analoge.

Die Mobilmachung ist längst im Gange. Und es wird für die etablierten IT-Anbieter zum D-Day kommen. Der Tag, an dem sie merken, dass ihre Kunden im wahrsten Sinne des Wortes einfach davon gegangen sind.

Cayman Islands für Daten gesucht

Das Internet vergisst ja nichts – und so kann man im Web immer noch das Interview lesen, das Microsofts Chefjustitiar Brad Smith der Financial Times zu Beginn des Jahres gab. Darin kommentierte er die im Dezember 2013 bekannt gegebenen Maßnahmen zum Schutz von Kundendaten. Eine dieser Maßnahmen bezieht sich auf die Wahlfreiheit der Kunden, ihre Daten an einem Microsoft-Rechenzentrum ihrer Wahl gespeichert zu wissen.

„Kunden sollten selbst entscheiden, wo ihre Daten liegen“, hatte Microsofts oberster Jurist damals betont und hinzugefügt: „“Die Leute sollten die Möglichkeit haben zu wissen, ob ihre Daten den Gesetzen und dem Zugriff der Regierung eines anderen Landes unterliegen und sie sollten auf Basis dieser Informationen wählen können, wo ihre Daten liegen.“

Die Ankündigung erzielte damals mehr Resonanz bei Datenschützern als bei Kunden – wohl auch deshalb, weil letztere die Brisanz der Entscheidung nicht sehen konnten. Die Datenschützer aber schon: „Wenn sie sich wirklich öffentlich dazu bekennen, Daten lokal zu speichern, werden sie sich vom Rest der Industrie abheben“, hieß es. Allerdings wurde auch gewarnt: „Sie wollen den Konflikt fast provozieren“ – nämlich den Konflikt zwischen den Gesetzen verschiedener Länder und die Frage, welches Recht überwiegen würde – das lokale oder das der USA.

Chris Soghoian, Datenschutzexperte bei der American Civil Liberties Union, brachte schon im Januar gegenüber dem Wall Street Journal auf den Punkt, wo der wahre Konflikt liegen wird: „Was mehr zählt ist nicht, wo die Daten gespeichert sind, sondern wo der Systemadministrator sitzt und wer ihm Anweisungen geben kann.“ Solange ein Unternehmen in den USA agiert, seien die Daten nicht in Sicherheit, sondern im Zugriff des 1986 verabschiedeten Stored Communications Act. – Genau dieser Argumentation hatte sich vor zwei Wochen das New Yorker Bezirksgericht angeschlossen und die Herausgabe von in Irland gespeicherten Mailinformationen gefordert.

Jetzt steht Microsoft als Weißer Ritter da, der sich in einem Konflikt „US-Gesetzgebung gegen den Rest der Welt“ auf die Seite der Verbraucher und Kunden stellt und gegen die eigene Regierung. Beflügelt mag das Verhalten noch durch freundliche Hinweise aus der deutschen Bundesregierung sein, man werde in keinem Fall deutsche Behörden dazu ermuntern, Daten bei US-Anbietern zu speichern, wenn die Gesetzgebung weiterhin so wenig vertrauenswürdig bleibe.

Aber unter uns: Microsoft ist anders als die American Civil Liberties Union keine Bürgerrechtsbewegung, sie ist auch keine Non-Profit-Organisation. Microsoft kämpft um sein Geschäftsmodell, das massives Cloud Computing für Geschäfts- und Privatkunden als entscheidende Säule der künftigen Entwicklung des Unternehmens sieht. Die gegenwärtige Auslegung des Stored Communication Act, wonach Daten im Ausland dem Zugriff jenes Landes unterliegen, in dem das Daten speichernde Unternehmen seinen Hauptsitz hat, erschüttert Microsofts Geschäftsstrategien ins Mark. Anders als beispielsweise Google, Amazon oder Facebook, profitiert Microsoft von mehr Datenschutz, während eine laxere Handhabe der informationellen Selbstbestimmung gerade die Geschäftsmodelle der Internet-Giganten befördert.

Geht Cloud Computing nur national? Muss Microsoft in jedem relevanten nationalen Markt eine rechtlich weitgehend unabhängige Organisation etablieren, um sich dem Zugriff des Stored Communications Act dauerhaft zu entziehen. Und was, wenn andere Legislativen ebenfalls die Rechtsauffassung der US-amerikanischen Gesetzgebung nachvollziehen? Brauchen wir ein Datenparadies auf den Cayman Islands oder in der Schweiz?

Microsoft hat in der Tat diesen Konflikt zugespitzt, um ihn einer Klärung näher zu bringen. Das wird im Revisionsverfahren sicher auch geschehen. Alles andere als eine Bestätigung des Stored Communications Act wäre eine Überraschung. Sollte es so weit kommen, wäre das gewiss nicht der letzte Akt im Streit um den Act.

Genial oder konfus: Dual-Use

Es gibt ja kaum noch einen runden Geburtstag, auf dem nicht Bilder aus den frühen Jahren des Jubilars gezeigt werden. Und womit werden sie gezeigt? Richtig: Mit PowerPoint, jenem aus der Ursoftware „Presenter“ entwickelten Office-Produkt, mit dem Microsoft gefühlte 90 Prozent der weltweiten Vortragsszene beherrscht vom Hörsaal bis zum Show-Room.

Jetzt könnte man einfach eine PowerPoint-Präsentation anhängen und den Jubilar Version für Version feiern. Denn Office ist 25 Jahre alt. Und Microsofts PR-Agentur feiert das angestaubte Thema Bürosoftware besonders „heftig!“. Ein ehrenwerter Versuch immerhin.

Aber die Zeiten sind zu ernst für entspanntes Schulterklopfen, das hat Microsofts CEO Satya Nadella auf der Bilanz-Telco mit Journalisten und Analysten deutlich gemacht. Und die Zahlen sagen es auch: In den letzten drei Monaten stieg der Umsatz zwar um 18 Prozent auf 23,4 Milliarden Dollar, der Nettogewinn fiel allerdings um sieben Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Mehr Arbeit für weniger Lohn – das hört sich nicht gut an. Tatsächlich aber kann man das seit April im Konzernumsatz mitgeführte Nokia-Geschäft für diese Entwicklung verantwortlich machen. Zwar brachte die Nokia-Sparte zwei Milliarden Dollar Umsatz, drückte aber den Gewinn mit einem operativen Verlust von 692 Millionen Dollar.

Die Konsequenzen sind längst gezogen, die 18000 Kündigungsschreiben werden jetzt verschickt. Aber das beantwortet noch nicht die Frage, ob und wie Nokia künftig in die Microsoft-Landschaft passen wird. Dass „Hardware nicht um der Hardware willen“ produziert werden soll, so Nadella, fand spontan den Beifall der Analysten – und auch die Börse honorierte das angekündigte Gesundschrumpfen mit einem kräftigen „Like“. Seit Nadella Anfang Februar das Ruder übernommen hat, stieg Microsofts Aktienkurs um 20 Prozent. Also alles richtig, oder was?

Tatsächlich sind die großen Herausforderungen, die Microsoft meistern muss, nicht ausschließlich im Markt – sie liegen in den internen Strukturen, die Satya Nadella nun mit aller Kraft umzukrempeln scheint. Neue Produktverantwortung, flachere Hierarchien, mehr Eigeninitiative sollen die neue Kultur bringen. Und aus der neuen Kultur kommen künftig neue Produkte.

Zum Beispiel für Office, das ja als „365“ bereits pures Cloud-Computing unterstützt. Künftig sollen die Produktivitätswerkzeuge fürs Büro noch stärker als heute den doppelten Nutzen, den „Dual-Use“ aus Arbeits- und Privatleben berücksichtigen. Office soll noch stärker als heute für die sozialen Umgebungen ausgerichtet werden nach dem Motto: Sag mir, mit wem du zusammenarbeitest, und ich gebe dir, was du brauchst. Nadellas Vision ist aber nicht nur an Social Media angelehnt. Auch das Internet der Dinge steht Pate bei künftigen Microsoft-Entwicklungen: Analytischer, sozialer und mobiler sollen Microsofts Produkte künftig Daten von überall her auswerten und zu Strategien umsetzen können.

Und überall dort, wo Hardware in das Paradigma vom doppelten Nutzen hineinpasst, wird Microsoft auch eigene Hardware herstellen – bei ausgewählten Smartphones und Tablets. Eine Strategie der „Devices and Services“, wie sie Steve Ballmer vor Jahresfrist verkündet hat, ist das allerdings nicht. Das wurde und wird auch dadurch deutlich, dass Nadella nicht nur Software für das – künftig über alle Hardwarekategorien vereinheitlichte – Betriebssystem Windows offerieren wird, sondern auch Android und iOS unterstützt.

Denn egal, wer von welchem mobilen Gerät künftig Texte abfragt, Daten analysiert, Bilder speichert oder Geschäftsprozesse managt – als Verbindungsglied zur Umwelt sollen die Cloud-Services stehen und kräftig wachsen. Sie gehören in der aktuellen Microsoft-Bilanz bereits zu den klaren Spartensiegern. Doch Microsoft muss mehr erreichen als die Kannibalisierung der eigenen PC-Umsätze durch Cloud-Computing – auch wenn das der richtige erste Schritt ist. Es müssen neue Services hinzukommen, um den Datenregen aus der Wolke zu verdichten. Wenn das mit den neuen Produkten ab Windows 9 tatsächlich gelingt, hat Satya Nadella etwas erreicht, was Microsoft noch nie gelungen ist (und bisher auch noch nicht so richtig nötig hatte): sich völlig neu erfinden.

Dann wäre der Dual-Use alles andere als konfus, sondern einfach nur genial.

Klassenfahrt in die Gründerzeit

Es ist in bisschen wie Buzzword-Bingo, wenn man auf einer Reise durchs Silicon Valley die Antworten auf die Frage sammelt, warum sich Unternehmen der alten und neuen Economy im Tal der unbegrenzten Möglichkeiten ansiedeln:

1. Gut ausgebildete junge Leute trauen sich was zu und brennen für ein Projekt.

2. Erfahrene Gründer unterstützen sie als Mentoren durch Beratung und Kapital.

3. Jeder hilft jedem – Vernetzung steht ganz oben.

So jedenfalls hat die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Brigitte Zypries, die wenig überraschenden drei Top-Antworten zusammengefasst, die wir auf der zweiten German Valley Week im Silicon Valley erfragten. Geradezu wie ein Mantra wurde auch mir immer wieder die Formel von der unternehmerischen Freiheit vorgetragen, die man dort genießt. Und tatsächlich ist das Silicon Valley einzigartig – nicht nur in der Welt, sondern auch in den USA. In Boston oder New York beispielsweise finden sich auch Gründerzentren; aber dort dauert das Gründen doppelt bis dreimal so lange wie in diesem „Gretna Green der IT-Partnerschaften“,  jenem langgezogenen Tal südwestlich von San Francisco, an dessen Ende mit der Stanford University ein Think Tank und Brutkasten der Weltklasse liegt.

Nach Besuchen bei den Alten (IBM, Microsoft, SAP) den Mittelalten (Google, Facebook, eBay) und den Jungen (Eventbrite und Marin Software) mit rund 50 Jungunternehmern, die im Bundesverband deutsche Start-ups organisiert sind, und nach meinem gefühlt 100sten Besuch im Silicon Valley überhaupt kehre ich dennoch voller Enthusiasmus nach Deutschland zurück. Denn

  1. haben wir inzwischen eine deutsche Startup-Szene (klein, aber immerhin),
  2. gibt es auch hierzulande Inkubatoren von Weltruhm (warum zum Beispiel siedeln sich Unternehmen der Medizintechnik immer rund um Tuttlingen an, Maschinenbauer im Schwarzwald, gute Publikationen in Hamburg oder Chemieunternehmen im Großraum Köln und Frankfurt?),
  3. lebt das Silicon Valley auch von einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung, in der die Trend Scouts sich schon deshalb zum Mekka der IT- und Internet-Welt verneigen, weil es für sie einfacher ist, Ideen abzukupfern als neue zu kreieren.

Und das muss der Neid lassen: das Silicon Valley ist das Land der Ideen, die schnell umgesetzt werden, schnell Kapital finden und schnell Marktanteile gewinnen.

Aber „Land der Ideen“ – war das nicht auch eine Kampagne, die auf Deutschland passte und noch immer passt? In Deutschland hapert es ein bisschen daran, auch ein „Land der Umsetzer“, ein „Land des kalkulierten Risiko(Kapital)s“, ein „Land der unbürokratischen Entscheidungen“ zu sein. Nicht an den Ideen müssen wir arbeiten, sondern an deren Identifikation.

Die 50köpfige Delegation ist sich darin einig: Man muss nicht ins Silicon Valley auswandern, um erfolgreich zu sein. Es hilft, wenn man eine Idee hat. Aber man wird gnadenlos bestraft, wenn man keinen Ideenreichtum hat. Denn Abkupfern ist im Silicon Valley wie in allen Innovationszentren dieser Welt eine eher drittklassige Tugend. Die Ansiedlung nur wegen der Ideen anderer ist denn auch ein sehr gefährlicher Wachstumspfad.

Deshalb wäre es aber auch falsch, als einen deutschen Weg in die Gründerzeit nun kalifornische Verhältnisse schaffen zu wollen. Das Silicon Valley zu kopieren, das schaffen noch nicht einmal die Amerikaner. Auch wenn es ein Griff in den Phrasenmäher der Fußball-Weltmeisterschaft ist, so ist die Empfehlung doch nicht weniger wahr: Wir müssen nur auf uns schauen.

Vielleicht ist es das vor allem rund um Berlin derzeit durchaus erfolgreiche Konzept des „Company Buildings“, das eine echte Gründerszene nach deutschem Methodenmix hervorrufen kann. Hier werden Unternehmensgründer nicht nur mit Geld und Erfahrung ausgestattet. Sie erhalten auch über eine Art Servicegesellschaft jene Starthilfe beim Kampf mit der Bürokratie, im Finanzwesen, im Projektmanagement, im Büroservice, deren Fehlen die Gründer im täglichen Dschungelkampf daran hindert, mit ihren Ideen erfolgreich zu sein. Es ist eine Art Ausbildung zum Unternehmer.

Aber brauchen wir wirklich Start-ups, um in der Welt ganz vorne mitzuspielen? Und ob. Unternehmensgründungen sind eine Frischzellenkur für die Wirtschaft. Apple, Microsoft, Google und Amazon haben zusammen gerade einmal 112 Geschäftsjahre auf dem Buckel, genießen aber zusammen genommen einen höheren Marktwert als alle 30 DAX-Unternehmen zusammen. Und nicht wenige der deutschen DAX-Unternehmen sind alleine schon 112 Jahre alt. Als Siemens und andere gegründet wurden, war Deutschland das Silicon Valley der Welt. Jetzt sollten wir die Klassenfahrten nutzen, um die richtigen Anstöße für eine neue Gründerzeit zu sammeln. VerrEisen ja, AbKupfern nein. Nur so können wir unsere Ideen VerSilbern und die Bilanz VerGolden.