Frage an das Orakel: Geht’s uns jetzt wieder besser, oder was?

Die Bewertungen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Oracle hat seine Geschäftszahlen für das dritte Quartal vorgelegt (28. Februar) und dabei eine Umsatzsteigerung von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum hingelegt. Wunderbar, rufen die Analysten der Hope-Fraktion, die Weltwirtschaft und damit die IT starten wieder durch.

Aber die Umsatzsteigerung resultiert doch aus der Integration von Sun, sagen die Analysten der Despair-Fraktion, ohne Sun wären es nur sieben Prozent. Und außerdem: der Nettogewinn in diesem Zeitraum sank um zehn Prozent auf marginale 1,189 Milliarden Dollar.

Kaum ein Quartals- oder Geschäftsjahresergebnis aus der IT-Branche wird derzeit ohne die Gretchenfrage analysiert: Wie hältst du‘s mit der Konjunktur?

Und der Highflyer Larry Ellison befindet sich bei der Beantwortung dieser Frage in seiner Traumrolle als Orakel von Redwood Shores, California. Die – nicht abgestimmte – Antwort lautet in etwa: Egal wie es der Branche geht, Oracle wächst auf jeden Fall schneller als SAP. Oder so ähnlich.

Tatsächlich sind die IT-Umsätze von der Wirtschaftskrise erstaunlich wenig beeinflusst worden. Nach einem leichten Absturz von sage und schreibe 0,5 Prozent im Jahr 2009, wird der Weltmarkt für Informations- und Telekommunikationstechnik im Jahr 2010 um 1,9 Prozent auf rund 2,3 Billionen €uro anwachsen. Der Löwenanteil geht dabei auf die Telekommunikation, die um 2,9 auf rund 1,9 Billionen €uro anstieg. Der reine IT-Sektor hingegen wächst laut Forecast der von den Europäischen Marktbeobachtern der EITO befragten Unternehmen nur um 0,4 Prozent auf rund 900 Milliarden €uro.

So erstaunlich ist das eigentlich nicht: IT wird benötigt, wenn die Konjunktur schwächelt, weil dann Kostensenkungsmaßnahmen umgesetzt werden müssen. In der Regel geht dies nicht ohne Maßnahmen zur Effizienzsteigerung – also nicht ohne Informationstechnik. Zieht aber die Konjunktur an, dann wird die IT benötigt, weil unbedingt die Ressourcen aufgestockt werden müssen. In der Regel geht dies nicht ohne Maßnahmen zur Effizienzsteigerung – also nicht ohne Informationstechnik.

Soweit so gut. Aber bei genauem Hinsehen wird deutlich, dass der Schub nicht aus der IT kommt, sondern aus dem Telekommunikationsmarkt. Okay, hier vollzieht sich ein struktureller Wandel weg vom Festnetz zum mobilen Telefonieren. Immerhin 18 Prozent der US-Haushalte sind schon auf ausschließlich drahtlose Verbindungen umgestiegen. In Japan sind es sogar 20 Prozent und in Italien, dem Land der langanhaltenden Liebeserklärungen, sogar 26 Prozent. Aber das erklärt das Wachstum nicht.

Am stärksten wachsen im festen und im mobilen Netz die Datendienste. Das mobile Internet erobert den Massenmarkt – und das mit einer Wachstumsgeschwindigkeit von 16 Prozent. Nur noch mal zum Mitschreiben: Knapp 200 Milliarden €uro – also knapp zehn Prozent des gesamten ICT-Marktes entfallen auf Services, die mehr oder weniger aus der Cloud generiert werden. Ob Outsourcing, Hosting, OnDemand oder Platform as a Service ist dabei eher eine Frage des Geschäftsmodells als eine Frage der Technologie.

Der Markt für Cloud Computing boomt – und wer hier vorprescht, wächst auch schneller als der Markt. Die Bühne frei für Oracle und SAP, für Microsoft und Google, für IBM und HP, Apple und Amazon.

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