Die Zahl Sieben solls richten – was mit Windows 7 auf dem Desktop bereits zur Rückeroberung der Margen geführt hat, soll nun auch auf dem Weg vom und zum Desktop funktionieren. Die Reconquista des mobilen Internets mit Windows Phone 7 ist eines der strategischen Ziele für Microsofts Cloud-Strategie. Doch die bisherig geleistete Überzeugungsarbeit, die Anbieter des wichtigsten Endgeräts für mobiles Internet von den Vorteilen des Betriebssystems zu überzeugen, dauerte den Redmondern offensichtlich zu lange. Um endlich nennenswerte Marktanteile zu erreichen, kam Microsofts Chef der Unterhaltungs- und Gerätesparte, Robbie Bach jetzt mit zwei eigenen Smartphones heraus. Mehr noch. Mit dem bisherigen Deutschlandchef Achim Berg holte sich Redmond einen ausgewiesenen Experten für die mobile Telekommunikation in die Zentrale. Mit dem neuen Vice President soll es im mobilen Internet nun endlich „bergauf „gehen.
Die Kin-Handys sollen zunächst einmal die wichtigste Zielgruppe in der Cloud adressieren: die Teens und Twens, die nicht nur keine Ressentiments gegenüber der Cloud haben, sondern – als Digital Natives – auch nicht nachvollziehen können. Kin One und Two soll ihnen dabei helfen, den eigenen sozialen Status besser bedienen zu können – durch möglichst engmaschige soziale Netzwerke in Facebook, Twitter oder StudiVZ. Nicht die Zahl der Praktika ist entscheidend, sondern die Zahl der Follower.
Der Markt ist an Größe kaum zu unterschätzen – und neue Anwendungen poppen nahezu täglich irgendwo auf dem Globus hoch. Doch Microsofts bisheriger Anteil an diesem Geschäft war – naja, nicht gerade typisch für das dominanzgewohnte Microsoft-Business. Zwar ist der Anteil von iPhones am mobile Internet nur knapp 15 Prozent (meint die Gartner Group), doch diese Benutzergruppe ist besonders rege. Rund die Hälfte aller Webzugriffe von einem Smartphone aus (rechnet wiederum Google vor) werden von einem iPhone aus getätigt. Neben Blackberry und Android bleibt da kaum Platz für Microsoft-basierte Endgeräte. Und das soll sich ändern.
Aber der Erfolg von Windows Phone 7 hängt nicht am Durchsetzungswillen von Microsofts Chefplanern. Wichtiger noch ist, wie sehr die Community auf die Apps anspringt, die im Umfeld des Smartphones angeboten werden. Das hat Apple in beeindruckender Weise vorgemacht. Und es ist nicht unredlich, dieses Erfolgskonzept jetzt zu kopieren. Deshalb wirbt Microsoft vor allem mit und um die Entwicklungsumgebung für neue Apps, die die Entwickler weltweit inspirieren soll.
Ob mobile Internet, Web 2.0 oder Cloud Computing – es sind die AppsMalls, die die Angebote der Hard- und Softwarelieferanten erst so richtig zum Welterfolg machen. Es ist die Community, die darüber entscheidet, auf welcher Plattform sie sich wohlfühlt und welche Entwicklungsumgebung ihr komfortabler erscheint. Und nicht zuletzt: es ist das Partnermodell, das dazu beiträgt, möglichst viele am Geschäftserfolg partizipieren zu lassen. Die Ecosphere lebt, wenn die Ressourcen geteilt werden. Das gilt für die AppsMall bei Unternehmenslösungen, über die ERP-Anbieter wie Microsoft, SAP, Oracle oder Salesforce vertikale Erweiterungen anbieten wollen. Und das gilt für die AppSmalls der Smartphones, über die Restaurants bestellt, Netzwerke geknüpft oder einfach nur gedaddelt wird.
Ein Markt, zu schön, um ihn einfach so in der Wolke verschwinden zu lassen. Es wird noch manch elektrostatische Entladung in der Cloud geben.