Love Hurts

Hewlett-Packard ist im Kaufrausch: Soeben hat das Unternehmen aus Palo Alto die Akquise von 3Par absolviert, da meldet das derzeit eigentlich führungslose Unternehmen die nächste Übernahme in Milliardengröße. Für 1,5 Milliarden Dollar geht der Softwarehersteller Arc Sight ins HP-Portfolio auf. Mit dem auf Analysewerkzeuge für die Sicherheit in komplexen Netzwerken spezialisierten Haus ergänzt HP sein Angebot für Enterprise-Kunden. Auf diesen Markt zielte auch schon die Übernahme des Speicherspezialisten 3Par, der für 2,35 Milliarden Dollar an HP ging. Wie sehr HP inzwischen im Kaufrausch steckt, zeigt das Bieterrennen um 3Par. Nachdem Konkurrent Dell bereits mit seinem Angebot von 1,15 Milliarden Dollar den aktuellen Wert von 3Par bereits um 90 Prozent überbewertete, schlug HP mit der Verdopplung auf 2,35 Milliarden Dollar zu.

Erstaunlich ist der Kaufrausch insbesondere, weil Hewlett-Packard seit einem guten Monat eigentlich ohne Führungsperson ist. Der über eine angebliche Liebesaffäre und eine ungereimte Spesenabrechnung gestürzte Mark Hurd hat offenbar einen langen Einkaufszettel hinterlassen, den Interims-Chefin Cathie Lesjak jetzt getreulich abarbeitet.

Der tief gekränkte Hurd hat allerdings inzwischen offensichtlich einen neuen Einkaufszettel zusammengestellt, den er jetzt für Oracle-Chef Larry Ellison abarbeiten soll. Dem Vernehmen nach darf Hurd bis zu 50 Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um aus Oracle einen Universalanbieter für so ziemlich alles zu machen, was den Enterprise-CIO glücklich macht: Hardware, Software und vor allem Service soll der künftige Dreisprung des ehemaligen Datenbankanbieters sein, der mit der Übernahme von Sun Microsystems im vergangenen Jahr bereits ein bis dato völlig unbearbeitetes Geschäftsfeld hinzu gewann.

Hurd kann auf Erfahrungen aus dem Frühjahr zurückgreifen, als er den angeschlagenen PDA-Spezialisten Palm für HP kaufte. Damals dürfte Hurd auch in die Bücher des Palm-Konkurrenten RIM geschaut haben. Der Hersteller der Blackberry-Smartphones, der praktisch auf der anderen Straßenseite von Palm niedergelassen ist, steht jedenfalls dem Vernehmen nach wieder ganz oben auf dem Wunschzettel. Kein Wunder: Ähnlich wie HP drängt auch Oracle in den Markt der Enterprise-Cloud, in der vom zentralen Rechenzentrum bis zum mobilen Endgerät alles über das Internet verknüpft wird. Oracles Softwareoffensive Fusion stellt neben der Datenbank-Technologie den Klebstoff für dieses weltumspannende Puzzle dar.

Für 50 Milliarden Dollar kann man eine ganze Menge kaufen – und damit auch für erhebliche Gewichtsverlagerungen im durch Cloud Computing aufgeheizten IT-Markt sorgen. Seit Jahren leben immer wieder Gerüchte auf, dass Oracle seinen wichtigsten Wettbewerber, SAP, einfach vom Markt kauft und sich einverleibt. Um SAP wiederum halten sich Gerüchte, wonach die Software AG eines der nächsten Übernahmeziele sein könnte. Derzeit freilich verdauen die Walldorfer noch den Kauf von Sybase.

Alles scheint möglich. Und der angeblich über seinen Rauswurf bei HP tief verletzte Hurd hat im Kaufrausch für Oracle auch eine geeignete Therapie gefunden. Die Emotionen gehen hoch im Kreis der IT-Vollsortimenter. Da ist manch irrationaler Zuschlag mit Wahnsinnspreisen zu erwarten. Ob´s dem Markt hilft, sei dahingestellt. Für Blogger jedenfalls wird das eine gute Zeit.

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