Werden jetzt im Konkurrenzkampf zwischen SAP und Oracle die Handschuhe ausgezogen? Wenn an den Gerüchten etwas dran sein sollte, dann holt sich SAP jetzt die entscheidende Verstärkung für die Schlacht um den Mittelstand. Walldorf soll am britischen Spezialisten für SME-Software Sage, zu der auch die deutsche Sage KHK gehört, interessiert sein. (Und warum sollte jetzt ausgerechnet an diesem Gerücht nichts dran sein? Bisher haben sich doch auch noch die wildesten Spekulationen um Übernahmen bewahrheitet.)
Sage und SAP beackern sich bereits seit Jahren im (europäischen) Mittelstand. SAPs erstes Bollwerk gegen den immer selbstbewusster auftretenden MSME-Konkurrenten, Business One, hat keineswegs den weiteren Vormarsch der Sage-KHK Software eindämmen können. Inzwischen schmücken sich beide Parteien mit prestigeträchtigen Ablöseprojekten, wobei der jeweilige Referenzkunde seine Genugtuung darüber zum Ausdruck bringt, nun endlich den richtigen Partner mit der passenden Software gefunden zu haben. Das neue Sage ERP X3 ist auch eine Kampfansage an SAP All-in-One, die auch mehr oder weniger verhohlen vorgebracht wird.
Auch im OnDemand-Geschäft behakeln sich beide schon jetzt. Beide haben hier Mietlösungen im Angebot. Die Konkurrenzsituation könnte beide in einen unangenehmen Preiskampf bei den Monatsentgelten führen, den sich weder Sage noch SAP in der Aufbauphase des OnDemand-Geschäfts leisten kann. Denn derzeit stehen angesichts hoher Einstiegsinvestitionen für die Rechenzentren bei erst allmählich anwachsenden Nutzerzahlen wohl eher Verluste ins Haus.
Microsoft will dem Vernehmen nach ebenfalls mitbieten, um sich mit SAP die englische Beute zu teilen. Im unteren Segment ist Microsofts Dynamics-Suite im Spiel, die dringend eine OnDemand-Ergänzung gebrauchen könnte. Sage KHKs Portfolio würde nicht schlecht ins MS-Angebot passen.
Während SAP sich im oberen Marktsegment einen schmerzhaften Konkurrenzkampf im Ablösegeschäft mit Oracle bietet, soll im unteren Mittelstand jetzt Ruhe einkehren. Die Übernahme oder Beteiligung brächte hier Ruhe ins Geschäft. Allerdings auch Unruhe ins Portfolio.