Globaler Mittelstand: überholen ohne einzuholen

Die Wirtschaftskrise hat endgültig mit einer alten Volksweisheit aufgeräumt: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Heute propagiert der Volksmund: Spare in der Not, dann hast du Zeit dazu. Auch der globale Mittelstand scheint dem Common Sense der Global Economy nun folgen zu wollen. Zwar stehen für 2011 noch Sparprogramme auf dem Programm – doch strategisch schalten die Unternehmer längst in den Beschleunigungsgang. Nach der Kostensenkung soll jetzt das Wachstum folgen. Beim Überholen soll vor allem die IT helfen.

Der Mittelstand bricht allenthalben mit seiner traditionellen Einkaufspolitik, beobachtet IBM in ihrer weltweit angelegten Studie über den Midmarket 2011. Während es bislang mittelständische Tugend war, mit Investitionen und Innovationen zwei, drei Schritte hinter den globalen Konzernen zurückzustehen und erst einmal abzuwarten, ob sich das Momentum eines Trends auch tatsächlich etabliert, greift der Mittelstand jetzt zu neuen Infrastrukturen wie Cloud Computing und Virtualisierung, um sich für den Überholvorgang zu präparieren. Umsatzwachstum und Customer Focus stehen bei den Strategen hoch im Kurs. Noch aber haben die Controller das Heft in der Hand: Sie bestimmen die Agenda für die kurzfristige Handlungsmaxime: Kosten senken, Strukturen verschlanken, Effektivität steigern.

Aber dann wir durchgestartet: mehr Kundenservice, neue Marktkommunikation, überarbeitete Geschäftsprozesse in Kernbereichen, verbesserte Entscheidungsunterstützungswerkzeuge, höhere Flexibilität in einer reaktionsfreudigen Organisation und ausgeprägte Ausrichtung auf Arbeitsteilung und Zusammenarbeit sind die Topziele für 2011 und danach. Entscheidend ist bei künftigen Wachstumsplänen die Qualität in der Beziehung zum Kunden – da sind sich Entscheider in den USA und Europa weitgehend einig. In den gigantischen Flächenländern Russland und China genießt hingegen Information Management, die Aufbereitung der Daten zu Wissen, oberste Priorität.

Drei Viertel der Entscheider stecken deshalb derzeit in Projekten zur Verbesserung der IT-Projekte – und dabei meinen zwei Drittel der Befragten ausdrücklich: Cloud Computing und/oder Software as a Service. Die Erwartungen an das Leben aus und in der Wolke sind nicht gering: 72 Prozent der Befragten erwarten, dass sie durch die Cloud ihre Kosten weiter senken oder zumindest die Kostenentwicklung zukünftig besser steuern können.  Allerdings sieht bereits mehr als die Hälfte der mittelständischen Planer, dass die IT-Budgets wieder steigen werden. Kosteneffizienz führt also nicht direkt in die Sparwelle, sondern in die nächste Investitionswelle.

Hier bleibt der Mittelstand seiner klassischen Haltung treu: mehr ausgeben ja, aber nur, wenn es auch mehr bringt. Wäre ja so verkehrt nicht.

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