Me Now – SAP will mal wieder schneller werden

Am Anfang steht das Projekt. Wer Unternehmenssoftware anbietet, der muss mit seinem Kunden einen historischen Kompromiss aus möglichst viel Standardsoftware bei gleichzeitig größtmöglicher Individualität aushandeln. Das nennt man Beratung. Gelingt dies nicht, scheitert das Projekt, manchmal sogar das Anwenderunternehmen. Gelingt dies nur mit großem Aufwand, rutscht der Return on Invest in weite Ferne.

SAP unternimmt jetzt einen neuerlichen Versuch, seine mächtigen Unternehmenslösungen mittelstandsgerecht und leicht implementierbar zu gestalten. „ASAP“ hatten die Walldorfer ihre ersten Anstrengungen dazu genannt und dabei „as soon as possible“ mit „AcceleratedSAP“ gleichgesetzt. Jetzt sollen SAPs „OnPremise“-Angebote weiter beschleunigt werden: nach den Best Practices, die vor allem SAP Partnern zu branchenorientierten Vertikalpaketen verholfen haben, sollen jetzt „Rapid Deployment Solutions“ das nächste Tempolimit überwinden. „Wir haben gelernt, wie man Lösungen verpackt und sie einfach handhabbar macht“, erklärte SAP-Marketier Bill  Bowers auf der Sapphire. „Wir haben Lösungen gebaut, die auch für größere Enterprise-Kunden geeignet sind.“

Was gut ist für den Mittelstand, ist auch gut für den Konzern: Schlankheit, Schnelligkeit und Sicherheit. SAP spürt genau, dass sie den Wachstumswettlauf um die zahllosen Neukunden im asiatisch-pazifischen Raum und auf der Südhalbkugel nur gewinnen kann, wenn es schneller wird. Eine schlichte Wahrheit, die durch den Trend zum Cloud Computing noch verstärkt wird. Wer seine Software „OnDemand“ einsetzen will, der kann sich nicht mit einem sechsmonatigen Projekt aufhalten. Dann ist der Demand vielleicht schon vorbei. Rapid Deployment ist deshalb Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft mit Business by Design – Business by Rapid Deployment, sozusagen.

Mehr noch: Wenn SAP bis 2015 nicht nur einen Gesamtumsatz von 20 Milliarden Euro erwirtschaften, sondern dabei rund ein Viertel des Umsatzes aus Mobility-Angeboten generieren will, dann muss sie Anwendungen schneidern, die sofort einsetzbar sind. Ein Management-Zugriff auf ERP-Lösungen über Smartphones oder Tablet-PCs, der erst noch eine Woche Beratung und Schulung verlangt, führt sich selbst ad absurdum. Die Me-Now-Generation sitzt längst auf den Chefsesseln und akzeptiert keine langen Einführungszeiten.

So teilt SAP künftig ihre Welt ein: OnPremise, OnDemand und OnDevice – und überall gilt, je schneller, je lieber. Dazu soll Rapid Deployment auf allen Ebenen helfen – jedenfalls innerhalb des SAP-Konzerns. Die Anwender im Mittelstand und im Konzern wird es freuen. Doch ob es auch bei den SAP Partnern auf ungetrübte Gegenliebe stoßen wird, darf getrost bezweifelt werden. Immerhin stützen sich heute wesentliche Teile des Geschäftsmodells der Partner auf Beratung und Einführung. Künftig muss das Geld durch mehr Neukunden und mehr Apps hereinkommen. Die Margen der Partner sinken, während SAP auf Gewinnmaximierung setzt. Denn SAP wird seine Wachstumsziele auch dort umzusetzen versuchen, wo Partnerumsatz direkt in die SAP-Kassen geschleust werden kann. Me Now – das gilt auch für den Appetit der SAP.

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