Vom Gipfelkreuz aus gesehen, ist die Perspektive klar. Aber jeder nächste Schritt führt zunächst einmal bergab. Das ist die post-ko-IT-ale Depression eines IT-Gipfelstürmers.
In den Wochen vor dem Spitzentreffen aus Politik und Wirtschaft hat es eine Vielzahl von äußerst intensiven Planungssitzungen gegeben. Alles scheint machbar, wenn sich der politische Wille auf den Aufstieg zum Gipfel fokussiert. 130 Milliarden Investitionsvolumen – das ist doch was, auch wenn gegenwärtig alle Investitionen in der Realwirtschaft geradezu minuscule wirken im Vergleich zu den Aufwendungen, die zur Rettung de. Euros und zur Begleichung unserer aufgelaufenen Schulden anfallen.
Tatsächlich ist der Zusammenhang enger als der bloße Vergleich zweier Zahlen: Die Investitionen in die Digitalisierung der nationalen Infrastrukturen, die auf dem 6. IT-Gipfel beschlossen wurden – an der Schnittstelle zwischen Realwirtschaft und Internet-Ökonomie, wie es die Kanzlerin formulierte –, sind Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab. Denn überall dort, wo wir in die Verbesserung unserer Netzwerke investieren – in intelligentere Stromnetze zum Beispiel (SmartGrids) oder in ein System aus informationellen Gesundheitsdienstleistungen rund um die Patientenakte -, verbessern wir auch die Wertschöpfungskraft. Die jetzt auf dem IT-Gipfel definierten Schwerpunktinvestitionen helfen der Gemeinschaft, nicht nur neue Werte zu schöpfen, sondern auch alte Schulden zurückzuzahlen.
Aber es sind zugleich auch (wieder einmal) die alten Ladenhüter der Informationsgesellschaft, die auf diesem Gipfel ihre Epiphanie erlebten: Gesundheitskarte, Elektromobilität, SmartGrids, Bildung, Verkehrsleitsysteme – fehlt noch Galileo. An diesen Großprojekten bosselt Deutschland, werkelt Europa seit der Jahrtausendwende. Sie sind immer noch entscheidend für unsere Prosperität, sie sind immer noch innovativ. Aber – Schande genug – sie sind auch immer noch in ihren Anfangsstadien.
Deutschland muss vom Verhandeln zum Handeln schreiten. Der IT-Gipfel hat wichtige Impulse gesetzt. Aber Impulse müssen aufgenommen, umgesetzt, verstärkt und perpetuiert werden. Auf die Actio muss eine Reactio der Wirtschaft und der Politik folgen. Sonst droht, was peinlich oft vor Gipfeltreffen geschieht: Aktionismus vor Toresschluss.
Deshalb ist es wichtig, dass der IT-Gipfel ein IT-Fundament erhält. Eine konzertierte Aktion à la Silicon Valley, die weniger von Abstimmungsrunden als vielmehr von gesundem Wettbewerb getragen ist, von dem Willen, der erste, der Beste zu sein. Was wir von Steve Jobs, Bill Gates, Marc Zuckerberg oder Jeff Bezos lernen können, ist die Fähigkeit, aus Egomanie Ökonomie zu machen. Wenn wir jetzt vom Gipfel steigen, sollten wir diese schöpferische Kraft aus dem Silicon Valley suchen.
Der 6. IT-Gipfel hat Projekte von nationaler Bedeutung identifiziert – jetzt geht es darum, die Kräfte dahinter zu bündeln und – ein inzwischen aus dem (ebenfalls seit langem notleidenden) Verkehrswesen entliehenes Sprachbild – „auf die Straße zu bringen“. Vielleicht wäre im BDI dieses Fundament zu legen, dort, wo spartenübergreifend Unternehmertum mit Erfindergeist gepaart ist. Die großen Infrastrukturen haben immer des politischen Anstoßes bedurft – aber ohne die Entrepreneure und Ingenieure gäbe es weder ein Eisenbahnnetz, noch die Automobilität, weder ein Breitbandnetz, noch die Elektrizität.
Ein BDI als ein Bündnis Digitaler Infrastrukturen wäre ein Fundament für die Herkulesarbeit zwischen den Gipfeln. So ein kleines Wirtschaftswunder wäre die richtige Reaktion auf die aktuellen Weltkrisen.
Das Facebook Like Button Plugin waere nuetzlich. Oder habe ich es uebersehen?