Äwwer Kaffee koche künne kann se jot

Die Produktpräsentationen auf der CES in Las Vegas gehen dieses Jahr praktisch nahtlos über in die Prunksitzungen beim Carneval in Köln. Deshalb schnell zurück aus dem Spielparadies in die Spaßhochburg.

Mit im Gepäck sind die neuesten Schimären aus den Werkstätten der Produktentwickler, die sich immer weiter auf dem großen Konvergenz-Tripp zwischen E- und U-Elektronik voran wagen. Dass Telefonieren inzwischen so ziemlich die unspannendste Funktion von SmartPhones ist, fällt ja schon kaum noch auf. Und dass der Fernseher zum universellen Medienzentrum für Videos aller Kanäle – Sender, YouTube, Eigenproduktion – sein werden, wird uns auch nicht unbedingt erst seit dieser CES eingetrichtert. Auch der scheinbar paradoxe Trend, das SmartTVs gleichzeitig flacher werden können und 3D-Funktionen bieten, ist uns schon gut geläufig. Bleibt dem Chronisten allenfalls die Ankunft der OLED-Technologie (Organische Leuchtdioden), die mit dem 55-Zoll-Bildschirm von LG auch gleich den „Best of CES“-Award absahnte. Kleiner Hausfrauentipp: Wer größere Präsentationsflächen will, muss die OLEDs einfach nur gießen!

Bemerkenswert ist es schon, dass inzwischen auch die Autobauer ihre Karossen zwischen die Racks der Computerbauer schieben – und man weiß nicht mehr auf den ersten Blick, in welchem Teil eigentlich mehr Rechenpower, mehr Webfähigkeit und mehr Systemsteuerung steckt.

Audi stellte sein neues A3-Cockpit aus, in dem ein kleiner Touchscreen die Steuerung des Multimedia- und Navigationssystems erleichtern soll. Das ganze Auto wird ab März durch einen 1,2 Gigahertz Dual-Core-Prozessor gesteuert. Daimler experimentiert nicht nur mit einem umfassend kommunizierenden Fahrzeug, das nicht nur den Fahrer, sondern auch sonstige Verkehrsteilnehmer in seinen Chat einbezieht. Auch die neue Display-Technik, mit der Informationen direkt auf die Windschutzscheibe projiziert werden, zeigt Daimler-Vorstand Dieter Zetsche.

Und KIA, nicht unbedingt für die Luxusklasse bekannt, hat zusammen mit Microsoft einen totalen App-Overkill bereitgestellt: Das Auto meldet per SMS seine Position, wenn es aus dem zuvor definierten Gebiet herausgesteuert wird. Der Fluchtversuch mit der lapidaren Erklärung, „Ich geh mal eben Zigaretten holen“, klappt also auch nicht mehr so reibungslos.

Auf die Macht der sozialen Medien setzt Don Rich, der ein landesweites Radarfallenwarnsystem aufbauen will. Ford hingegen werkelt an einem Pollenflugwarnsystem, das seine Informationen ebenfalls über Social Networks sammelt und verbreitet. Eine Kombination beider Planungen würde vielleicht die Renaissance des wunderbaren Ford Escort ermöglichen – natürlich im Retro-Look.

Auch die weiße Ware ist hier auf der CES vertreten: Kühlschränke mit integriertem Einkaufszettel sind ja schon genau so ein alter Hut wie Backautomaten, die sich die günstigsten Stromtarife aussuchen. Aber was wir nach wie vor schmerzlich vermissen, ist das ultimative Smart-Social-Touch-App-Phone-Audio-Navi-Home-Video-Sky-Fridge-Espresso-Latte-Mobile – mit dem wir Lotti Krekel bei der nächsten Kölner Prunksitzung beeindrucken können: Äwwer Kaffee koche künne kann se jot!

 

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