Es ist nicht unbedingt so, als wäre vom siebten nationalen IT-Gipfel diese Woche ein Ruck ausgegangen. Eher eine Salve von Impulsen und Impülschen – ein bisschen intelligente Netze, eine Prise Gründerkultur nebst einer Willkommenskultur gegen Fachkräftemangel. Und das ganze wird serviert an einer Kooperation aus klassischer Industrie und ITK.
Nichts war falsch auf dem Essener Gipfel, als Industrievertreter mit der Informationswirtschaft, Gründer mit Investoren und alle zusammen mit der Bundeskanzlerin sprachen. Aber ebenso wenig waren die diskutierten Themen neu – und ebenso wenig waren es die Lösungsansätze.
Es ist alles richtig: Politik und Wirtschaft müssen näher zusammenrücken, um das Großprojekt der intelligenten Vernetzung oder der vernetzten Intelligenz in die Wege zu leiten. Deutschland soll der Welt zeigen, wie effizient eine Ökonomie werden kann, wenn sie ihre Ressourcen richtig einsetzt, Reibungsverluste vermeidet und Synergien nutzt. Das sind die bekannten deutschen Königsdisziplinen – Prozessoptimierung, Logistik, Ressourcenmanagement und nicht zuletzt Kommunikation.
Es ist schon beeindruckend, wenn der Gipfel feststellt, dass 20 Prozent der Leistungszuwächse und Effizienzsteigerungen der Industrie durch Informations- und Kommunikationstechnologie befördert werden. Und es darf auch noch einmal gesagt werden, dass die Industrie der größte Kunde der Informationswirtschaft ist – übrigens: wer denn sonst. Aber nüchtern betrachtet sind diese Erkenntnisse doch so trivial wie die Feststellung, dass Autos nur dank der Petroliumindustrie zu diesem Welterfolg wurden. Ja, stimmt.
Aber wo soll Neues herkommen? Der Gipfel hat richtig erkannt, dass es vor allem darum geht, die richtigen Entscheidungen aus den Vorjahren weiter zu verfolgen. Mit mehr Engagement, mit mehr Fokus und mit weniger Abstimmungsaufwand zwischen Politik und Wirtschaft.
Was zu tun ist, ist reine Kärrnerarbeit. Für das Großprojekt Industrie 4.0 – der Synergie aus Industrie und Ingenium – müssen wir nur die Agenda abarbeiten. Oder um es in für alle verständlichem Fußball-Deutsch zu sagen: „Wir schauen von Spiel zu Spiel und müssen 100 Prozent unserer Leistung abrufen.“
Das Ziel, das der Essener Gipfel formulierte, ist anspruchsvoll: Die weltbeste Netz-Infrastruktur soll hierzulande Produktion und Services befördern. Die Zusammenarbeit zwischen der ITK-Branche und ihrem größten Kunden – der Metall- und Automobilindustrie, der chemischen Industrie und anderer Hightech-Branchen – soll verstärkt werden. Gründern soll der Eintritt in diese Gesellschaft erleichtert werden. Und ausländischen Fachkräften soll der Zugang zu diesem Markt schmackhaft gemacht werden.
Die weitere Beratung und Befassung geht nun in die Ausschüsse. Der IT-Gipfel hat eine breite Aufstellung angenommen. Insofern ist er eher ein IT-Hochplateau.
Eine Überraschung hatte der Gipfel in seinen Communiqués aber doch parat: Wenn wir im Sinne des Projekts „Industrie 4.0“ die Zusammenarbeit zwischen deutschen Spitzenbranchen intensivieren, dann winkt für Deutschland im internationalen Vergleich ein Platz auf dem Treppchen. Denn aktuelle Statistiken sehen dieses Land bei der Industrie auf Platz fünf, bei der IT auf Platz sechs. Zusammen ergebe das Platz drei. Oder doch nur Platz elf?