181203 Bonn

Schatz, wir müssen reden

Partnerschaften sind ein heikles Thema in Deutschland. Sie zu knüpfen ist gar nicht so schwierig – immerhin verliebt sich alle elf Minuten ein Paar auf Parship. Das sind 131 Paare pro Tag – oder 47782 Paare pro Jahr. Gar nicht mal so viel im Vergleich zu gut 80 Millionen Bundesbürgern. Der Paarungserfolg liegt also eher im Promille-Bereich.

Legt man die wahrscheinlich größte Partnergemeinde in Deutschland zugrunde – nämlich 30.000 Partnerunternehmen bei rund 3,3 Millionen Unternehmen überhaupt – dann ergibt sich kurioserweise schnell ein ähnliches Bild: Einerseits ist jedes zehnte Unternehmen in Deutschland auf dem ein oder anderen Qualifizierungslevel Microsoft-Partner, andererseits entscheidet sich auch nur ein Promille der Unternehmen quasi alle elf Minuten, mit seinen Produkten, seinem Skill und seinem Service, Partner von einem der führenden Cloud-Anbieter zu werden, egal, ob es sich dabei um Microsoft, Cisco, IBM, SAP oder jeden beliebigen anderen Anbieter mit einem Partner-Ökosystem handelt.

Partner werden ist nicht schwer, Partner bleiben doch viel mehr – dieser Satz aus dem Volksmund ist unmittelbar auf die IT-Landschaft anwendbar. Allerdings gibt es neben der Quantitätsgleichung auch ein Qualitätsproblem. Denn wer bislang mit niederen Implementierungsdiensten seine Daseinsberechtigung unter Beweis stellen konnte, wird künftig mit erweiterten Services die eigene Unverzichtbarkeit beweisen müssen. Es reicht schon lange nicht mehr, mit der Gold-Card zum Kunden zu gehen und neue Accounts freischalten zu können. Man muss auch in der Lage sein, neue Nutzungsmöglichkeiten anzubieten und dabei gleich die gesamten Serviceangebote unterbreiten zu können.

Cisco will nun seine Partner-Community weiter entwickeln, weil man erkannt hat, dass höher qualifizierte Partner auch höhere Umsatzbeiträge erbringen – vor allem, wenn sie sich am kompletten Produktzyklus des Unternehmens orientieren und sich nicht einfach nur ein paar Rosinen herauspicken. Also: je genauer ein Partner seinem Technology-Provider folgt, desto größer ist der gemeinsame Markterfolg. Es geht darum, den gesamten Produktzyklus von Cisco (oder Microsoft oder SAP oder IBM) zu erbringen. Wer sich immer stärker an der Produkt-Roadmap orientiert und erschöpfend ergänzende Services unterbreitet, wird zu den Gewinnern der nächsten Digitalisierungsrunde gehören – dies gilt für Anwender ebenso wie für Anbieter.

Diese Ökosysteme sind so mächtig geworden, dass sie locker einen Messe-Event wie die Cebit ablösen können. Wenn 30.000 Partner – wie im Microsoft-Ökosystem – ihre gemeinsame Planung offerieren, dann hat das Branchenwirkung, wie sie die Cebit nicht besser offerieren konnte. Dies, multipliziert mit den Ökosystemen von Cisco, SAP, IBM, Salesforce, der Deutschen Telekom, Vodafone und wie die Global Player alle heißen mögen, erzeugt ein Angebotsportfolio, das jeden Tag und zu allen Themen für jedermann und nach seinen Interessen offengelegt werden kann , wie es das bislang noch nie gab.

Die Cebit ist zwar tot, aber im Partner-Channel lebt die xxBIT weiter fort: 2.400 Teilnehmer auf der Leipziger Partnerkonferenz von Microsoft sind z.B. ein Hinweis darauf, wie sich künftige Ökosysteme ihre Events schaffen. Die Partnershows von Cisco, IBM, SAP oder Salesforce werden dies zeigen. Die Cebit ist Vergangenheit – das dürfen wir getrost bedauern. Aber das Partner-Ökosystem lebt. Das können wir getrost bejubeln. Allerdings müssen wir uns dazu auch als Anwender zu einem Teil dieser Partner-Ökonomie machen. Aber wenn Kunden und Partner um den jeweils besseren Partner-Status buhlen müssen, ist zumindest der gute alte Wettbewerb wieder hergestellt.

Schatz, wir müssen reden!

 

 

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