190415 HUB

Auf der Suche nach dem „CEBIT-Home“

 

Es wirkt ein wenig so, als wäre der deutschen Informationswirtschaft seit dem Wegfall der CEBIT der Fokuspunkt entzogen worden: Nach der Industriemesse in Hannover ist klar, dass er dort nicht ist. Zu stark ist auf der HMI die Konzentration auf die smarte Fabrik und das Industrial Internet of Things. Letzte Woche präsentierte sich ein zweiter Kandidat für die Erbfolge: die vom Innovationsverband Bitkom ausgetragene hub.berlin.

Der ehemalige Trendkongress ist im „Jahr 1 nach der CEBIT“ deutlich gewachsen: doppelt so lang (nämlich zwei Tage) mit doppelt so vielen Besuchern (nämlich 8000), rund 1000 Startups und 100 Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen, die Lösungen aus den Bereichen Robotics und Smart Health vorstellten. Sie lockte der inzwischen unvermeidliche Innovator´s Pitch – die zu jeder innovationsorientierten Veranstaltung gehörende Gelegenheit, mit den eigenen Ideen Investoren zu interessieren. Interessant auch, dass mit zwölf Präsentationen im Digital Art Lab die Grenze zwischen Kunst und Technologie gesucht wurde.

Die vielleicht größte Kommunikationsleistung, die die hub.berlin vollbracht hat, dürfte aber gar nicht in hippen Technologien, der nächsten ganz großen Idee oder dem neuesten Geschäftsmodell gelegen haben, sondern vielmehr darin, dass es an den zwei Tagen gelungen ist, den Dialog zwischen Startups und Mittelstand zu etablieren. Denn daran krankt Deutschland vielleicht am allermeisten: an der mangelnden Durchlässigkeit der digitalen Denkansätze zwischen Digitalwirtschaft und industriellem Mittelstand. Was wir brauchen, ist eine Plattform für den Dialog zwischen denen, die über innovative Ideen verfügen, aber keine Kunden haben, und jenen, die Kunden haben, aber unter einem deutlichen Mangel an innovative Ideen leiden.

Das hat die CEBIT in der vordigitalen Zeit hervorragend geschafft. Jetzt, in Zeiten der Digitalwirtschaft, brauchen wir dringend wieder eine solche Dialogplattform. Und die hub.berlin hat durchaus das Zeug dazu. „Wir brauchen in Deutschland Digitalisierung zum Anfassen“, brachte es Bitkom-Präsident Achim Berg auf den Punkt. „Um Deutschland fit zu machen für die Digitalisierung, müssen wir Startups, Mittelständler und große Unternehmen viel enger zusammenbringen.“

Das könnte, ja sollte auch der nächste Kandidat für die CEBIT-Nachfolge schaffen: der deutsche Digitaltag am 24. Juni, der vom Bundesverband Deutsche Startups und der Initiative digitalgermany ausgerufen wurde und Unternehmen aller Generationen, Startups wie Konzerne aber auch Akteure aus der Politik und der Zivilgesellschaft zu einer dezentralen aber dennoch konzertierten Aktion auffordert, „Digitalisierung zum Anfassen“ zu zeigen. Schauplatz sind keine Messehallen oder Event Locations wie die Station Berlin. Der deutsche Digitaltag wird Präsentationen an praktisch jedem Hauptbahnhof in Deutschland haben oder – um es mit der Bundesforschungsministerin zu sagen: praktisch „an jeder Milchkanne“.

Es wäre gar nicht schlecht, wenn die „neue CEBIT“ eine Mischung aus hub.berlin und dem deutschen Digitaltag sein könnte – ein hub.germany beispielsweise, wo über einen Zeitraum von sagen wir einer Woche an vielen hundert Standorten das Land der digitalen Ideen aufblühen könnte. Nötig hätten wir´s, denn – wie eine zur hub.berlin vom Bitkom veröffentlichte Studie zeigt – es sehen zwar immer mehr mittelständische Unternehmen die Bedeutung der Digitalisierung, zögern aber nach wie vor mit den notwendigen Investitions- und Innovationsschritten.

Doch abwarten: es gibt vielleicht noch eine Kandidatur für die CEBIT-Nachfolge, aus der Digitalisierung zum Anfassen mit Sicherheit zu sehen sein wird, die IFA in Berlin, die vom 6. bis zum 11. September stattfinden wird. Dann fände die CEBIT home…

 

 

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