Ohne Cloud droht der Knock-out

Immer wieder werden uns Studien aufgetischt, die den Eindruck nahelegen, es gäbe eine Alternative zum Cloud-Computing. Die gibt es natürlich – ungefähr so, wie Autofahren ein Gegenkonzept zum Atlantikflug ist. Es ist die Wahl zwischen Individualverkehr und Mobilitätsdienstleistung, zwischen Fahren und Gefahren-Werden, zwischen Kurzstrecke und interkontinentaler Reichweite. Beides hat seine Berechtigung – allerdings für völlig unterschiedliche Anforderungen.

Wer tatsächlich nur seine Unternehmenslösung aus dem eigenen Hochsicherheitskeller hervorholt und von On-Premises auf On-Demand wechselt, hat anforderungstechnisch nichts gewonnen. Die ewig ungelöste Frage, mit welcher Infrastruktur eigentlich weniger Kosten entstehen, lässt sich nicht beantworten, weil man sie nicht simulieren kann. Die Anbieter argumentieren hier auch weniger aus Vernunftsicht als vielmehr aus Vertriebssicht. Es ist also auch kein Wunder, dass sich in den Cloud-Studien immer noch Skepsis niederschlägt. Wer die Cloud ohne Inspiration nutzt oder anbietet, bekommt auch keine Innovation für die Investition.

Denn es sind überhaupt nicht die Kosten, die für die eine oder andere Infrastruktur-Strategie sprechen. Es geht um Können oder Nicht-Können! Der digitale Wandel ist voller Optionen, die es im wirtschaftlich vertretbaren Rahmen nur aus der Cloud heraus gibt. Vor allem Anwendungen der künstlichen Intelligenz machen schon jetzt und künftig erst recht den Unterschied. Denn AI-Services aus der Cloud verändern praktisch jeden Anwendungsfall:

Internet der Dinge: Ohne Cloud-Dienste lassen sich die Massendaten, die künftig von den Sensoren an unseren Maschinen ausgesendet werden, gar nicht einsammeln und an einem ERP-nahen System konsolidieren. Aber erst durch AI werden aus diesen Big Data auch Deep Intelligence, tiefe Erkenntnis. Sie wiederum sind die Voraussetzung für unsere Planungssysteme, sich zeitnah auf neue Produktions- und Marktanforderungen einzustellen.

Chatbots: Spracheingabe dürfte sich zur alles dominierenden Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine entwickeln. Schon heute verstehen die Assistenten, die wir über das Smartphone aktivieren, immer mehr Befehle. Die Technik dafür steckt nicht in unseren Handys, sondern in der Cloud – und mit jedem Dialog werden die auf künstlicher Intelligenz basierenden Systeme flexibler.

Predictive Analytics: Im electronic Commerce geht fast nichts mehr ohne künstliche Intelligenz aus der Wolke, die zum Beispiel dazu führt, dass den eShop-Kunden auf den Leib geschriebene Angebote unterbreitet werden können. Aber auch im Backoffice hat AI die Geschäftsprozesse längst revolutioniert: welche Produkte wann einen Absatzboom erwarten lassen und wie sich Produktion und Einkauf darauf einstellen, wird mit Cloud-Diensten immer präziser vorhergesagt.

Machine Learning: Ob Chatbots oder Roboter oder Analytics – nur als Cloud-Service können diese Anwendungen immer besser werden. Selbstoptimierende Systeme lernen, die Anforderungen, die an sie gestellt werden, besser vorauszusehen und entsprechend zu handeln. Dazu sammeln sie die Daten aus Hunderttausenden von Anfragen und verbessern dadurch ihre eigene Leistungsfähigkeit. Ohne die Cloud wäre ihre Lernkurve deutlich flacher.

Cognitive Computing: Wenn Maschinen Hunderttausende von Studien durchkämmen, um Gemeinsamkeiten und Auffälligkeiten im Datenwust zu identifizieren, dann schaffen sie Erkenntnisse, die für große Gruppen von Anwendern interessant sind. Das gilt zum Beispiel im Gesundheitswesen, wo das in medizinischen Studien verborgene Wissen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz herausgearbeitet wird und über die Cloud allen Medizinern zur Verfügung gestellt wird.

Security: Ohne Cloud-Services wäre das zeitnahe Software-Updaten eine Illusion. Es würde Wochen dauern, mit klassischen Mitteln Sicherheitslücken bei Millionen von Anwendern zu schließen. Aber ohne künstliche Intelligenz aus der Cloud würden auch Angriffsmuster bei Hack-Attacken unentdeckt bleiben, könnten frühe Warnungen nicht rund um den Globus verbreitet werden.

Wer auf all dies nicht verzichten will, kann auf Cloud-Dienste nicht verzichten. Wer aber die Cloud als Option grundsätzlich ablehnt, dem droht auf lange Sicht der Knock-out – als Anbieter von IT-Dienstleistungen ebenso wie als Anwender von Informationstechnik. Jeder weiß, dass Autofahren Spaß macht und eine gewisse Effizienz bietet. Nur auf der anderen Seite des Atlantiks kommt man damit ohne fremde Hilfe nicht an.

 

 

TranSissi: Schicksalsjahre einer Messe

Eigentlich könnten die Aussichten besser nicht sein. Nichts geht mehr ohne Digitalisierung. Und wo könnte man sich besser über die aktuellen Themen informieren als mitten im Centrum für Büro- und Informationstechnik, wie die (eigentlich das) CeBIT ursprünglich hieß. Denn die weltgrößte IT-Messe könnte, ja sollte die Informationsplattform für jeden sein, der sich mit dem digitalen Wandel in seinem Umfeld beschäftigt: der Meister, der seinen Handwerksbetrieb auf neue Dienstleistungen umstellen möchte; der Planer, der die Produktionsprozesse in der Fertigungshalle durchgängig digital gestalten will; der Produktmanager, der neue Features und Funktionen für Autos, Maschinen und Geräte ergänzen will; der Marketier, der neue Formen der Marktkommunikation ausprobieren möchte; der Dienstleister, der eine engere Bindung der Kunden an seine Angebote wünscht.

Sie alle haben sich durch die Berichterstattung über neue Gadgets, Software und Medien, wie sie auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas zu Beginn des Jahres vorgestellt wurden, Appetit für das Digitaljahr 2017 geholt. Satt werden sollen sie nun ab dem 20. März, wenn sich die CeBIT-Tore in Hannover für das Fachpublikum öffnen.

Oder lohnt es sich, bis April zu warten, wenn es auf der Industriemesse neben der Digitalisierung in Reinform auch ihre Auswirkungen auf all die Industrie- und Infrastrukturprodukte zu sehen gibt. Wo die CeBIT die Theorie darstellt, bildet die Industriemesse die Praxis des Internets der Dinge ab. So oder ähnlich lauten schon seit Jahren die Einschätzungen der Befürworter einer Zusammenlegung beider Messen – nach drei Jahrzehnten CeBIT-Unabhängigkeit. Gibt es also angesichts von Industrie 4.0, das in Deutschland als Kernkompetenz des Maschinen- und Automobilbaus, der Elektronikindustrie und der Unternehmensberater gesehen wird, noch eine Zukunft für eine eigenständige CeBIT, die dann aber künftig als Centrum für Business, Industrie 4.0 und Transition gedeutet werden muss? Es sind Schicksalsjahre einer Messe.

Doch halt! Zwar sind die Versuche der Messegesellschaft, mit Wortneuschöpfungen wie „Shareconomy“ (2013), „Datability“ (2014) oder „D!conomy“ (2015) den Zeitgeist zu treffen, aller Ehren wert. Um aber wirklich in den Sprachgebrauch überzugehen, waren diese Wortgebilde wohl doch zu verspielt. Aber einen Sinn für den digitalen Lifestyle – für die Strömungen von shared Economy, big Data und digitaler Wirtschaft – haben die Hannoveraner durchaus. Und auch jetzt zeigt der CeBIT Preview, zu dem ausgewählte Aussteller in zwei Messehallen geladen hatten, dass der CeBIT-Zeitgeist durchaus mit dem CES-Lifestyle mithalten kann. Zu sehen war das flügeltürige Model X von Tesla. Ein Quadrocopter an der Leine (haha, in Hannover!), ein autonom Hindernisse umfliegender Multicopter, ein Mini-Rechenzentrum und Analytics-Systeme im Taschenformat, Mode der Zukunft mit Laser-Zuschnitt und 3D-Druck, das von BMW geförderte Projekt CITY eTAXI und nicht zuletzt das autonom fahrende SmartShuttle der CeBIT.

Und dann gibt es noch die wachsende Zahl von Startup-Unternehmen, die sich der CeBIT als Präsentationsfläche nähern. Mit SCALE 11 hat sich die CeBIT inzwischen zur wichtigsten Startup-Plattform in Europa gemausert. Rund 450 digitale Firmengründungen präsentieren ihre Ideen und finden Investoren. In der Halle 11 ist etwas von der Aufbruchsstimmung zu spüren, die die erste CeBIT 1996 bestimmte. Die digitalen Startups sind die Renaissance der Software-Antike.

Also Thumbs-Up für die CeBIT? Vielleicht sind die emotionalen Durchhänger der vergangenen Jahre auch nur Spiegelbild des Branchenklimas gewesen. Jetzt jedenfalls könnten die Aussichten kaum besser sein, sagt das Konjunkturbarometer des Branchenverbands Bitkom. Um satte neun Punkte auf einen Indexwert von 71 stieg der Bitkom-Index zuletzt. Nur noch neun Prozent der vom Bitkom Befragten befürchten, dass das Geschäft schlechter läuft. Während der Umsatz mit ITK-Produkten und -Diensten in Deutschland im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent auf 160,5 Milliarden Euro stieg, wird für 2017 ein Wachstum um 1,2 Prozent auf 162,4 Milliarden Euro erwartet.

Allerdings sind die Erwartungen je nach Sparte unterschiedlich: So rechnen jeweils gut acht von zehn Unternehmen im Bereich Software (85 Prozent) und IT-Services (83 Prozent) mit wachsenden Umsätzen. Hersteller von IT-Hardware erwarten zu zwei Dritteln (65 Prozent) ein Umsatzplus, während jedes sechste Unternehmen (17 Prozent) mit einem Minus rechnet. Produzenten von Kommunikationstechnik gehen zu 62 Prozent von höheren Umsätzen aus.

Diesen Trend spiegelt auch die CeBIT wider: Was vor 31 Jahre als reine Hardware-Show aus der Industriemesse herausgebrochen wurde, entwickelt sich mehr und mehr zur Digitalshow, in der die Software dominiert. Sie steckt in jedem Gerät, das im digitalen Zeitalter einen Markt finden wird. Aber erfahrbar wird Software nun mal im Auto, in der Maschine im mobilen Endgerät. Das Internet der Dinge ist eigentlich ein Internet der Daten, aber wir bemerken es erst beim Betrachten der Dinge. Diesen Spagat wird die CeBIT auch in den nächsten Schicksalsjahren leisten müssen, sonst geht sie tatsächlich irgendwann in der Industriemesse auf.

Such, Maschine, such!

Ein hinreichendes Niveau an Bildung hatten lange Zeit ja bekanntlich jene erreicht, die wussten, wo was steht. In unserer postmodernen, postfaktischen Zeit ist es hingegen vollkommen ausreichend, wenn Google weiß, wo was steht. Der jeweilige Bildungsstand ist folglich nicht mehr unbedingt human, sondern höchstens humanoid, wenn nicht sogar nur noch hybrid.

Bei der Integration von Unternehmensanwendungen scheint sich diese Tendenz auch durchzusetzen: zu Beginn der ERP-Ära gab es für Alles und Jedes dedizierte Anwendungen mit eigener Datenhaltung, die schließlich von allumfassenden Komplettsystemen abgelöst wurden, deren Versprechen die alles zusammenfassende Datenbasis war. Jetzt gehen mehr und mehr Unternehmen hin und kaufen Services aus der Cloud hinzu – und gefährden die eigene homogene Datenstruktur.

Die postmoderne – aber noch lange nicht postfaktische – Unternehmenslösung, die Services für Spezialanforderungen aus dem Web heraus ergänzt, verspricht mehr Agilität. Denn die monolithischen Strukturen der Großanwendungen lassen sich auch mit modernsten Entwicklertools nur noch sehr langsam und nach aufwendigen Integrationstests erweitern. Das hemmt so manche Innovation. Der Griff zu Cloud-Services liegt da nahe – vor allem dann, wenn die zusätzlichen Funktionen nur eine taktische und keine strategische Bedeutung haben, selten genutzt werden oder aber eine permanente Pflege durch Dritte erfordern – die komplexen Anforderungen bei der Zollabwicklung gehörten dazu oder neuerdings Big Data-Anwendungen für vorausschauende Analysen.

Doch das Mehr an Agilität wird möglicherweise durch ein Weniger an Datenkonsistenz erkauft. Am Ende könnten Abteilungen in Unternehmen zu unterschiedlichen Erkenntnissen und Aktionen kommen, weil sie nicht mehr auf eine identische, konsistente Datenbasis zurückgreifen. Dann ist die Frage, wo was steht, plötzlich doch wieder von zukunftsentscheidender Bedeutung.

Nach Ansicht der ERP-Analysten von IDC gehört die Wahrung der Datenintegrität in einer hybriden Umgebung zu den nächsten ganz großen Herausforderungen. Das Internet der Dinge mit seinen Milliarden Maschinendaten wird dieses Phänomen weiter verstärken. Denn die heutigen monolithischen ERP-Systeme können schlechterdings gar nicht schnell genug buchen, um diese Datenschwemme aufzunehmen. Viele ERP-Anbieter flüchten sich deshalb in Vorschaltsysteme – Digital Hubs oder Manufacturing Execution Systems -, mit denen die Datenflut abgefangen und erst als aggregierte Erkenntnisse weitergeleitet werden.

Was bisher nur für die Übernahme und Zusammenfassung von Maschinendaten gedacht ist, könnte aber zu einem zentralen Baustein postmoderner ERP-Systeme avancieren: Datensammler, die aus den Daten der hybriden Lösungen wieder homogene Informationsbasen schaffen. Sie könnten einer der ersten Bausteine eines zukünftigen ERP-Systems sein, das IDC ein wenig hochtrabend „Intelligent ERP“ nennt – womit aber eben nicht intelligente Systeme gemeint sind, sondern solche, die wissen wo im Web und on Premises was steht.

Weitere Bausteine sind schon längst da. Predictive Analytics, mit denen aus den bestehenden Daten Aussagen über die zukünftige Entwicklung generiert werden können, gehören ebenfalls in das postmoderne ERP-Bestiarium. Und – wenn auch erst am Horizont zu erkennen – schließlich wird das Enterprise Resource Planning zum selbstlernenden System, das seine eigenen Algorithmen auf der Basis der gemachten Erfahrungen anzupassen in der Lage ist. Machine Learning ist bereits jetzt das ganz große Ding, wenn es darum geht, Roboter noch hilfreicher agieren zu lassen. Klassische Systeme entwickeln sich nicht mehr weiter, nachdem der letzte Programmierer das Interesse an ihnen verloren hat. Lernende Systeme aber erkennen Veränderungen und passen sich ihnen an.

Ist es nicht genau das, wovon ERP-Anwender seit über drei Jahrzehnten träumen? Das Marktumfeld verändert sich – das ERP-System auch. Nach diesem Geschäftsmodell erhalten sich Tausende von Softwarehäusern am Leben, die ihren Kunden die Anpassungen als teure Dienstleistung verkaufen. Sollte das etwa auch ein Geschäftsmodell sein, das vom Aussterben bedroht ist? Wo steht das denn?

 

 

Verkehrte Welt!

Vor einem Vierteljahrhundert war IBM eine ganz große Nummer bei den Fertigungsunternehmen rund um den Globus. Mit der Produktionsplanungssoftware COPICS und der Design-Anwendung CATIA steuerte Big Blue die Entwicklungs- und Produktionsabteilungen. Großrechner und Netzwerke des Computerriesen tickten bei Automobilzuliefern, Maschinenbauern und Elektronikunternehmen und bildeten das Rückgrat der Datenverarbeitung. Dann traf IBM eine folgenschwere Entscheidung: Raus aus dem Anwendungsgeschäft und Konzentration auf die Plattformen, hieß die neue Marschrichtung – und IBM verlor Jahr für Jahr an Boden auf dem Fertigungsboden. Dafür füllten Konkurrenten wie SAP mit Planungssoftware und Microsoft mit PC-basierten Plattformen das Lösungsvakuum. – Verkehrte Welt!

Jetzt ist IBM zurück auf der Produktionsebene. Strategische Partnerschaften mit Fertigungsunternehmen rund um den Globus werden im Monatsrhythmus abgeschlossen. Der Grund: Die Anbieter von Maschinen, Apparaten und Bauteilen haben erkannt, dass ihre Hardware ohne Software dumm bleibt und damit nicht in die digitalisierte Welt der Zukunft passt. Was sie jetzt brauchen, ist vor allem eines: eine Plattform, auf der sie die Datenströme aus dem Internet der Dinge kanalisieren und analysieren können. Die Stoßrichtung zielt sowohl auf eine smartere Produktion, als auch auf smartere Produkte. Denn die Daten sollen helfen, Produkte so herzustellen, wie sie gebraucht werden und wann sie gebraucht werden. Die Produkte sollen aber auch selbst Daten bereitstellen, damit sie besser das tun können, was gebraucht wird und wenn es gebraucht wird.

Das geht nicht ohne eine Plattform, die praktisch alle Facetten des Produktionsunternehmens zusammenfasst. Cloud-basierte Lösungswelten sind damit Teil der verkauften Hardware. Sie stellen Services bereit, die zu mehr Effizienz bei der Herstellung der Produkte führen und gleichzeitig die Produkte effizienter machen.

Doch IBM ist auch diesmal nicht allein. Microsoft hat sich unter Satya Nadella zu einem Plattform-Anbieter gewandelt, der auf die gleichen Kernkompetenzen zielt wie IBM. Und auch SAP hat erkannt, dass nicht nur die „White-Collar“-Bereiche des Unternehmens Daten sehen wollen, sondern auch die „Blue-Collar“-Kollegen im unmittelbaren Produktionsprozess aus Daten Taten machen. Nie war die klassische Hardware so umworben wie jetzt, wo die Software in die Cloud wandert. Verkehrte Welt!

Dabei ziehen sich die Plattform-Anbieter durchaus ihre eigenen Wettbewerber heran. Denn die großen Automobilzulieferer, Maschinenbauer und Elektrounternehmen nutzen die Cloud-Dienste ihrer Lösungslieferanten auch dafür, aus der eigenen, konzernweiten Digitalplattform ein Angebot für ihre Kunden zu schneidern. Die Cloud wird damit als Plattform zum Produkt, auf dem die Anwender selbst Dienste anbieten. Verkehrte Welt!

Und dieser Markt dürfte gigantisch werden. Denn nicht nur bleibt die bekannte Cisco-Prognose, nach der im Jahr 2020 rund 50 Milliarden Endgeräte im Internet der Dinge Daten über die Cloud austauschen, unwidersprochen. Auch nach einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Frost & Sullivan werden sich die Investitionen in Plattformen für das Internet der Dinge Jahr für Jahr um 25 Prozent erhöhen, um die Kommunikation von Maschine zu Maschine zu erleichtern. Allein in der Logistik zwischen Unternehmen werden dabei nach der gleichen Studie schon 2018 drei Milliarden Megabyte an Daten ausgetauscht. Insgesamt, so glauben die Marktforscher bei General Electric, könnte sich die Wertschöpfung durch IoT-Plattformen in den kommenden Jahren um bis zu 15 Billionen Dollar steigern.

Kein Wunder also, dass General Electric selbst in Plattformen investiert – ebenso wie Siemens oder Bosch. Sie werden sich selbst zum Enabler wandeln, der durch Plattform-Angebote aus der Cloud smartere Kunden und smartere Produkte ermöglicht. Und nicht zuletzt smartere Geschäfte: Denn die Cloud-Plattformen selbst sind Bestandteil der neuen Geschäftsmodelle, in denen Hardware wie Software verkauft wird, die über das Internet gewartet und aktualisiert werden kann, durch Updates neue Produkteigenschaften und Features erfährt und die möglicherweise nur noch gemietet und nach Nutzung bezahlt wird.

Moment mal: Hatten wir das nicht schon? IBMs größte innere Revolution ereignete sich in den siebziger Jahren, als Big Blue vom Mietgeschäft zum Kaufmodell wechselte und damit einen ganzen Markt durcheinander brachte. Jetzt wird auf den Cloud-Plattformen dieses Paradigma wieder umgekehrt. Verkehrte Welt!