Microsofts Public Private Partnership

„Have I told you lately that I love you?“, fragt Rod Stewart und erinnert uns seit dem daran, dass wir von Zeit zu Zeit eine Liebeserklärung an unseren Lebenspartner formulieren sollten. Nicht wahr, jetzt wäre es auch schon wieder mal an der Zeit – also gut, wir warten so lange mit dem Blog…

Kevin Turner, als Microsofts Chief Operating Officer sozusagen der Mann fürs Grobe, wartete jetzt auf der Worldwide Partner Conference in Los Angeles mit einer ungewöhnlichen Liebeserklärung auf – an die Wettbewerber nämlich, ohne die sich Microsoft nicht herausgefordert sähe und damit nicht immer wieder auf den Tugendpfad der Innovation geführt werde. Davon profitiert die ganze Welt in einer weltumspannenden Partnerschaft aus privaten und öffentlichen Cloud-Angeboten. Denn Microsoft ist längst nicht mehr die Firma mit den fetten Client-Angeboten, die bei Resellern in den Regalen stehen und bei Softwarepartnern das Brot-und-Butter-Geschäft der Royalties bilden: Office365 statt Office 2003, Windows 8 statt XP, Azure, Hyper-V und andere Public/Private Infrastrukturangebote für die Cloud statt Internet Explorer 6.0.

Das Liebesspiel mit dem Competitor macht den Redmondern so richtig Freude: SQL Server versus Oracle, Cloud-basiertes CRM gegen Salesforce.com, Virtualisierung mit Hyper-V statt mit VMware, lieber mit Office365 arbeiten als mit GoogleDocs. Zahlen gefällig? Fast fünf Millionen Migrationen von IBMs Lotus Notes nach Microsofts BPOS! Oder Windows Phone? Ach, warum denn immer von Zahlen reden? Man werde schon noch in die dreistelligen Millionenstückzahlen kommen. Dazu gibt es ja schließlich innovative Partner wie zum Beispiel – ähh – Nokia.

Innovative Partner? Die Liebeserklärung an die 14000 anwesenden Partner auf der WPC und an die Zigtausende Partner, die es nur durch die Cloud in den Smog von Los Angeles geschafft hatten, fiel dagegen weniger enthusiastisch aus. Microsoft will die Partnerschaft kräftig aufhübschen und mit 5,8 Milliarden Dollar im laufenden Geschäftsjahr erst einmal ordentlich ins Facelifting investieren. Fett absaugen ist gefordert: die Partner sollen ihren althergebrachten, auf fetten Client-Lizenzen beruhenden Geschäftsmodellen abschwören und endlich, endlich in der Cloud ankommen. Statt Lebensabschnittslizenzen ist künftig Life-Cycle-Management gefordert. Die Cloud sei 100-Prozent-Partner-Umsatz, rief Microsofts Big Boss Ballmer in die Runde. 

Diese Liebeserklärung kommt eher einem Ultimatum gleich. Wer seine Zukunft mit fetten Client-Lizenzen plant, ist bald genauso tot wie Office 2003. Lass uns die alten Klamotten wegschmeißen, Schatz, ab morgen gilt die public private Partnership in der Cloud. 

Aber dann wäre der Sales-Channel kein Kanal mehr, also eine Eins-zu-Eins-Verbindung zwischen Microsoft und dem Kunden, dessen Leistungsfähigkeit durch die Performance des Partners bestimmt wird, sondern ein Netzwerk, dessen Leitungs- und Leistungsfähigkeit durch die Qualität des Gemeinschaftsauftritts definiert würde. Kein Wunder, dass die Partner diese Liebesbeziehung mit Zurückhaltung aufnehmen und um ihre Claims fürchten. Das Partner-Netz als Swingerclub, in dem die Kunden in der Wolke den Partner nach Tagesform austauschen können? Da muss man als Partner schon verdammt gut sein und exklusive Dienste anbieten können! Aber sollte man das nicht sowieso?

Die nächsten Worldwide Partner Conferences werden es zeigen, ob Microsoft bei der Partnerprofilierung weiter gekommen ist. dann sollte es am Ende zu einer neuen Liebeserklärung kommen. Wir lieben die Partner, weil sie uns dazu zwingen, im Wettbewerb unter Peers immer besser zu werden.

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