220829 NFT

Wissen wäre Macht

In einer aktuellen – und als repräsentativ eingestuften – Umfrage des Meinungs-Portals Civey sollten am vergangenen Wochenende C-Level-Entscheider eines Unternehmens – also Manager in der Position mit irgendwas mit „Chief“ – auswählen, welche der vorgegebenen Digitaltechnologien für ihr Unternehmen in naher Zukunft richtungsweisend sein würden. Zur Auswahl standen Blockchain, Kryptowährung, NFTs, Virtual Reality, Augmented Reality – und natürlich „Keine der Genannten“ und „Weiß nicht“.  Und wenig überraschend sagten 64 Prozent der befragten Chiefs, dass keine der genannten Technologien künftig einen Einfluss aufs Geschäft haben werde. Weitere 5,5 Prozent zuckten mit den Schultern: „Weiß nicht“!

Bleiben noch 30 Prozent, die irgendwie die genannten Technologien mit ihrer eigenen Zukunft verbinden konnten. Immerhin zwölf Prozent der Befragten sahen in Augmented Reality einen nennenswerten Einfluss auf die künftige Geschäftsentwicklung, der Rest verlief im marginalen Bereich. Ausgenommen NFTs, die von den Managern ausnahmslos – also mit 0,0 Prozent – als irrelevant eingestuft wurden. Nun soll dies kein Pro-Seminar zu Digitaltechnologien werden, in dem der feine Unterschied zwischen Virtual und Augmented Reality herausgearbeitet wird oder erklärt wird, warum Blockchain-Technologie nicht zwangsläufig etwas mit Kryptowährungen zu tun haben muss.

Aber NFTs wollen wir angesichts der Tatsache, dass 100 Prozent der Befragten sie für sich als unwichtig identifizierten, nun doch kurz deuten:  NFT steht nämlich für Non-Fungible Tokens und ist ebenfalls eine Blockchain-Technologie, mit der auf digitale Objekte wie 3D-Dateien, Audios, Videos etc. verwiesen wird. Wer also beispielsweise im  Vertrieb oder im Handel originale oder einmalige digitale Objekte an Kunden, Interessenten oder in weltweiten Teams an Mitarbeiter verschicken will, kommt an NFTs eigentlich nicht vorbei. Das Auktionshaus Christie´ s hat unlängst ein originales digitales Objekt (Bild), also ein NFT, versteigert. Man kann damit also tatsächlich Geschäft machen.

Aber wenn NFTs in der Geschäftswelt keiner kennt, dann will sie dort auch keiner. Darin zeigt sich ein massives Qualifikationsproblem. Es wird – wie sich zeigt – höchste Zeit für ein deutsches Blockchain-Kompetenzzentrum. Aber Blockchains sind nicht die einzige Technologie, bei denen mittelständische Top-Manager unwissend die Schultern zucken. Es gilt bedauerlicherweise für praktisch alle Digitaltechnologien – angefangen beim Internet der Dinge und nicht enden wollend beim Homeoffice.

Das haben mittelständische Unternehmer längst als ihr massivstes Problem erkannt. Vier von fünf Unternehmern sehen im Mangel an qualifiziertem Personal den Haupt-Hinderungsgrund für die Umsetzung von Digitalprojekten, wie eine jetzt veröffentlichte Studie über das Innovations- und Investitionsgeschehen in mittelständischen Unternehmen deutlich macht. Und dieser Fachkräftemangel ist der wesentliche Grund, warum mittelständische Unternehmen keine Visionen für die digitale Transformation entwickeln, geschweige denn verwirklichen. Für sie gilt: Wissen wäre Macht.

Aber sie wollen doch, signalisiert eine jetzt von der DZ-Bank herausgegebene Sonderbefragung zu digitalen Innovationen im Mittelstand. Auf den Punkt gebracht lautet die Erkenntnis aus der Studie: Mehr als jeder zweite Mittelständler will in den nächsten Monaten mehr in Digitalisierung, neue Technologien und Künstliche Intelligenz investieren. Doch mehr als jedem Fünften fehlt das Personal, um Innovationen stärker voranzutreiben. Daher steckt jedes dritte Unternehmen Geld in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter, um bei Innovationen am Ball zu bleiben. Denn Wissen ist doch Macht!

Die Studie klingt gut, hat aber einen wichtigen Designfehler. Zwar wurde sie jetzt erst veröffentlicht, doch die Befragung erfolgte vom 23. Februar (sic!) bis Mitte März. Das ist die Vor- und Frühphase des russischen Überfalls auf die Ukraine, in der wir erstens noch nichts über die deutsche Beteiligung an der Militärausstattung der ukrainischen Armee und zweitens noch nichts vom Energiekrieg, den Putin inzwischen gegen Europa losgetreten hatte, wussten. Wir wussten auch nichts von galoppierender Inflation und wegbrechenden Märkten in China. Wir waren doch noch so naiv.

Heute sind wir es nicht mehr – und halten unser Kapital in diesen unsicheren Zeiten beisammen. Das zu untersuchen wäre eine zweite Studie im Auftrag der DZ-Bank wert. Oder ganz schnell und repräsentativ bei Civey, denn Wissen ist und bleibt nun mal: Macht!

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