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Es kann nur besser werden!

Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Mission Mittelstand schauen zwei Drittel der mehr als 250 befragten Unternehmer kleiner und mittelgroßer Firmen positiv auf das neue Jahr. Ist das Zweckoptimismus nach dem Motto: Es kann nur besser werden?

Immerhin sieht sich jeder zehnte Top-Entscheider nicht gut aufgestellt für die Herausforderungen im soeben begonnenen Jahr. Aber, so möchte man nachfragen: NUR jeder zehnte? Mehr als die Hälfte der Befragten sieht dagegen sein oder ihr Unternehmen für die kommenden Aufgaben gut eingestellt. Das große Jammern, das noch im Herbst ertönte, scheint vorbei zu sein. Die Krise ist nicht vorüber, aber man weiß jetzt genauer wie groß die Herausforderungen tatsächlich sind. Und aus der Erkenntnis zieht der Mittelstand die Zuversicht: „Wir schaffen das“.

Dabei wurde der jahrelange Evergreen auf der Sorgenliste erstmals abgelöst. Nicht mehr der Fachkräftemangel bereitet den Entscheidern die meisten Kopfschmerzen, sondern die hohe Inflationsrate. Nun, wenn vorerst neue Einstellungen zurückgestellt werden, kann man den Mangel an qualifiziertem Personal auf dem Arbeitsmarkt schon mal übersehen. Der Inflation aber entkommt niemand – weder bei der Beschaffung der Rohstoffe, noch bei den Produktionskosten, den Löhnen und Gehältern, noch im Konsum und im Export.

Deshalb ist auch wieder Effizienz wichtiger als Wachstum. Etwa 70 Prozent der Befragten geben an, dass Handlungsbedarf bei der Verbesserung der Strukturen und Prozesse besteht. Dabei geht es vor allem um Resilienz –also der Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und sich veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Wer jetzt in neue Strukturen investiert, kann sich später – bei der Erholung der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen – schneller auf neue Wachstumschancen stürzen.

Wie intensiv der Mittelstand hier nach vorne blickt, zeigt der Stellenwert, den inzwischen Investitionen in eine nachhaltige Transformation eingenommen haben. Konkret wird da das „Forum Ökologisch-soziale Marktwirtschaft“, das zusammen mit der Bertelsmann-Stiftung eine detaillierte Untersuchung der Innovations- und Investitionsanreize im Mittelstand vorgelegt hat: Der Staat muss einen widerspruchsfreien Rahmen und effektive Anreize für die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit setzen, wenn Energieeinsparungen und der fürsorgliche Umgang mit Rohstoffen im Mittelstand zu neuen Wachstumseffekten sorgen soll. Stattdessen setzen die heute existierenden steuerlichen Instrumente vielfach Fehlanreize und hemmen Innovationen im Bereich nachhaltiger Technologien.

Dabei gilt ein wichtiger Grundsatz mehr denn je: Wer kritische Prozesse erst hinterfragt und erneuert und dann digitalisiert, handelt stärker fokussiert als der, der veraltete Prozesse ohne Änderung digitalisiert und damit nur den Status quo für den nächsten Abschreibungszyklus manifestiert. Nach der aktuellen Umfrage des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft will jeder vierte Unternehmer sogar die Investitionen gegenüber den Vorjahresausgaben erhöhen. Weitere 40 Prozent wollen die Investitionen immerhin in der gleichen Größe beibehalten.

Auch nach der BVMW-Umfrage gehören Inflation und Rezession zu den schwerwiegendsten Ursachen für Sorgenfalten. Und während die Mittelständler sich selbst gute Noten geben beim Umgang mit den Herausforderungen der multiplen Krisen, wird die Bundesregierung mit schlechten Noten abgestraft: Beinahe die Hälfte der 1400 Befragten vergibt ein „mangelhaft“ oder „ungenügend“. „Jetzt muss auch die Politik mitziehen. Das bedeutet eine konsequente Entlastung des Mittelstands bei Steuern und Abgaben und keine neuen bürokratischen Lasten. Die Bundesregierung muss 2023 zu einem Jahr des Mittelstands machen“, fordert BVMW-Chef Markus Jerger.

Es kann also nur besser werden! Oder anders ausgedrückt: es geht uns besser, aber noch lange nicht gut!

 

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