AMD – Another Microsoft Device

Geschichte, sagt man, wiederholt sich nicht – höchstens als Farce. So scheint es in der Tat zu sein. Vor einigen hundert Bonnblogs haben wir uns gefragt, was IBM wohl mit seiner Kriegskasse von rund 100 Milliarden Dollar anfangen wird, und ob Big Blue in der Lage sein wird, sich durch Zukäufe wieder ins Zentrum des IT-Geschehens zu katapultieren.

Jetzt, da Microsoft mit einer Kriegskasse von rund 100 Milliarden Dollar ausgestattet ist, stellt sich kontinuierlich die Frage, welche Übernahmen in Redmond geplant sind und warum sie geeignet sein könnten, Microsoft wieder ins Zentrum der Cloud-basierten IT-Szene zu rücken. Vorgestern war es Salesforce, das sich einer mutmaßlichen Übernahme durch Microsoft gegenübersah, gestern war es der Chip-Hersteller AMD.

Die beiden Companies könnten unterschiedlicher kaum sein.

Salesforce gräbt mit seiner Cloud-gestützten CRM-Software den etablierten Anbietern von Lösungen für die Vertriebsunterstützung wichtige Umsatzquellen ab – Oracle, SAP und auch Microsoft können nicht annährend mit ähnlichen Wachstumsraten in diesem Marktsegment aufwarten. Der Highflyer wird denn auch mit astronomischen Übernahmepreisen gehandelt – zuletzt standen sagenhafte 60 Milliarden Dollar auf dem Preisschild.

Advance Micro Devices dagegen beliefert das Who-is-Who der IT-Szene mit Prozessoren und sichert ihnen damit wichtige Umsatzquellen – in Apples MacBooks, in Sonys PlayStation und auch in Microsofts Xbox ticken die Grafik- beziehungsweise Rechenkekse. Der Oldtimer der Branche wird dennoch an der Börse äußerst zurückhaltend bewertet – auf dem aktuellen Preisschild stehen gerade mal 1,26 Milliarden Dollar.

Das ist kaum mehr als ein Prozent in Microsofts Kriegskasse und entspricht umgekehrt auch ungefähr dem Rechnungsbetrag, den Microsoft jährlich an AMD für die Lieferung der Xbox-Prozessoren überweisen muss. Der Microsoft-Chef Satya Nadella könnte also mit dem Kauf von AMD kaum etwas falsch machen, zumal er Konkurrenten wie Sony und Apple vor die Alternative stellen würde, künftig entweder Microsoft über AMD am eigenen Geschäftserfolg zu beteiligen oder sich völlig neue Lieferketten aufzubauen.

Aber hat Satya Nadella nicht eben noch in seiner Mail an die Mitarbeiter nahegelegt, dass  Microsoft keine Hardware-Company ist, sondern wiederholt, dass es sich um eine „Cloud First, Mobile First“-Organisation handelt, die genug damit zu tun habe, das eigene PC-Geschäft in die Cloud zu retten? In der Tat verdankt Nadella die gut gefüllte Kriegskasse dem Geschäft rund um die PC-Produkte, die für 40 Prozent des Umsatzes aber für drei Viertel des Gewinns stehen. Die Herausforderung dürfte darin bestehen, bei zukünftig geringeren Margen aus der Cloud die eigene Profitabilität hoch zu halten. Dazu sind Kostensenkungen notwendig, nicht aber Kostenfresser wie eine eigene Chipherstellung.

Tatsächlich ist das Problem aller etablierten Unternehmen, die sich auf die Cloud vorbereiten, dass sie mit einem aus dem Lizenzgeschäft gespeisten Dollarzufluss groß und fett geworden sind, während Unternehmen wie Salesforce, Amazon oder Facebook, die von Anfang an unter der Wolke lebten, schlank und stromlinienförmig aufgestellt sind. Auch ihre Partnerstruktur ist völlig anders aufgebaut und lebt nicht vom althergebrachten Kaskadenmodell, in dem der Lizenzkuchen aufgeteilt wird zwischen Hersteller, Berater und Implementierer.

Sie leben vielmehr von vielschichtigen Beziehungen zwischen Plattform und Service, zwischen einander verstärkenden Angeboten und sich aufschaukelnder Marktpräsenz. Sie nutzen die Dynamik der Cloud anstelle der Statik des Co-Marketings. Wie schwierig sich dies für Microsoft inzwischen gestaltet, zeigt eine aktuelle Umfrage unter Partnern, in der zwar 25 Prozent der Befragten sagen, dass Microsoft wichtigster Lieferant sei. 70 Prozent aber urteilen, dass Microsoft lediglich ein wichtiger Partner unter vielen wäre. Die alten Bindungsmechanismen funktionieren nicht mehr.

Diese Entwicklung musste auch IBM durchleben und durchleiden. Armonk hat nach all den Zukäufen in den vergangenen Jahren erkennen müssen, dass die Company am Ende immer noch die gleiche ist: IBM nämlich. Microsoft wird das mit oder ohne Salesforce, mit oder ohne AMD ebenfalls erfahren müssen. Der Wandel kommt nicht von außen und nicht durch Zukäufe. Die Transition in eine lupenreine Cloud-Company kann nur von innen heraus erfolgreich sein – mit Produkten, die den eigenen Herzschlag des Unternehmens und seiner Mitarbeiter weitergeben.

Sonst wäre AMD einfach nur ein Anderes Microsoft-Device. Und das wäre doch wirklich rausgeschmissenes Geld.

Dynamisches Rein und Raus

Kurz vor dem Geschäftsjahresende macht Microsofts CEO, Satya Nadella, noch einmal die Wundertüte auf. Was sich ändert, hat er jetzt in einem Management-Memo an das Microsoft-Team zusammengefasst. Und auf den ersten Blick sieht es so aus, als handele es sich vor allem um einen Dreh der Personal-Karussells.

Kurz zusammengefasst, kehrt Microsoft wieder zu einer stärker von Techies beherrschten Organisationsstruktur zurück, während einige der eher auf Marketing ausgerichteten Kollegen aus der Führungsriege ausscheiden. Nun, jede Zeit hat ihr Personal – und Satya Nadella hat offensichtlich die Ära der technologischen Aufholjagd ausgerufen, um so schnell wie möglich zu „Mobile First, Cloud First“ zu gelangen. Und zwar schneller als die Konkurrenz.

Doch das ist nur der erste Blick. Der zweite Blick auf die neue Organisationsstruktur offenbart die Schwerpunkte, in denen Microsoft seine Technologie weiterentwickeln will. Dabei gibt es Verlierer (insbesondere auf Seiten der Hardware und der Telefonie) und Sieger:

Als strategische Speerspitze soll die neu gegründete Windows and Devices Group (WDG) fungieren, die das von Nadella favorisierte Ziel verfolgen soll, Windows 10 und darauf aufbauende Anwendungen auf allen denkbaren Endgeräten zu platzieren. Unter der Leitung von Terry Mason werden also die bisher getrennt agierenden Bereiche „Operating System“ und „Microsoft Devices“ zusammengefasst.

Zu den klaren Siegern dürfte auch Scott Guthrie zählen, dessen Cloud and Enterprise Team nicht nur wie bisher die Cloud-Infrastruktur rund um Azure und Dienstleistungen für Geschäftskunden verantwortet, sondern nun auch die Entwicklungsverantwortung der Dynamics-Lösungsfamilie erhält.

Als dritte Säule fungiert die Application and Service Group (ASG), die weiter unter der Führung von Qi Lu steht. Hier werden vor allem die persönlichen  Productivity Tools aus der Cloud heraus entwickelt und angeboten.

In der Konsequenz verlassen Stephen Elop, Kirill Tatarinov, Eric Rudder und Mark Penn – wenn zum Teil auch aus unterschiedlichen Motiven – das Unternehmen…

Die starke Stellung der neuen Windows and Device Group kann nur insofern überraschen, als Nadella kaum einen Zweifel daran lässt, dass ihm der von seinem Vorgänger Steve Ballmer bescherte Einstieg ins Hardwaregeschäft gar nicht behagt. Der deutliche Hinweis darauf, dass Windows 10 über alle Microsoft Plattformen und verstärkt auch auf Plattformen der Wettbewerber verfügbar sein wird, zeigt aber, dass Microsoft First nicht auch zwangsläufig Hardware First bedeuten soll.

Deutliche Konsequenzen aber dürfte das Erstarken der Sparte Cloud and Enterprise haben. Immerhin zwei Milliarden Dollar steuert Dynamics ERP und CRM Portfolio zum Microsoft-Umsatz bei – also ein durchaus fetter Brocken, der in der Teamorganisation erst noch verdaut werden muss. Das gilt insbesondere für den etablierten Marketing- und Vertriebs-Kanal, der auch den Kanal über Partner mit einbezieht. Dieser für die Geldflüsse so wichtige Teil der Organisation, muss jetzt neue Berichtskanäle finden. Entscheidend dürfte dabei die Frage sein, ob Mike Ehrenburg in der neuen Konstellation mehr oder weniger Aufmerksamkeit genießen wird.

Man darf getrost davon ausgehen, dass damit die ERP- und CRM-Lösungen unter dem Markennamen Dynamics auf schnellstem Weg in die Cloud gebracht werden sollen. Dabei wird sich Microsoft – aber auch seine Partner – auf ein völlig neues Geschäftsmodell einstellen müssen: eine Veränderung, in deren Verlauf sich ERP-Konkurrent SAP beispielsweise bereits befindet. Mit einem auf der Cloud-Architektur basierenden Dynamics-Angebot werden sich Microsoft wie auch Partner vom klassischen Lizenzgeschäft verabschieden und ein Miet-Portfolio aufbauen, das erst nach Jahren zu einer vergleichbaren Umsatzgröße führt. Hinzu kommt, dass Microsoft nun seine Partner noch stärker darauf drängen wird, das komplette Cloud-Angebot einschließlich Office365 und den BI-Produkten ins eigene Portfolio mit aufzunehmen.

Gleichzeitig aber wird Dynamics unter Windows 10 nicht mehr das Angebot bleiben können, das heute im Markt erfolgreich ist. Geänderte Anforderungen an Usability, neue Cloud-orientierte Services oder die Vorbereitung auf veränderte Supportstrukturen werden Dynamics signifikant verändern. Und plötzlich genießen auch jene Produktverantwortlichen bei Microsoft Gehör und finanzielle Zuwendung, die sich seit gut zwei Jahren für ein Cleanup des Dynamics-Angebots aussprechen. Das wird die Dynamics-Partner und -Kunden in der nächsten Zeit schwer in Atem halten.

Zehn oder die Kunst der Kundenpflege

Jetzt wissen wir es also: am 29. Juli ist D-Day: Download-Tag für Windows Zehn. Seit heute erhalten Benutzer, die Windows 7 oder 8.1 einsetzen, den Hinweis, dass sie sich für den Download bereithalten und registrieren sollen. Ein Jahr lang, so heißt es, kann dann die Welt das Upgrade runterladen und für die Lebensdauer des Geräts kostenfrei nutzen.

Schon im April hatte Microsoft mit dem Updatepaket 3035583 einen mutmaßlichen Window-10-Downloader auf allen registrierten Systemen installieren lassen. Ausgenommen sind freilich Enterprise Editionen, für die es kein kostenfreies Upgrade gibt, und RT-Installationen, für die es nicht einmal ein kostenpflichtiges Update gibt. Oder doch? Gerüchten zufolge wird Microsoft zumindest XP-Kunden ein kostenpflichtiges Upgrade für 35 €uro anbieten.

Der Termin gilt allerdings nur für PCs und Tablets. Smartphone-Inhaber müssen wohl noch ein wenig warten. Der unterschiedliche Termin dürfte in dem Versprechen liegen, eine über alle Systeme portierbare Windows-10-Version zu erhalten. Wer also eine App auf dem Smartphone installiert, soll sie auch auf dem Desktop nutzen können – natürlich bei voll synchronisiertem Datenbestand. Wer dies nutzt (und wer sollte das nicht wollen), ist schon mal per se Microsofts Cloud-Kunde. Gleichzeitig kommen Updates und Features jeden Patchday frei Haus – ob man will oder nicht. Für Consumer ist das okay. Für Unternehmen aber nicht.

Deshalb hat Microsoft ein kompliziertes Service-Modell für „Windows as a Service“ entwickelt, das Kunden in unterschiedliche Nutzer- und Nutzungskategorien einteilt. Für Unternehmen wird aller Voraussicht nach der Patchday zur Vergangenheit gehören. Updates werden danach aufgespielt, sobald sie verfügbar sind. Das sollte für Sicherheitsfeatures nicht uninteressant sein. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, Updates nicht auf jedes einzelne Endgerät, sondern auf einen zentralen Server zu schicken, von wo aus sie weiter distribuiert werden können. Das sollte die Netze deutlich entlasten. Und schließlich können Administratoren entscheiden, ob sie lediglich Sicherheits-Updates und Fehlerkorrekturen oder auch neue Funktionen installieren wollen.

Kunden sollten sich deshalb künftig gut überlegen, ob sie bei der Microsoft-Registrierung als „Consumer“ oder als „Company“ eingestuft werden wollen. Diese Option gilt insbesondere für kleinere Unternehmen, Handwerkbetriebe oder Freiberufler. Sie sollten ihr „Verhältnis zur Cloud“ dadurch klären, dass sie sich als Unternehmen outen und damit besondere Sorgfaltspflichten in Anspruch nehmen.

Für Microsoft steht dahinter eine interessante Geschäftsoption: (zu) viele nutzen Windows unter dem Mantel einer Privatperson längst betrieblich. Wo bisher die Lizenz im Wege stand, könnte künftig der Service den Weg zur Enterprise Edition ebnen.

Denn für dieses Betreuungsniveau braucht Microsoft keine Partner mehr – das Installieren neuer Updates von exklusiven Gold-Master-Scheiben ist eher ein Relikt des vergangenen Jahrtausends. Die Gelegenheit, während der Installation einen Kaffee mit dem Kunden zu trinken und sich nach nächsten Betreuungsmöglichkeiten (also: Geschäftschancen) zu erkundigen, ist ebenfalls passé. Das macht man jetzt durch moderne Marketing-Tools und Social Media. Den Ersatz sozialer Kontakte durch technische Interaktion nennt man Fortschritt…

Aber je mehr Kunden ihren Status als „Schein-Konsument“ zugunsten eines „Echt-Betriebs“ aufgeben, desto intensiver kann Microsoft sein Klientel bedienen. Das wird immer wichtiger angesichts der Tatsache, dass jedem User inzwischen mehrere Systeme zugeordnet werden müssen. Wer einen PC nutzt, hat wahrscheinlich auch ein Smartphone. Wer ein Tablet im Einsatz hat, greift vielleicht auch auf einen Windows Server zu. Diese Welten will und muss Microsoft mit Windows 10 und einer besonderen Kundenpflege einfangen. Der “Zehn-Buddhismus“ führt in eine neue Art der Kundenpflege. Windows 10 ist deshalb einerseits ein neues Betriebssystem, andererseits ein neues Betreuungssystem.

Allerdings sei auch angemerkt: Willkommen im Club, Microsoft. Die GUS Group verfolgt diese moderne Form der Kundenbetreuung mit ihrer Update-Philosophie rund um die GUS-OS Suite schon seit Jahren. Aber wir haben ja auch keine Privatkunden…

Das Fest der guten Ratschläge

Wenn man „nullt“ stellen sich nicht nur die Gratulanten ein, sondern auch die ungebetenen Spender guter Ratschläge für das weitere Fortkommen: abspecken, agiler werden, gelassener werden – das sind so die Klassiker, die man dann zu hören bekommt. Und offensichtlich gilt das auch für Organisationen und Unternehmen, wie man jetzt an den zahllosen Beiträgen zum 40sten Firmenjubiläum der Microsoft Corp. sehen kann. Die meisten begnügen sich nicht einfach nur mit einer Widergabe der Leistungen und Lösungen, die eines der revolutionärsten Unternehmen der Wirtschaftsgeschichte vollbracht hat. Sie müssen Satya Nadella auch im Detail erklären, was er tun und lassen soll, wenn seine Company auch nur die nächsten zehn Jahre erleben soll. Der MS-CEO könnte eine ganze Woche damit verbringen, die Mails, Blogs, Kommentare und Analysen abzuheften, die Microsoft jetzt den Weg in die Cloud weisen.

Dabei handelt es sich längst um einen No-Brainer, dass Microsofts Zukunft – und die der ganzen Informationswirtschaft – in der Kombination aus Mobile und Cloud Computing liegt. Spannender ist die Frage, wie man beim Marsch in die Wolke seine Unterscheidungsmerkmale behält Und es ist durchaus viel verlangt von einer Organisation, entgegen der eigenen DNA, gegen die Unique Selling Preposition zu agieren. Das aber steht derzeit auf dem Maßnahmenplan ganz oben: nicht nur für Microsoft, sondern für praktisch alle Global IT-Player. Ihre großen Integrationsleistungen werden nämlich durch das Wolken-Paradigma verdeckt. Sie werden zwar noch immer dringend benötigt und ohne sie würde nichts in der Cloud funktionieren – aber es interessiert den mobilen Smartphone-Nutzer nicht mehr, warum seine App funktioniert.

Dass das in Redmond auch so gesehen wird – oder zumindest in gewissen Zirkeln diskutiert wird – zeigt der Hinweis von Mark Russinovich, der als Microsoft Technical Fellow geradezu dazu aufgerufen ist, das Undenkbare auszusprechen: Man könne, sagte er unlängst, vielleicht sogar das Betriebssystem Windows als Open Source zur Verfügung stellen. Das wäre ein noch deutlicherer Schritt als die Überlegung, Microsoft-Produkte auch anderen Betriebssystemen wie iOS oder Android zu öffnen. So unwahrscheinlich ein solcher Schritt in der nächsten Zeit wäre, so fundamental wäre der Move für die Marketing-Maschine Microsoft, die hinter jeder proprietären (aber wegen der Marktdominanz doch zum Weltstandard zählenden) Lösung eine Cash Cow verbirgt. Wie sehr Microsoft in diesem lange Zeit durchaus sinnvollen Geschäftsmodell steckt, beweist die aktuelle Lizenzpolitik zum SQL Server.

Aber die mobile, durch die Cloud bestückte Computerwelt funktioniert nicht mehr (oder demnächst nicht mehr) nach dem Lizenzmodell, sondern nach dem Pay-per-Use-Prinzip. Das sollten beste Voraussetzungen für Microsoft sein, sollte man denken, denn die Office-Lösungen zählen unzweifelhaft zu den meistgenutzten und meistverbreiteten Anwendungen auf diesem Globus. Aber sie verdanken ihre Marktbeherrschung nicht den zahllosen Klicks auf den mobilen Endgeräten, sondern dem alten Marketing-Modell des Bundlings. Und die Paketierung von Hardware, Systemsoftware und Anwendungssoftware funktioniert in der Cloud einfach nicht mehr.

Derzeit allerdings sieht es eher so aus, als wollte Microsoft die Mittel des Produkt-Bundlings revolutionieren – mit Azure als Plattform und Office 365 als Anwendungssuite. Die Strategie erinnert ein wenig an den Parforce-Ritt ins Internet Mitte der neunziger Jahre. Damals stampfte die Company den Internet Explorer aus dem Boden, um verlorengegebenes Terrain zurückzugewinnen. Da konnte nur gelingen, weil der Browser eng ans Betriebssystem gekoppelt war.

Die Company hat durchaus alle Chancen, sich mit dieser Methode in der Cloud-Spitzengruppe festzusetzen. Nur: Der Preis für diese Vorrangstellung könnte sehr hoch sein, weil die Marge in der Cloud eben nicht mehr sehr hoch sein wird. Die Microsoft-Organisation ist aber in den Jahren der glücklichen Cash Cows selbst zu fettleibig geworden, um jetzt mit der Cloud-Diät über die Runden zu kommen.

Also doch: abspecken, agiler und gelassener werden! Oops, Microsoft, jetzt haben wir doch ungefragt gute Ratschläge gegeben. Sorry und trotzdem: Happy Anniversary.